PARKER demontiert den Wasserman
die beiden Damen davon nicht mehr betroffen wurden.
»Sie verfügen über sehr rüde Manieren«, stellte Parker fest, sich an die Spitznase wendend, die rechts von ihm saß.
»Wieso denn?« reagierte der Mann mit dem Leberfleck grinsend. »Das ist doch erst der Anfang, Parker.«
Der Citroen hatte inzwischen die Hauptstraße verlassen und bog in ein schmales Seitental. Die enge Straße schlängelte sich in einer Vielzahl von scharfen Kehren einen Steilhang hoch. Die Aussicht auf das Mittelmeer war sagenhaft schön. Selbst in dieser etwas peinlichen und bedrückenden Situation genoß der Butler das Panorama.
Die Fahrt endete schon bald vor einem kräftigen Bohlentor, das in eine hohe und lange Bruchsteinmauer eingelassen war. Der junge Mann mit der Spitznase sperrte das Tor auf, ließ den Citroen passieren und schloß das Tor dann wieder sehr sorgfältig ab.
Parker erkannte durch die Windschutzscheibe ein kleines altes Chalet, das aber einen gepflegten Eindruck machte. Vor dem Eingang zu diesem schloßähnlichen Haus stand ein Jaguar, dessen Kennzeichen Parker sich automatisch einprägte.
Er mußte aussteigen und wurde von der »Spitznase« und dem »Leberfleck« in die Mitte genommen. Der Mann mit der dreifach gebrochenen Nase ging voraus, öffnete die Tür zum Chalet und deutete auf einen Sessel, in dem Parker höflich und wie gewohnt sehr steif Platz nahm.
Der Mann mit der gebrochenen Nase ging ans Telefon und wählte eine Nummer.
Am Rücklauf der Wählerscheibe versuchte Parker zu identifizieren, welche Nummer gewählt wurde.
Wenn man über ein geschärftes und trainiertes Ohr verfügte, war so etwas durchaus möglich. Wie auch in diesem Fall! Bis auf zwei der insgesamt sieben Nummern bekam der Butler alles mit.
»Hier spricht Caron«, sagte der Mann, als die Verbindung hergestellt war. »Wir haben ihn, Chef... Ja, vor dem Hauptpostamt abgefangen ... Er kam gerade raus ... Wie bitte?«
Der Mann mit der gebrochenen Nase mußte sich offensichtlich einige Unfreundlichkeiten sagen lassen. Er knabberte leicht betreten an seiner Unterlippe und wirkte verlegen.
»Ja, das stimmt«, sagte er dann, als die Strafpredigt wohl beendet war. »Daran habe ich nicht gedacht, aber wir werden das sofort nachholen! In einer Stunde wissen Sie Bescheid, Chef. Spätestens! So lange hat's bisher noch keiner durchgehalten.«
Er legte auf und wandte sich dem Butler zu.
»Was war auf dem Hauptpostamt?« fragte der Mann, der sich Caron nannte. »Raus mit der Sprache, Parker! Möglichst schnell! Sie ersparen sich dann ein paar eingeschlagene Zähne.«
»Aber das ist doch wirklich kein Geheimnis«, gab der Butler würdevoll zurück. »Ich war so frei, ein kleines Paket aufzugeben.«
»Paket? Natürlich. Verdammt, daß ich daran nicht gedacht habe.«
»Jeder Mensch hat das Recht auf seine Fehler«, verkündete der Butler tröstend.
»Daß ich darauf nicht gekommen bin«, ärgerte sich der mit der Bruchnase weiter.
»Das Sammeln von Erfahrungen braucht seine Zeit. Grämen Sie sich nicht unnötig!«
»Was ist in dem Paket?«
»Das Kokain«, gab der Butler wie selbstverständlich zurück, »warum sollte ich Sie belügen, meine Herren. Der Wahrheit manchmal die Ehre.«
»Wohin haben Sie die Ware geschickt, Parker? Versuchen Sie ja nicht, uns aufs Kreuz zu legen!«
»Nach Monaco«, lautete Parkers Antwort, »postlagernd an meine Adresse, beziehungsweise auf meinen Namen.«
Die drei Vollprofis starrten sich an. Damit hatten sie sicher nicht gerechnet.
»Wo ist der Einlieferungsabschnitt?« wollte die Bruchnase jetzt wissen.
Parker griff in eine seiner vielen Westentaschen, eine Bewegung, die nicht weiter auffiel. Dabei gerieten seine schwarzbehandschuhten Finger in die unmittelbare Nähe einiger Kugelschreiber, die völlig regulär und harmlos aussahen.
***
Während der mehr als rasanten Fahrt von Mentone nach Monaco entwickelte Mylady die Fähigkeiten eines Grand-Prix-Fahrers. Kathy Porter hatte längst Magenkrämpfe und kämpfte mit einer unentwegt aufsteigenden Übelkeit.
Agatha Simpson hingegen fühlte sich, um es mal vulgär auszudrücken, sauwohl. Sie saß am Steuer von Parkers hochbeinigem Wagen und jagte ihn durch alle Kurven der schnellen Küstenstraße. Sie passierte völlig frustrierte Fahrer auf der Gegenfahrbahn, überholte schockierte und dann total irritierte Fahrer und brachte zwei Streifenpolizisten auf Motorrädern zum gelinden Wahnsinn. Sie waren nämlich nicht in der Lage,
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