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Parker Pyne ermittelt

Parker Pyne ermittelt

Titel: Parker Pyne ermittelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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nicht besonders klug. Mir fällt halt nix ein. Ich dachte, Sie könnten vielleicht – na ja, mir irgendwas vorschlagen. Ich habe sechs Monate, wissen Sie. Sie hat dem zugestimmt. Wenn sie am Ende der sechs Monate immer noch derselben Meinung ist – na ja, dann lass ich sie halt gehen. Ich dachte mir, Sie könnten mir vielleicht den einen oder anderen Tipp geben. Im Moment macht sie einfach alles, was ich tue, nur wütend.«
    »Wissen Sie, Mr Pyne, im Endeffekt ist es doch so: Ich bin kein kluger Kerl! Ich bin mehr der sportliche Typ. Ich mag ‘ne Runde Golf und auch mal ‘ne Partie Tennis. Ich hab keine Ahnung von Musik und Kunst und solchem Zeug. Meine Frau ist intelligent. Sie mag Gemälde und die Oper und Konzerte, und ich langweile sie natürlich. Dieser andere Kerl – dieser langhaarige Bursche – kennt sich mit all diesen Dingen aus. Er kann sich darüber unterhalten. Ich kann es nicht. Ich kann schon verstehen, wenn eine intelligente, wunderschöne Frau irgendwann von einem Esel wie mir genug hat.«
    Mr Parker Pyne stöhnte auf. »Sie sind wie lange schon verheiratet… Neun Jahre? Und ich nehme an, Sie haben diese Haltung von Anfang an an den Tag gelegt. Völlig verkehrt, mein Lieber; katastrophal falsch! Sie sollten einer Frau gegenüber niemals zaghaft auftreten. Sie wird Sie nach ihrem eigenen Wert beurteilen – und das haben Sie verdient. Sie hätten sich stolz zeigen müssen, wie sportlich Sie sind. Sie hätten über Kunst und Musik als ›den Unsinn, den meine Frau mag‹ reden sollen. Sie hätten ihr Mitleid aussprechen sollen, dass sie beim Sport nicht so gut abschneidet. Ein bescheidenes Wesen, mein guter Mann, ist in jeder Ehe ein Zeichen von Schwäche! Dagegen kann keine Frau angehen. Es ist kein Wunder, dass Ihre Frau nicht in der Lage war, dieses Spiel bis zum Ende durchzuhalten.«
    Mr Wade starrte ihn überrascht und verwirrt an. »Nun«, sagte er, »was soll ich Ihrer Meinung nach tun?«
    »Das ist gewiss die richtige Frage. Was immer Sie auch vor neun Jahren hätten tun können, jetzt ist es auf jeden Fall zu spät. Sie müssen sich eine neue Strategie einfallen lassen. Hatten Sie bereits mit anderen Frauen eine Affäre?«
    »Natürlich nicht.«
    »Hätte ich vielleicht den einen oder anderen Flirt sagen sollen?«
    »Ich habe mir nie viel Gedanken über andere Frauen gemacht.«
    »Das ist ein Fehler. Damit müssen Sie sofort anfangen.«
    Mr Wade wirkte aufgebracht. »Also, hören Sie mal, das kann ich nicht. Ich meine – «
    »Damit werden Sie überhaupt keine Schwierigkeiten bekommen. Eine meiner Mitarbeiterinnen wird Ihnen zur Verfügung gestellt. Sie wird Ihnen genau sagen, was Sie tun müssen, und alle Aufmerksamkeit, die Sie ihr erweisen, wird sie selbstverständlich als rein geschäftliche Angelegenheit verstehen.«
    Mr Wade wirkte erleichtert. »Das ist schon besser. Aber glauben Sie wirklich – ich meine, mir scheint’s, dass Iris mich dann nur noch schneller loswerden will.«
    »Sie haben offensichtlich keine Ahnung vom menschlichen Wesen, Mr Wade. Und Frauen verstehen Sie schon gar nicht. Im Moment sind Sie, aus rein weiblicher Sicht gesprochen, ein Abfallprodukt. Niemand will Sie. Welchen Nutzen hat etwas für eine Frau, das niemand will? Keinen Nutzen. Aber betrachten Sie es aus einem anderen Blickwinkel. Stellen Sie sich mal vor, Ihre Frau fände heraus, dass Sie sich genauso sehr auf Ihre zukünftige Freiheit freuen wie sie?«
    »Na, das wird ihr wohl gefallen.«
    »Das meinen Sie, aber in Wirklichkeit wird es ihr nicht gefallen! Sie wird außerdem erkennen, dass Sie eine faszinierende, junge Frau an Ihrer Seite haben – eine junge Frau, die sich ihren Kerl aussuchen kann. Und schon schießt ihr Aktienwert in die Höhe. Ihre Frau weiß genau, dass alle Ihre Freunde sagen werden, Ihre Frau habe Sie gelangweilt und Sie wollten eine hübschere haben. Das macht sie wütend.«
    »Das glauben Sie wirklich?«
    »Dessen bin ich mir sicher. Man wird Sie nicht mehr als den ›armen, alten Reggie‹ bezeichnen. Man wird sie ›Reggie, das Schlitzohr‹ nennen. Was für ein Unterschied! Ohne den anderen Burschen aufzugeben, wird sie sicherlich versuchen, Sie zurückzugewinnen. Doch Sie werden hart bleiben. Sie werden vernünftig sein und all ihre Argumente wiederholen. ›Eine Trennung ist sinnvoller.‹ ›Wir passen einfach nicht zueinander.‹ Sie werden verstehen, dass Ihre Aussagen zwar zutreffend waren – Sie haben sie niemals verstanden –, aber es stimmt genauso, dass

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