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PARKER demontiert den Wasserman

PARKER demontiert den Wasserman

Titel: PARKER demontiert den Wasserman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günter Dönges
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zögernd, das spitze Messer.
    »Also... Die genaue Beschreibung«, forderte Agatha Simpson.
    Statt zu antworten, belegte der junge Mann mit dem Leberfleck Mylady mit einem wenig schönen Schimpfwort, worauf die ältere Dame ihm eine äußerst saftige Ohrfeige verabreichte.
    »Ich werde Ihnen schon Manieren beibringen«, verkündete Mylady dann aufgeräumt. »Ihr Nachholbedarf scheint sehr groß zu sein. Also, wo befindet sich das Chalet, junger Mann? Machen Sie mich nur nicht ärgerlich!«
    Jerry unterdrückte ein zweites Schimpfwort, denn die Ohrfeige hatte es in sich. Er senkte den Kopf und fuhr zusammen, als er Kathy Porters Stimme hörte.
    »Nein, Mylady! Bitte nicht. Bitte tun Sie's nicht.«
    Er nahm ruckartig den Kopf hoch und stierte auf die Spitze des dolchähnlichen Messers, das sich in Myladys Hand befand. Er Wußte nicht genau, ob sie nur bluffte.
    »Nach dem ersten Ohrläppchen wird er reden«, behauptete Agatha Simpson ungerührt, »gehen Sie aus dem Zimmer, Kindchen, wenn Sie zu zart besaitet sind!«
    »Bitte, Mylady ... Tun Sie's nicht«, beschwor Kathy Porter die Lady,
    »denken Sie doch daran, wie unglücklich Sie damals Mister Fortune gemacht haben...«
    »Gehen Sie, Kindchen, gehen Sie!«
    »Er läuft jetzt ohne Ohren herum, Mylady. Bitte, ich beschwöre Sie, denken Sie doch daran!«
    Schluchzend verließ Kathy Porter das Zimmer, drückte die Tür hinter sich zu und lächelte dann unvermittelt. Diese Art der Zusammenarbeit mit Lady Simpson hatte sie bis zur letzten Perfektion geübt. Natürlich hätte die Dame nie das Messer verwendet, aber sie gefiel sich in solchen Situationen gern in der Rolle einer leicht irren, skurrilen Person.
    Jerry lächelte hingegen überhaupt nicht.
    Er war schon wieder unsicher geworden.
    War die Lady nun wirklich verrückt, -oder spielte sie ihm wieder etwas vor? Aber warum, so fragte er sich insgeheim und mißtrauisch, warum hatte die junge Frau dann solche Angst gezeigt? Sie schien die Neigungen der Lady verdammt gut zu kennen.
    »Ich denke, wir beginnen mit dem rechten Ohrläppchen«, sagte Agatha Simpson. »Beißen Sie jetzt die Zähne zusammen, junger Mann, es wird vielleicht wahnsinnig schmerzen!«
    »Sind Sie wahnsinnig?« brüllte Jerry, dem dicke Schweißperlen über die Stirn rannen. »Weg mit dem Messer!«
    »Sagten Sie, ich sei wahnsinnig?« Lady Simpson kicherte und prüfte mit dem Daumen sehr vorsichtig die Schneide des Messers. »Ich soll wahnsinnig sein, junger Mann?«
    »Hören Sie zu, das Chalet liegt...«
    Sie unterbrach ihn mit einer Handbewegung.
    »Später, später«, sagte sie dann desinteressiert. Sie näherte sich erneut seinem Ohr.
    »Das  Chalet liegt oberhalb von
    Roquebrune«, schrie der Mann mit dem Leberfleck, »hinter der hohen Bruchsteinmauer. Sie können es von der Straße aus sehen.«
    »Sie haben sehr schwache Nerven«, meinte Lady Simpson nun freundlich. »Warum wechseln Sie nicht den Beruf?«
    Jerry keuchte vor Wut, als er Agatha Simpson nachsah, die den Raum verließ.
    Sie hatte ihn erneut hereingelegt und schien sich sogar noch über ihn zu amüsieren ...
     
    ***
     
    Agatha Simpson saß wieder mal am Steuer von Parkers hochbeinigem Monstrum und hatte die Halbinsel bereits hinter sich gelassen. Sie und Kathy Porter befanden sich auf dem Weg zum Chalet Ricard, um Butler Parker zu befreien.
    Mylady wirkte sehr unternehmungslustig, Kathy Porter hingegen weniger.
    Sie war mit dem Fahrstil der älteren Dame' nicht einverstanden. Lady Simpson schien ihre eigenen Verkehrsregeln zu haben, die sie allerdings strikt einhielt. Sie fuhr viel zu schnell, schnitt erneut Kurven und interessierte sich ganz nebenbei noch für die Schönheiten der Landschaft.
    Gerade das machte Kathy Porter immer wieder nervös.
    Mylady sah dann seitlich zum Fenster hinaus, machte ihre Gesellschafterin auf eine besondere Attraktion aufmerksam und vergaß darüber die Fahrbahn zu beachten. Dennoch schaffte sie es immer wieder, den Wagen auf der Straße zu halten. Sie schien für echte Gefahr eine Art sechsten Sinn zu haben.
    Die beiden Streifenfahrer der Verkehrspolizei befanden sich noch im
    Dienst und kamen Mylady prompt entgegen, und zwar in einem Höllentempo. Sie hielt genau auf die beiden total verunsicherten Beamten zu. Was damit zusammenhing, daß Mylady ihrer Gesellschafterin gerade wieder mal ein besonders schönes Fleckchen Erde erläuterte.
    Die beiden Polizisten stiegen hart in die Bremsen und brachten sich in Sicherheit. Im Vorbeipreschen des

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