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Paris ist eine Messe wert

Paris ist eine Messe wert

Titel: Paris ist eine Messe wert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merle Robert
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Glaubenstreue war.«
    »Monsieur«, sagte Châtillon leise, »einige wundern sich, daß ich Navarra nach Kräften gedrängt habe, sich mit dem König |52| zu einigen, der, damals noch Herzog von Anjou, das Attentat auf meinen Vater und die Bartholomäusnacht mit verantwortet haben soll.«
    »Ha!« sagte ich feurig, »so heißt es, aber das glaube ich nicht, weil ich die Herzensgüte meines Herrn wahrlich kenne und seine Abscheu vor Blutvergießen. Außerdem war er damals noch nicht König von Frankreich, und vor Gott trägt allein Karl IX. die Verantwortung für jene grauenvolle Nacht.«
    »Ach, Monsieur!« entgegnete Châtillon, indem er einen Seufzer ausstieß, »es erleichtert mich, wenn Ihr das sagt, der Ihr den König so gut kennt. Ich muß gestehen, daß es mein Gewissen immer aufs neue peinigt, meine Feinde von gestern zu umarmen, und ich fürchte, die edle Seele des Admirals könnte mich aus dem Paradies herab dafür schmähen. Aber verfolgt Navarra heute nicht das gleiche Ziel wie seinerzeit mein Vater, als er die Katholiken und Hugenotten des Reiches gegen Philipp II. einigen wollte? Und ist es nicht meine Pflicht, so wie mein Vater sie an meiner Statt auch begriffen hätte, all die törichten und barbarischen Leidenschaften von Bitternis und Rache hintanzustellen, wenn es um den Frieden im Reiche geht?«
    Und da ich ihn so im Zwiespalt mit seinem hugenottischen Gewissen sah, seinem persönlichen Groll untreu zu sein aus Treue zur Nation, versuchte ich ihn zu ermutigen und in diesem Opfer zu bestärken, indem ich ihm versicherte, daß sein Vater in der Tat nicht anders gehandelt hatte, als er sich nach den Verfolgungen, unter denen er selbst und die Seinen so schwer gelitten hatten, mit Karl IX. versöhnte.
    »He, Arkebusiere«, rief plötzlich einer von Mayennes Wachen, die, wie gesagt, einen Steinwurf weit und im Mondschein gut sichtbar am rechten Loire-Ufer standen, »ich erkenne euch an euren weißen Schärpen! Ihr seid doch die Hugenotten von Châtillon!«
    »Sind wir!« rief einer unserer Soldaten mit rollendem Gascogner Akzent. »Sind wir!« wiederholte er spöttisch, »euch zu Diensten, meine Herren!«
    »Haltet euch hier raus, Weißschärpen!« rief ein anderer von den Ligistischen. »Wir wollen nichts von euch, wir kämpfen gegen den schwulen Verräter von König, diesen feigen Mörder und Höllenbraten!«
    »Beschimpfungen«, rief der Gascogner zurück, »überlassen |53| wir sabbernden Weibern!
Cap de Diou!
Morgen wird sich zeigen, ob ihr so tapfer wie schandmäulig seid!«
    »Fragt doch mal Monsieur de Châtillon«, rief jetzt einer von Mayennes Hauptleuten, der inzwischen ans Ufer gekommen war, »wie er sich fühlt, wenn er den Mördern seines Vaters dient!«
    »Monsieur!« rief Châtillon, indem er auf die Grabenaufschüttung stieg, um sich dem Herausforderer zu zeigen, »ich bin es selbst, Châtillon, der hier spricht, und ich will Euch folgendes sagen: Wenn es um den Dienst für den Staat und für den König geht – den König, der ebenso meiner wie Eurer ist –, stelle ich Rachegedanken oder private Interessen hintan, und ich werde gegen Euch, Monsieur, nicht anders handeln, wenn Ihr zurückfindet zu Eurer Pflicht!«
    »Monsieur de Châtillon, kommt da weg«, rief der Gascogner, indem er ihn familiär beim Arm faßte und in den Graben zog, »sonst schießt die Galgenbrut noch auf Euch! Den Guisarden darf man nicht trauen, heute nacht tun sie scheinheilig, und morgen wollen sie uns massakrieren. Daß einer von der Liga mal loyal wäre, kommt so selten vor wie eine Hure am Spinnrad und ein Pfarrer hinterm Pflug.«
    Wie man sich denken kann, lachte alles, und das Lachen gab den Männern neuen Mut zur Arbeit, zumal der Wortwechsel mit der anderen Seite gezeigt hatte, daß die Ligisten nicht eben entzückt waren, daß sie es morgen mit uns zu tun bekämen.
    Nachdem Monsieur de Châtillon fort war, arbeiteten die Unseren noch zwei volle Stunden, dann gab sich Rosny zufrieden und stellte Wachen auf. Und ohne Helm und Kettenhemd abzulegen, rollten sich die Arkebusiere in dem Graben, den sie ausgehoben hatten, zum Schlaf, so müde waren sie von ihrem Tagesritt und der Plackerei die halbe Nacht. Wohl klagten einige über Hunger und Durst, aber ohne jede Schärfe, sie waren es gewöhnt, sich den Bauch nur gelegentlich, ob gut, ob schlecht, zu füllen.
    Was mich anging, so konnte ich nicht schlafen, ich war viel zu aufgeregt vor meinem ersten Kampf, denn Hinterhalte, Duelle und Gefahren, in welche

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