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Parker Pyne ermittelt

Parker Pyne ermittelt

Titel: Parker Pyne ermittelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Bemerkung. Sie sind jung; dies ist vermutlich das erste Mal, dass Sie sich an solchen Dingen versuchen. Ich hingegen habe eine recht stattliche Anzahl an Jahren auf meinem Buckel, und ich habe beachtliche Erfahrung mit der Erstellung von Statistiken. Diese Erfahrung beweist mir, dass sich in siebenundachtzig Prozent aller Fälle Unehrlichkeit nicht auszahlt. Siebenundachtzig Prozent! Überlegen Sie nur!«
    Mit einer abrupten Bewegung stand die unechte Mrs St. John auf. »Sie schleimiger alter Grobian!«, sagte sie. »Mich so hereinzulegen! Lässt mich Aufwandsentschädigungen zahlen! Und die ganze Zeit – « Sie erstickte fast vor Wut und rannte zur Tür.
    »Ihr Ring«, rief Mr Parker Pyne und hielt ihn ihr hin.
    Sie packte ihn, sah ihn kurz an und warf ihn dann durch das offene Fenster.
    Die Tür schlug mit lautem Knall zu, und sie war weg.
    Mr Parker Pyne warf einen interessierten Blick nach draußen. »Wie ich es mir gedacht habe«, sagte er. »Ein beachtliches Maß an Chaos wurde verursacht. Der Herr, der Dismal Desmond verkauft, weiß nicht, was er damit anfangen soll.«

Der Fall des unzufriedenen Ehemanns
     
    E iner der größten Vorteile Mr Parker Pynes war sicherlich seine sympathische Art. Es war eine Art, die Vertrauen geradezu herausforderte. Ihm war die Lähmung wohlbekannt, die Klienten in dem Moment befiel, in dem sie sein Büro betraten. Es war Mr Pynes Aufgabe die entsprechenden Maßnahmen einzuleiten, die zu den notwendigen Enthüllungen führten.
    An diesem besonderen Morgen saß er einem neuen Klienten gegenüber, einem Mr Reginald Wade. Er folgerte sofort, dass es sich bei Mr Wade um die Sorte Mensch handelte, die sich nicht besonders gut ausdrücken konnte. Die Sorte, die Schwierigkeiten damit hat, Emotionen in Worten zu fassen.
    Mr Wade war groß gewachsen, hatte breite Schultern, angenehme blaue Augen und war braun gebrannt. Er zog geistesabwesend an seinem kleinen Schnurrbart und betrachtete Mr Parker Pyne von seinem Platz aus mit dem emotionalen Überschwang eines leicht stupiden Tiers.
    »Hab Ihre Anzeige gelesen, wissen Sie«, brach es plötzlich aus ihm hervor. »Dachte, ich könnte mal vorbeischauen. Seltsame Art zu werben, aber man weiß ja nie, nich?«
    Mr Parker Pyne interpretierte diese doch recht kryptischen Bemerkungen richtig. »Wenn die Dinge nicht so gut laufen, muss man auch mal ein Risiko eingehen«, kam er ihm entgegen.
    »Das ist es. Genau das ist es. Ich bin bereit das Risiko einzugehen – egal, welches Risiko. Die Dinge laufen für mich nicht besonders gut, Mr Pyne. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Schwierige Angelegenheit, wissen Sie; verdammt schwierig.«
    »Das«, meinte Mr Pyne, »ist der Moment, in dem ich mich als nützlich erweise. Ich weiß, was zu tun ist! Ich bin der Spezialist für alle menschlichen Schwierigkeiten.«
    »Also, mein lieber Gott – da nehmen Sie den Mund aber ganz schön voll, oder?«
    »Nicht wirklich. Die menschlichen Schwierigkeiten lassen sich in wenige Kategorien einordnen. Es gibt schwindende Gesundheit. Es gibt Langeweile. Es gibt Frauen, die Schwierigkeiten mit ihren Männern haben. Es gibt Männer« – er hielt kurz inne –, »die Schwierigkeiten mit ihren Frauen haben.«
    »Sie haben’s genau getroffen. Genau richtig.«
    »Erzählen Sie mir davon«, meinte Mr Pyne.
    »Gibt nicht viel zu erzählen. Meine Frau will die Scheidung, damit sie ‘nen anderen Kerl heiraten kann.«
    »Das ist heutzutage nichts Besonderes. Ich gehe davon aus, dass Sie ihre Meinung nicht teilen, was diese Angelegenheit betrifft?«
    »Ich mag sie halt«, lautete Mr Wades einfache Antwort. »Wissen Sie – ich mag sie halt einfach.«
    Eine recht schlichte, wenn nicht gar einfältige Antwort, aber wenn Mr Wade gesagt hätte: »Ich vergöttere sie. Ich verehre den Boden unter ihren Füßen. Ich würde mich für sie in kleine Stücke schneiden lassen«, dann hätte er Mr Parker Pyne gegenüber nicht deutlicher sein können.
    »Na ja, wie auch immer«, fuhr Mr Wade fort, »was soll ich schon machen? Ich meine, als Kerl ist man doch hilflos. Wenn sie den anderen Kerl lieber hat – na ja, dann muss man halt gute Miene zum bösen Spiel machen; sie gehen lassen und so.«
    »Sie schlagen vor, dass sie sich von Ihnen scheiden lässt?«
    »Natürlich. Kann doch nicht zulassen, dass wir das alles vor Gericht zerren.«
    Mr Pyne schaute ihn nachdenklich an. »Aber Sie kommen dennoch zu mir. Warum?«
    Der Mann lachte beschämt. »Ich weiß nicht. Wissen Sie, ich bin

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