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Paris ist eine Messe wert

Paris ist eine Messe wert

Titel: Paris ist eine Messe wert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merle Robert
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er den Kopf hob, um sich zu bedanken, erkannte er den König.
    |46| »Ha, Sire!« rief er, »seid Ihr es wirklich? Bei der gebenedeiten Jungfrau, Sire, rettet Euch! Ich sah im Wald vor La Membrolle Reiter im Harnisch, die schienen mir von der Liga zu sein, denn die Unseren kenne ich, weil ich hinter der Barrikade dort wohne.«
    »D’Aumont«, fragte der König stirnrunzelnd den Marschall, »habt Ihr einen Trupp Soldaten nach der Membrolle vorausgeschickt?«
    »Nein, Sire.«
    »So«, sagte Heinrich, ohne mit einer Wimper zu zucken, »dann hat der gute Mann recht.«
    Damit wendete er und fiel in Galopp, und wir ebenso, als hundert Schritt von uns ein starker Reitertrupp in Helm und Kettenhemd aus dem Gehölz brach und uns nachsetzte, doch konnten die Verfolger uns nicht einholen, weil sie bergauf mußten, während wir nach Saint-Symphorien hinunterritten. Durch unser Geschrei alarmiert, schloß das Wachkorps hinter uns die Barrikade und ging an die Schießscharten, und als die Verfolger mit Pistolen schossen, nahmen sie sie derart unter Feuer, daß sie davonstoben und ihren Hauptmann tot auf dem Weg zurückließen.
    Doch nach dem Lärm zu urteilen, der von überall erscholl, hatte dieser Trupp nur den Hinterhalt gebildet, und jetzt schickte sich das Gros des Feindes an, über den Ort hereinzubrechen, so daß wir, Rosny und ich, nachdem der König die Loire überquert hatte und in den Mauern von Tours in Sicherheit war, Seine Majestät baten, nach Saint-Symphorien zurückkehren zu dürfen, von wo mittlerweile starker Gefechtslärm zu uns drang.
    »Was?« sagte der König, »im Wams, meine Herren?«
    »Sire«, sagte Rosny, »Euer Adel muß im Getümmel erscheinen: Das ermutigt die Soldaten.«
    Der König verbot d’Aumont, mit uns zu gehen, weil er seiner bedurfte, uns beiden erlaubte er es, sehr bewegt, wie ich sah, daß Rosny, obgleich Hugenotte, von sich sprechend »Euer« Adel gesagt hatte.
    Und wieder galoppierten wir über die Brücke dem Vorort zu, Rosny mit La Vergne, ich mit Miroul, und wir sahen Gerzé, der sich an einer Barrikade wie ein Löwe schlug, bei unserem Auftauchen lachen.
    »Nanu, meine Herren«, rief er, »im Wams?«
    |47| Wir erhielten Arkebusen und stellten uns den ganzen Vormittag den Scharmützeln, um vier oder fünf Häuser am oberen Hang zu verteidigen, windschiefe Katen, die das Blut nicht wert waren, das ihretwegen auf beiden französischen Seiten floß. Die schäbigen Hütten wurden bald verloren, bald zurückgewonnen und schließlich doch aufgegeben, als Mayenne Kanonen einsetzte.
    »Meine Herren!« rief Gerzé, als wir uns, noch immer schießend, zurückzogen, »laßt es genug sein! Ich bitte Euch, geht und legt Harnische an. Wenn es zum Gefecht Mann gegen Mann kommt, sind die Wämser Euer Tod.«
    Und seltsam, daß diese letzten Worte, die ich aus seinem Mund hörte, mir noch heute klingen wie sein eigenes Totengeläut! Pulvergeschwärzt verließen wir den Ort, gefolgt von La Vergne und Miroul.
    »Sankt Grises Bauch, Siorac!« sagte Rosny, als wir unser Logis erreichten, »der Harnisch außen reicht nicht. Wir müssen uns inwendig panzern. Tüchtig essen und trinken, bevor wir ins Getümmel zurückkehren.«
    Was wir taten, denn wir hatten gewaltigen Hunger und einen Durst, um die Loire auszusaufen. Und sonderbar, daß diese bescheidene Mahlzeit aus Schinken, Brot und Wein mir nach so vielen Jahren noch als eine Köstlichkeit in Erinnerung ist, so als hätte die Furcht vor der Rückkehr in den Kampf und vor dem nahen Tod ihr besondere Würze verliehen!
    Worauf wir vier uns gegenseitig halfen, die Harnische anzuschnallen, denn La Vergne und Miroul aßen mit uns, wie sie mit uns gekämpft hatten.
    »Siorac, was ist das?« fragte Rosny, »Ihr gürtet Euren gewöhnlichen Degen? Das bringt nichts! Einen Stoßdegen braucht Ihr, damit Ihr mit der Spitze treffen könnt. Hier sind zwei.«
    »Zwei, Baron?« fragte ich lachend.
    »Falls einer zerbricht. Und die Pistolen, die Ihr da habt, könnt Ihr vergessen. Hier sind zwei mit langem Lauf, von La Vergne mit Stahl geladen. Die sind gut! Und haltet Euch im Getümmel rechts von mir. Und Miroul wieder zu Eurer Rechten. Und wenn Euer Pferd stürzt, dann spornt es, außer wenn es an den Beinen verwundet ist. Ein Pferd steht immer wieder auf, auch wenn es verletzt ist und blutet, weil es seinem Instinkt zu laufen folgt.«
    |48| Ich dankte Monsieur de Rosny, daß er sich zu meinem Mentor machte und mich den Krieg lehrte, dennoch konnte ich seine

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