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Paris im 20. Jahrhundert

Paris im 20. Jahrhundert

Titel: Paris im 20. Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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setzten. Man hat sich für dieses Werk sehr stark der Chroniken von Thiers bedient.«
    »Ah!« meinte Michel, »endlich ein paar Burschen, die mir den Eindruck machen, jung und hitzig zu sein.«
    »Du sagst die Wahrheit; das ist die gesamte leichte Kavallerie von 1860, brillant, unerschrocken und laut, sie überspringt Vorurteile wie Hürden, überwindet Schicklichkeiten wie Hindernisse, fällt hin, steht wieder auf und läuft nur um so schneller, läßt sich den Schädel einschlagen und strotzt dennoch vor Gesundheit! Hier das Meisterwerk jener Epoche,
Madame Bovary,
die
Menschliche Torheit
eines gewissen Noriac, ein uferloses Thema, das er nicht zur Gänze behandeln konnte, dann Assollant, Aurevilly, Baudelaire, Paradol, Scholl, alles Burschen, die man wohl oder übel beachten mußte, denn sie schossen aus dem Hinterhalt …«
    »Aber nur mit Pulver«, sagte Michel.
    »Mit Pulver und mit Salz, und das brannte. Schau, noch ein Kerl, dem es nicht an Talent fehlte, ein richtiges Soldatenkind.«
    »About?«
    »Ja! Er schmeichelte sich, oder vielmehr man schmeichelte ihm, er würde ein neuer Voltaire, und mit der Zeit hätte er ihm wohl bis an die Knöchel gereicht; leider Gottes wurde er 1869, als er gerade seine Besuche auf der Akademie beendete, von einem unerbittlichen Kritiker, dem berühmten Sarcey, im Duell getötet.«
    »Ohne dieses Mißgeschick hätte er es womöglich weit gebracht«, sagte Michel.
    »Niemals weit genug!« antwortete der Onkel. »Das, mein Sohn, sind also die wichtigsten Anführer unserer literarischen Armee: dort hinten stehen die letzten Reihen der düsteren Soldaten, deren Namen die Leser alter Kataloge in Erstaunen versetzen; fahre mit deiner Inspektion fort, amüsiere dich; vor dir hast du fünf oder sechs Jahrhunderte, die nur danach verlangen, durchgeblättert zu werden!«
    So verstrich dieser Tag, Michel verschmähte die Unbekannten, um wieder zu den berühmten Namen zurückzukehren, begegnete dabei jedoch seltsamen Gegensätzen, geriet von Gautier, dessen schillernder Stil ein wenig gealtert war, zu Feydeau, dem freizügigen Nachfolger eines Louvet und Laclos, ging von Champfleury zurück zu Jean Macé, dem geschicktesten Verbreiter der Wissenschaft. Seine Augen schweiften von Mery, der geistreiche Bemerkungen machte wie ein Schuster Schuhe, nämlich auf Bestellung, zu Banville, den Onkel Huguenin ohne langes Federlesen als Wortakrobaten abtat; dann stieß er auf Autoren wie Stahl, vom Verlagshaus Hetzel mit größter Sorgfalt herausgegeben, oder Karr, diesen geistvollen Moralisten, dem jedoch der Geist nicht danach stand, sich bestehlen zu lassen, bekam einen Houssaye zu Gesicht, der, weil er einst im Hôtel de Rambouillet gedient hatte, dessen lächerlichen Stil und gezierte Manieren beibehalten hatte, oder einen auch nach hundert Jahren noch immer hell aufleuchtenden Saint-Victor.
    Schließlich kam er an den Ausgangspunkt zurück; er zog einige dieser so wertvollen Bücher heraus, schlug sie auf, las einen Satz aus diesem, eine Seite aus jenem, nahm sich von einem nichts als die Kapitelanfänge und nur die Titel von einem anderen; er atmete diesen literarischen Duft, der ihm ins Gehirn stieg wie eine heiße Ausdünstung der vergangenen Jahrhunderte, er drückte all diesen Freunden aus der Vergangenheit die Hände, die er kennen-und liebengelernt hätte, wenn er so geistreich gewesen wäre, früher auf die Welt zu kommen!
    Onkel Huguenin schaute ihm zu und fühlte sich, während er ihn so beobachtete, zusehends verjüngt.
    »Nun! Woran denkst du?« fragte er, als er ihn reglos und verträumt dastehen sah.
    »Ich denke, daß dieses kleine Zimmer alles enthält, was ein Mensch braucht, um sein ganzes Leben lang glücklich zu sein!«
    »Wenn er lesen kann!«
    »So meine ich es auch«, sagte Michel.
    »Ja«, fuhr der Onkel fort, »aber nur unter einer Bedingung.«
    »Unter welcher?«
    »Daß er nicht schreiben kann!«
    »Und warum nicht, Onkel?«
    »Weil er dann, mein liebes Kind, versucht sein könnte, auf den Spuren dieser großen Schriftsteller zu wandeln!«
    »Was wäre so schlecht daran?« entgegnete der junge Mann voller Eifer.
    »Er wäre verloren.«
    »Ach! Lieber Onkel«, rief Michel, »Ihr wollt mir also die Leviten lesen!«
    »Nein! Denn wenn einer hier eine Strafpredigt verdient, dann ich!«
    »Ihr! Und warum?«
    »Weil ich dich auf wahnsinnige Gedanken gebracht habe! Ich habe dich das verheißene Land erspähen lassen, mein armes Kind, und …«
    »Und Ihr werdet mich

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