Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Paris ist eine Messe wert

Paris ist eine Messe wert

Titel: Paris ist eine Messe wert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merle Robert
Vom Netzwerk:
vorwarf, das unschuldige Instrument gewesen zu sein, das den Verbrecher zu seiner Beute geführt hatte. Endlich jedoch konnte ich seine Abwehr überwinden, und nun ließ er sich hierüber bis in Einzelheiten aus, so als erleichtere es ihn, abermals die unglaubliche Verkettung der Ursachen und Wirkungen darzulegen, durch welche er dem König den Tod gebracht hatte, obgleich er ihn liebte.
    »Mein Freund«, sagte Monsieur de La Guesle, indem er mir, der ich ihm gegenüber vorm Feuer saß, mit einem Finger aufs Knie klopfte, »es kann nur der Böse gewesen sein, der mir diese, seiner Hölle entsprungene Kreatur in den Weg geführt hat, zu meiner Täuschung angetan mit dem Kleid des Gottesdieners. |96| Und es war auch der Böse (erneutes Klopfen), der sich gerade meine Tugenden und meinen Eifer, dem König zu dienen, zunutze machte, um an sein heilloses Ziel zu gelangen. Wenn man bedenkt, wie die Dinge geschahen und abliefen, wird niemand, niemand, mein Freund, nicht zu diesem Schluß gelangen können noch wollen. Hört mich an. Ich kehrte mit meinem Bruder Alexandre zurück von Vanves, glücklich, daß ich mein Anwesen unversehrt gefunden hatte, als ich auf dem Weg nach Saint-Cloud, eine halbe Meile hinter Vaugirard, zwischen vier und fünf Uhr abends (hiermit hob Monsieur de La Guesle seine rechte Hand zu der Uhr auf seiner Brust und umfing das silberne Gehäuse, ohne es aber zu öffnen), einen Jakobinermönch einholte, der von zwei Soldaten geführt wurde, denn ich war zu Pferde und sie zu Fuß. Diesen Jakobiner muß ich Euch nicht beschreiben, da Ihr ihm selbst begegnet seid.«
    »Aber nur flüchtig«, sagte ich, »und nur im Mondschein.«
    »Gut denn«, sagte Monsieur de La Guesle mit offenkundiger Unlust, »er war klein, schmächtig, mit einem kurzen schwarzen Bart, mit dem für seinen Orden üblichen Haarkranz und großen Augen.«
    »Schwarz, blitzend und starr?« fragte ich.
    »Schwarz sicherlich«, sagte Monsieur de La Guesle, »und groß, oder groß erscheinend in einem hageren Gesicht. Aber daß ich sie blitzend und starr gefunden hätte, daran kann ich mich nicht erinnern. Tatsächlich«, fuhr er fort, »hielt dieser Clément sie meistens gesenkt. Ihr wißt, welche scheinheilige Demut die Jakobiner an den Tag legen.«
    »Und die Miene?« fragte ich, unbefriedigt von dieser Beschreibung und in der Erwartung, daß der Rat sie vervollständige.
    »Was gibt es da mehr zu reden?« sagte Monsieur de La Guesle unwillig. »Ich würde sagen, ein häßliches Gesicht.
Facies despicabilis
1 «, setzte er auf lateinisch hinzu. »Seine Antworten auf harmlose Fragen schienen mir nicht dumm, nur völlig weltfremd. Ach, mein Freund, mein Freund!« fuhr er mit tiefem Seufzer fort, »eben dadurch betölpelte mich Satan. Doch weiter. Ich konnte diesen Mönch mit den zwei Soldaten gut und gerne ihres Weges ziehen lassen, und wollte Gott, ich |97| hätte es getan! Aber da ich als Generalprokurator des Königs mich verpflichtet fühle, Tun und Lassen der Untertanen Seiner Majestät gewissenhaft zu erkunden, wo immer ich kann, sagte ich den Soldaten, wer ich sei, und fragte, was sie mit dem Jakobiner machten. Worauf der eine antwortete, sei seien vom Regiment Coublans, dieser Geistliche habe sich bei den Vorposten eingestellt und erklärt, er sei aus Paris entwichen, um den König aufzusuchen und ihm eine wichtige Nachricht zu überbringen, doch habe er einen gültigen Paß vorgewiesen. Ihr Offizier habe sich den Mönch angesehen und ihnen befohlen, ihn nach Saint-Cloud zu bringen, doch sei ihnen der lange Fußmarsch keine Freude, auch müßten sie bis zum Zapfenstreich wieder zur Stelle sein. Als ich das hörte, und weil mir der kleine Mönch von dem langen Weg auch müde schien, schlug ich den Soldaten vor, sowohl aus Respekt vor dem geistlichen Gewand wie aus natürlicher Gutmütigkeit (derer der Böse sich abermals bediente, weiß er die Tugenden eines Ehrenmannes doch ebenso für seine blutigen Zwecke einzuspannen wie die Laster eines Halsabschneiders), den Jakobiner in Obhut zu nehmen und persönlich nach Saint-Cloud zu bringen, was die Soldaten mit großem Dank annahmen und was ich«, und bei dieser Erinnerung schien sich die Brust von Monsieur de La Guesle zusammenzuschnüren, »was ich, leider, tat!«
    »Monsieur«, sagte ich, als ich sah, daß La Guesle sich nach so langer Zeit noch immer schwer in seiner Seele quälte, »alle Welt ist der Überzeugung, daß Jacques Clément auch ohne Euer Zutun Zutritt bei Seiner

Weitere Kostenlose Bücher