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Paris im 20. Jahrhundert

Paris im 20. Jahrhundert

Titel: Paris im 20. Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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jemandem einen Säbelhieb zu versetzen?«
    »Man braucht viel Geist, um ihn gut zu versetzen«, antwortete Jacques.
    »Und noch mehr, um ihn gut einzustecken!« entgegnete Quinsonnas. »Wahrhaftig, meine Freunde, es ist gut möglich, daß ihr in gewisser Hinsicht recht habt, und ich würde euch vielleicht raten, Soldaten zu werden, wenn es noch eine Armee gäbe; mit ein bißchen Philosophie ist das ein schöner Beruf! Aber nachdem das Marsfeld nun einmal in ein Gymnasium umgewandelt worden ist, muß man dem Kampf entsagen.«
    »Man wird darauf zurückkommen«, sagte Jacques; »eines schönen Tages werden irgendwelche unerwarteten Verwicklungen auftauchen …«
    »Das glaube ich nicht, mein guter Freund, denn die kriegerischen Gedanken verschwinden und die ehrenhaften Gedanken genauso. Früher hatte man in Frankreich Angst vor der Lächerlichkeit, und du weißt selbst am besten, ob es noch einen Ehrbegriff gibt! Man duelliert sich nicht mehr; so etwas ist altmodisch; man schließt einen Vergleich oder geht vor Gericht; wenn man sich aber nicht mehr um der Ehre willen schlägt, wird man es dann um der Politik willen tun? Wenn die Individuen nicht mehr zum Schwert greifen, warum sollten die Regierungen es dann aus der Scheide ziehen? Niemals gab es mehr Schlachten als in der Zeit der Duelle, und wenn es keine Duellanten mehr gibt, dann gibt es auch keine Soldaten mehr.«
    »Ach! Sie werden wiederauferstehen«, antwortete Jacques.
    »Aus welchem Anlaß, wo doch die Bande des Handels die Völker einander näherbringen! Haben nicht Engländer, Russen, Amerikaner ihre Dollars in unsere Handelsunternehmen gesteckt? Ist das Geld nicht der Feind des Schrotkorns, hat der Baumwollballen nicht die Kanonenkugel ersetzt! So überlege doch, Jacques! Werden die Engländer, indem sie von einem Recht Gebrauch machen, das sie uns verweigern, nicht nach und nach die Großgrundbesitzer Frankreichs? Ihnen gehören riesige Ländereien, beinahe ganze Departements, nicht erobert, sondern bezahlt, denn das ist sicherer! Man hat nicht Obacht gegeben, man hat es geschehen lassen; und nun sind wir so weit, daß diese Leute bald im Besitz unseres gesamten Grund und Bodens sein und für Wilhelm den Eroberer Vergeltung üben werden.«
    »Mein Lieber«, erwiderte Jacques, »merke dir folgendes, und Sie, junger Mann, hören Sie gut zu, denn so lautet das Glaubensbekenntnis dieses Jahrhunderts; unter Montaigne sagte man: was weiß ich; mit Rabelais: vielleicht; im 19. Jahrhundert: was macht mir das aus. Heute sagt man: was bringt das ein? Nun, an dem Tag, an dem ein Krieg wieder etwas einbringen wird genauso wie ein Industriegeschäft, wird es auch wieder Krieg geben.«
    »Gut! Der Krieg hat nie etwas eingebracht, vor allem in Frankreich.«
    »Weil man sich um die Ehre schlug und nicht um das Geld«, antwortete Jacques.
    »Also glaubst du an eine Armee furchtloser Händler?«
    »Gewiß. Schau dir die Amerikaner an mit ihrem grauenhaften Krieg von 1863.«
    »Na schön! Mein Lieber, eine Armee, die durch den Anreiz des Geldes zum Kampf getrieben wird, würde nicht mehr aus Soldaten bestehen, sondern aus abscheulichen Plünderern!«
    »Nichtsdestoweniger würde sie Wundertaten voller Heldenmut vollbringen«, entgegnete Jacques.
    »Wundertaten voller Diebesgut«, widersprach Quinsonnas.
    Und die drei jungen Burschen lachten!
    »Um zu einem Abschluß zu kommen«, fuhr der Pianist fort, »hier sitzen Michel, ein Dichter, Jacques, ein Soldat, Quinsonnas, ein Musiker, und das zu einem Zeitpunkt, wo es weder Musik noch Dichtung noch Armee mehr gibt! Wir sind schlicht und einfach dumm. Aber das Essen ist nun beendet; es war äußerst gehaltvoll, zumindest was die Unterhaltung betrifft. Beschäftigen wir uns mit anderen Dingen.«
    Der abgeräumte Tisch wurde in seinen Falz zurückgeschoben, und das Klavier nahm wieder den Ehrenplatz ein.

Achtes Kapitel
Wo von alter und neuer Musik die Rede ist sowie von der sachgemäßen Verwendung einiger Instrumente
    Endlich«, rief Michel, »werden wir also ein wenig Musik machen.«
    »Vor allem keine moderne Musik«, sagte Jacques, »das ist zu schwer …«
    »Zu verstehen, ja«, antwortete Quinsonnas; »zu machen, nicht.«
    »Wieso das?« fragte Michel.
    »Ich will es erklären«, sagte Quinsonnas, »und ich werde meine Worte mit einem eindrucksvollen Beispiel untermauern. Michel, bitte öffne dieses Klavier.«
    Der junge Mann gehorchte.
    »Gut. Setz dich nun auf die Tastatur.«
    »Wie? Du willst …«
    »Setz dich hin,

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