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Paris ist eine Messe wert

Paris ist eine Messe wert

Titel: Paris ist eine Messe wert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merle Robert
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Heinrich III., den Mörder meiner Brüder. Aber auch wenn er mich ernährt, kann ich doch nicht vergessen, daß er ein rückfälliger Ketzer und gefährlicher Feind unserer Heiligen Mutter Kirche ist.«
    »Er wird sich schon bekehren«, sagte Madame de Nemours begütigend und mit einverständigem Blick zu mir, »Herr von O und sein ganzer katholischer Adel lassen ihm doch keine Ruhe.«
    »Selbst dann wollen wir ihn nicht!« sagte die Hinkefuß auf einmal wieder böse. »Wenn er sich bekehrt, ist es doch nur List und Lug und Trug.«
    »Wäre Euch ein spanischer König lieber?« fragte Madame de Nemours.
    »Frau Mutter«, entgegnete die Hinkefuß, indem sie sich verneigte, »wir wissen eine wie die andere, wen wir auf dem Thron sehen wollen.«
    Nach diesem Pfeil und indem sie ihrer Mutter die Hand küßte, schied die Montpensier, wobei sie bat oder vielmehr befahl, ich solle sie in meiner Kutsche zu ihrem Haus fahren, was ich schlecht abschlagen konnte. Äußerlich beflissen, innerlich grollend, stieg ich also zu meinem Miroul auf den Kutschbock und ging sogar soweit, der Dame vor ihrer Tür den Schlag zu öffnen und mit eigener Hand den Tritt herunterzuklappen, Lakaiendienste, die ich getrost hätte Miroul überlassen können, zu denen ich, der große Tuchhändler mich jedoch herabließ und die mir zu meiner großen Überraschung sogar einen Dank und ein Lächeln eintrugen, so groß ist die Wirkung kleiner Aufmerksamkeiten auf Frauen, und stehen sie noch so hoch. Und das Schicksal wollte es, daß ich für diese Freundlichkeit, die mir die Hinkefuß mit Dank und Lächeln vergalt, eine halbe Stunde später ganz wunderbar belohnt wurde.
    Als meine Kutsche sich dem Palais näherte (der kürzeste Weg zu meinem Haus führte durch die Cité), hörte ich gewaltigen Stimmenlärm. Ich ließ Miroul in einiger Entfernung halten und stieg aus, um zu sehen, was dieses Tohuwabohu bedeute. Und zum Gittertor gelangt, sah ich zahlreiche Bürger – Bürger, wohlgemerkt, und die angesehensten der Stadt –, die Piken oder Schwerter schwangen und aus aller Kraft schrien: »Frieden oder Brot! Frieden oder Brot!«
    |292| Ich konnte die Verwegenheit dieser guten Leute kaum fassen, und als ich sie genauer betrachtete, erkannte ich in ihnen den besten Teil des Hohen Gerichtshofes, dazu etliche große Kaufleute, die ich wenigstens vom Sehen her kannte und die alle als »Politische« galten, und den Pfarrer von Saint-Sévérin, Jean Prévôt, einer der wenigen Priester der Hauptstadt, die nicht das Evangelium der Hinkefuß predigten.
    Die guten Leute taten wirklich nichts anderes als waffenschwenkend »Frieden oder Brot!« zu rufen, und nichts deutete darauf hin, daß sie vorhatten, sich ihrer Waffen zu bedienen. Soweit ich außerdem sah, war unter ihnen kein einziger, der Hunger litt, zum Volk der Ausgemergelten gehörten sie wahrlich nicht, und ich wette, hätte man sie zur Genüge schreien lassen, hätten sie schließlich von selbst aufgehört und wären, befriedigt, ihren Protest bekundet zu haben, nach Hause gegangen.
    Doch das hieß die Rechnung ohne die »Sechzehn« machen, für die das bloße Wort Frieden Ketzerei war und nur den Gondi und d’Epinac erlaubt, um Navarra hinters Licht zu führen. Sowie nämlich dieses stinkende Wort Frieden unseren Erzligisten in die Nüstern drang, versammelten sie ihre Milizen, stürzten zum Palais und vollführten einen Tanz, daß einer ihrer Hauptleute, Robert Legois, in dem anschließenden Wirrwarr getötet wurde.
    Sogleich stieg dieser Legois, einer der schlimmmsten Grobiane der »Sechzehn«, zum Märtyrer auf, der unverzüglich gerächt werden müsse. Die Arkebusiere des Chevalier d’Au male trafen ein, und die »Politischen«, sie mochten noch so angesehene Bürger sein, wurden umzingelt, geschlagen, geplündert, gefangengenommen und abgeurteilt.
    Ich mußte fürchten, dieses unglückliche Los zu teilen, denn als ich mich zurückziehen wollte, wurde ich von drei oder vier Wüterichen geschnappt, die ein gewisser Louchart anführte, ein mordlustiger Raubgeselle von den »Sechzehn«, der mich ohne weiteres als »Politischen« titulierte, obwohl er mich gar nicht kannte, mich durchsuchen ließ, und als man rücklings unter meinem Cape die beiden Dolche entdeckte, diese zum Beweis nahm, daß ich an dem Aufruhr teilgehabt, den die »Sech zehn « und der Chevalier d’Aumale soeben aufgelöst hatten. Und schon legte man mir den Strick um den Hals.
    |293| »Meister Louchart«, sagte ich in

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