Paris, Ein Fest Fürs Leben
Gastgeber, und als er Wein trank, blickte Zelda ihn an und lächelte glücklich mit den Augen und auch mit dem Mund. Dieses Lächeln lernte ich nur zu gut kennen. Es bedeutete, daß sie wußte, Scott werde nicht zum Arbeiten fähig sein.
Zelda war eifersüchtig auf Scotts Arbeit, und als wir sie besser kannten, wurde dies zu einer regelmäßig wiederkehrenden Gewohnheit. Scott entschloß sich, nicht mehr auf ganznächtige Trinkgelage zu gehen und sich jeden Tag etwas Bewegung zu machen und regelmäßig zu arbeiten. Er fing mit der Arbeit an, und sobald er richtig bei der Arbeit war, fing Zelda an, sich zu beschweren, wie sehr sie sich langweile, und schleppte ihn auf eine andere Saufparty. Dann zankten sie sich, und dann versöhnten sie sich, und er schwitzte auf langen Spaziergängen mit mir den Alkohol aus und nahm sich vor, von nun an wirklich zu arbeiten, und er fing auch gut an, und dann ging alles wieder von vorne los.
Scott war sehr verliebt in Zelda, und er war sehr eifersüchtig auf sie. Er erzählte mir viele Male auf unseren Spaziergängen, wie sie sich in einen französischen Marineflieger verliebt hatte. Aber seitdem hatte sie ihn niemals mit irgendeinem anderen Mann wirklich eifersüchtig gemacht. In diesem Frühjahr machte sie ihn mit anderen Frauen eifersüchtig, und auf den Montmartre-Parties hatte er Angst, bewußtlos zu werden, und er hatte Angst, daß sie bewußtlos
werden würde. Dieses Bewußtloswerden, wenn sie tranken, war immer ihr großer Schutz gewesen. Sie schliefen ein, wenn sie eine Menge Schnaps oder Champagner tranken, die bei einem Menschen, der an Trinken gewöhnt war, wenig Wirkung gehabt hätte, und sie schliefen wie die Kinder ein. Ich habe sie bewußtlos werden sehen, nicht als ob sie betrunken waren, sondern als ob man sie unter Narkose gesetzt hatte, und ihre Freunde oder manchmal ein Taxichauffeur brachten sie dann zu Bett, und wenn sie aufwachten, waren sie frisch und vergnügt, da sie bewußtlos wurden, ehe sie genug Alkohol zu sich genommen hatten, um ihre Körper zu schädigen.
Jetzt hatten sie diesen natürlichen Schutz verloren. Zu dieser Zeit konnte Zelda mehr trinken, als Scott trinken konnte, und Scott hatte Angst, daß sie in der Gesellschaft, in der sie sich in diesem Frühling bewegten, und an den Orten, wo sie hingingen, bewußtlos werden würde. Scott gefielen weder die Orte noch die Leute, und er mußte mehr trinken, als er trinken konnte, um sich selber in der Gewalt zu haben, um die Leute und die Orte ertragen zu können, und dann fing er an zu trinken, um wach zu bleiben, wenn er früher gewöhnlich bewußtlos geworden war. Schließlich hatte er überhaupt nur noch wenige Arbeitsperioden.
Er versuchte immer, zu arbeiten. Jeden Tag versuchte er es und versagte. Er schob die Schuld für sein Versagen auf Paris, dieser für einen Schriftsteller zum Schreiben am besten geeigneten Stadt, die es gibt, und er dachte immer, daß es irgendeinen Ort geben müsse, wo er und Zelda wieder ein gutes Leben zusammen führen könnten. Er dachte an die Riviera, wie sie damals war, ehe alles verbaut wurde, mit den wunderbaren Strecken von blauem Meer und den Sandstränden und den Strecken von Pinienwäldern und den Bergen des Esterei, die ins Meer hinausgingen. Er erinnerte sich daran, wie es war, als er und Zelda es entdeckt hatten, bevor die Leute im Sommer hingingen.
Scott erzählte mir von der Riviera und daß meine Frau und ich im nächsten Sommer hinkommen müßten, und wie wir hinkommen könnten, und daß er für uns einen Ort finden würde, der nicht zu teuer war, und wir beide würden jeden Tag richtig arbeiten und schwimmen und am Strand liegen und braun werden und nur einen Aperitif vor dem Mittagessen und einen vor dem Abendessen trinken. Zelda würde dort glücklich sein, sagte er. Sie schwamm riesig
gern und war eine ausgezeichnete Kopfspringerin, und sie war glücklich bei einem solchen Leben, und sie würde wollen, daß er arbeitete, und alles sollte ordentlich geregelt sein. Er und Zelda und ihre Tochter würden in jenem Sommer hinfahren.
Ich versuchte, ihn dahin zu bringen, seine Geschichten so gut zu schreiben, wie er konnte und nicht mit Tricks, so daß sie einem Schema entsprachen, wie er es mir früher einmal erklärt hatte.
«Du hast jetzt einen ausgezeichneten Roman geschrieben», sagte ich zu ihm, «und du darfst keinen Kitsch schreiben.»
«Der Roman verkauft sich nicht», sagte er. «Ich muß Geschichten schreiben, und es müssen
Weitere Kostenlose Bücher