PARKER demontiert den Wasserman
Bremspedal. Er verriß den Wagen, hatte große Mühe, ihn auf der Straße zu halten und ließ ihn dann ausrollen. Entgeistert starrte er der schweren Maschine nach, die gerade in gefährlicher Schräglage in eine Kurve preschte.
»Nein, ich glaub's einfach nicht«, murmelte er und rieb sich die Augen.
Ein Familienvater mit seinem zahlreichen Anhang an Bord seines Kombi sah den Butler auf sich zukommen, was er zur Not noch verdaute. Als er dann jedoch die Frau auf den Sozius hinter dem Fahrer entdeckte, war es mit seiner Fassung vorüber. Er rammte um ein Haar den steil aufragenden Felsen auf seiner Seite und legte anschließend eine kleine Ruhepause ein, während seine Sprößlinge vor Begeisterung über die »Rocker« auf der Maschine tobten.
Parker nahm das alles nicht wahr.
Die schwere Maschine gefiel ihm von Mal zu Mal besser. Er merkte zudem, daß Lady Simpson sich geschickt anpaßte und zusammen mit ihm in die Kurven legte. Sie war eine ideale Motorradbraut.
Parker drehte auf, daß die Fetzen flogen.
Zwischendurch schaute er immer wieder in den Seitenspiegel seiner Maschine und hielt Ausschau nach Kathy Porter, die auf der zweiten Maschine saß, aber noch immer nicht zu entdecken war. Sie war dem Tempo des Butlers offensichtlich nicht gewachsen.
Die Rückfahrt nach Mentone erfolgte in Rekordzeit.
Als sie dann später durch den mondänen Badeort fuhren und die Haupt- und Prachtstraße benutzten, geschahen ungewöhnliche Dinge, die Parker, aber auch Mylady nie vergessen würden.
Sie erhielten Beifall auf offener Szene.
Das flanierende Publikum hatte das sportliche Paar auf der japanischen Maschine schnell entdeckt und applaudierte.
Ein zufällig vorbeikommender Pressefotograf schoß die Szene und wußte bereits im voraus, daß er das »Bild des Monats« im Kasten hatte.
Junge Männer hasteten zu ihren Sportwagen oder Motorrädern, um dem skurrilen Paar auf der Maschine eine Art Ehrengeleit zu geben.
Ein Polizist, der eine Kreuzung betreute, geriet derart durcheinander, daß er den Verkehr für alle Straßen gleichzeitig freigab. Wodurch es dann schon wenig später zu einer Massenkarambolage kam, bei der aber nur mehr oder weniger Blechschaden entstand.
Parker war das Aufsehen, das er und Mylady erregten, nicht gerade sympathisch. Er sah sich plötzlich von gut einem Dutzend sportlicher Motorradfahrer eskortiert, die ihm freundlich und anerkennend zunickten..
Agatha Simpson genoß inzwischen den allgemeinen Beifall und winkte mit der freien Hand zurück. Die resolute Dame auf dem Rücksitz des Motorrades war für die Zuschauer ein Gag, den man noch nie gesehen hatte.
Parker aber, wie schon gesagt, war es ungemein peinlich, derart in den Mittelpunkt des Interesses geraten zu sein.
Er gab Gas, dann Vollgas ...
Das freundliche Ehrengeleit blieb zuerst zurück. Parker hatte allerdings auch den Ehrgeiz der jungen Leute geweckt. Sie machten sich prompt an die Verfolgung.
Doch sie konnten nicht wissen, mit wem sie es zu tun hatten.
Josuah Parker spielte sein ganzes Können aus und fegte in halsbrecherischer Schräglage durch die Kurven der Küstenstraße, die von Mentone nach Monte Carlo führte. Er wollte einen ausreichend großen Vorsprung herausfahren, um unbemerkt in Richtung Cap Martin abbiegen zu können.
Agatha Simpson preßte sich noch fester an ihren Butler und hatte das Gefühl, auf einer Rakete zu sitzen. Sie schloß die Augen und öffnete sie erst wieder, als Parker den Motor abstellte.
»Hoffentlich waren Mylady mit meinen bescheidenen Fahrkünsten zufrieden?« erkundigte sich der Butler, als er seiner Herrin vom Sitz herunterhalf.
»Wann starten wir in Monza?« erkundigte sich die Lady, etwas nach Luft schnappend. »Ich habe das Gefühl, wir könnten dort eine echte Chance haben.«
***
Parker betrachtete es als eine reine Pflichtübung, jene Kontrollen abzugehen, die er in der Stadtvilla zurückgelassen hatte. Es zeigte sich, daß man das Haus in der Zwischenzeit nicht besucht hatte. Das Interesse der Gangster hatte also einzig und allein seinem Wagen gegolten.
Was in Anbetracht des Kokains natürlich auch keine Überraschung mehr war.
»Wann rechnen Sie mit dem nächsten Besuch?« wollte Agatha Simpson wissen, als Parker zurück in den Salon kam. Sie hatte sich bereits erfrischt und genoß den Tee, den Parker servierte.
»Mit einer längeren Pause dürfte kaum zu rechnen sein, Mylady«, war Parkers Ansicht, »inzwischen dürften die beiden Motorradfahrer entdeckt haben,'
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