Paris im 20. Jahrhundert
Chesnel, Mirouët, Du Guénic, Montriveau, wie die Ritter von Valois, wie La Chanterie, Maufrigneuse, Eugénie Grandet oder Pierrette hernehmen, diese reizenden Typen, in denen sich Adel, Intelligenz, Bravour, Mildtätigkeit und Unschuld vereinigen und die er dem Leben nachbildete, aber niemals erfand! Die Habgierigen, das stimmt, die Finanzleute, die das Gesetz beschützt, die amnestierten Diebe würden in stattlicher Anzahl als Modell zur Verfügung stehen, und an Figuren wie Crevel, Nucingen, Vautrin, Corentin, Hulot und Gobseck würde es ihm nicht fehlen.«
»Mir scheint«, sagte Michel, während er sich anderen Regalen zuwandte, »dies hier ist ein bedeutender Autor!«
»Das will ich meinen! Es ist Alexandre Dumas, der Murat der Literatur, vom Tod während der Arbeit an seinem eintausendneunhundertdreiundneunzigsten Band dahingerafft! Er war sicherlich der amüsanteste unter den Erzählern, dem die freigebige Natur erlaubte, mit allem Mißbrauch zu treiben, ohne selbst dabei Schaden zu nehmen, mit seinem Talent, seinem Geist, seinem Feuer, seinem Schwung, seiner Körperkraft, als er den Pulverturm von Soissons einnahm, mit seiner Geburt, seiner Hautfarbe, mit Frankreich, Spanien, Italien, mit den Ufern des Rheins, mit der Schweiz, mit Algerien, dem Kaukasus, dem Berg Sinai und vor allem mit Neapel, zu dem er sich auf seiner Spéronare gewaltsam Zutritt verschaffte! Ach! Was für eine verblüffende Persönlichkeit! Vermutlich wäre er bis zu seinem viertausendsten Buch gekommen, wenn er sich nicht im besten Mannesalter durch ein Gericht vergiftet hätte, das er gerade erst erfunden hatte.«
»Das ist bedauerlich«, sagte Michel, »hat denn dieser schreckliche Unfall keine anderen Opfer gefordert?«
»Unglücklicherweise doch, unter anderen Jules Janin, einen Kritiker jener Zeit, der Übersetzungen ins Lateinische an den unteren Rand der Zeitungen zu schreiben pflegte! Es war bei einem Versöhnungsessen, das Alexandre Dumas für ihn gab. Mit ihnen zusammen starb auch ein jüngerer Schriftsteller, Monselet, von dem uns ein leider unvollendetes Meisterwerk erhalten ist, das
Wörterbuch der Feinschmecker,
fünfundvierzig Bände, und er kam nur bis zum F, Farce.«
»Ei der Tausend«, meinte Michel, »das ließ ja allerhand erwarten.«
»Nun kommen wir zu Frédéric Soulié: ein kühner Soldat, für jeden Handstreich zu haben und fähig, selbst eine aussichtslose Stellung zu erstürmen; Gozlan, ein Rittmeister der Husaren, Mérimée, ein Vorzimmergeneral, Sainte-Beuve, ein militärischer Unteraufseher, ein Magazindirektor, Arago, ein gebildeter Offizier der Genietruppen, der es verstanden hat, sich seine Gelehrsamkeit verzeihen zu lassen. Schau, Michel, die Werke von George Sand: ein wunderbares Genie, eine der größten unter den Schriftstellern Frankreichs, die 1859 endlich ausgezeichnet wurde und ihr Kreuz von ihrem Sohn tragen ließ.«
»Was sind das für griesgrämige Bücher«, fragte Michel und zeigte auf eine lange Prozession von Bänden, die sich auf dem Sims versteckten.
»Geh schnell weiter, mein Kind; das ist die Reihe der Philosophen, Autoren wie Cousin, Pierre Leroux, Dumoulin und viele andere; aber da die Philosophie eine Modeangelegenheit ist, wundert es nicht, daß sie niemand mehr liest.«
»Und wer ist das?«
»Renan, ein Archäologe, der Aufsehen erregt hat; er versuchte, die Göttlichkeit Christi zunichte zu machen, und starb vom Blitz erschlagen im Jahre 1873.«
»Und dieser hier?« fragte Michel.
»Das ist ein Journalist, ein Publizist, ein Ökonom, ein Ubiquist, ein eher geräusch-denn glanzvoller Artilleriegeneral namens Girardin.«
»War er nicht Atheist?«
»Keineswegs; er glaubte an sich selbst. Schau! Nicht weit von ihm steht eine verwegene Figur, ein Mann, der die französische Sprache notfalls erfunden hätte und heutzutage ein Klassiker wäre, würde man noch eine klassische Ausbildung genießen, Louis Veuillot, der entschlossenste Streiter für die römische Kirche, der zu seinem großen Erstaunen vor seinem Tode exkommuniziert wurde. Und hier kommt Guizot, ein gestrenger Historiker, der sich in seinen Mußestunden damit zerstreute, den Thron des Hauses Orléans in Verlegenheit zu bringen. Siehst du dieses gewaltige Sammelwerk: das ist die einzige
Wahrheitsgetreue und höchst authentische Geschichte der Revolution und des Kaiserreiches,
1859 im Auftrag der Regierung veröffentlicht, um der Ungewißheit, die über diesen Teil unserer Geschichte herrschte, ein Ende zu
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