Parker Pyne ermittelt
durcheinanderbringen.«
»Sind Sie wirklich sicher, dass es nicht der echte ist?«, fragte Daphne.
»Nein, auf keinen Fall. Der Ring, den Sie mir vor Kurzem gezeigt haben, befindet sich mit aller Sicherheit an Lady Dortheimers Finger.«
»Dann ist ja alles in Ordnung.« Mit einem freudigen Lachen stand Daphne auf.
»Interessant, dass Sie mich das fragen«, sagte Mr Parker Pyne. »Natürlich ist Claude, der arme Kerl, nicht gerade mit Hirn gesegnet. Er hätte sich ja leicht täuschen können. Also habe ich heute Morgen sicherheitshalber einen Experten dieses Ding untersuchen lassen.«
Mrs St. John setzte sich ein wenig abrupt wieder hin. »Oh! Und was meinte er?«
»Dass es sich um eine außerordentlich gut gelungene Imitation handelt«, teilte Mr Parker Pyne ihr mit. »Erstklassige Arbeit. Das wird Sie doch sicherlich beruhigen, nicht wahr?«
Mrs St. John wollte etwas sagen, hielt dann aber inne. Sie starrte Mr Parker Pyne an.
Dieser setzte sich wieder auf den Stuhl hinter seinem Schreibtisch und betrachtete sie wohlwollend. »Die Vertraute, die die Kastanien aus dem Feuer holte«, sagte er verträumt. »Keine angenehme Rolle. Von meinen Bediensteten würde ich niemanden diese Rolle spielen lassen. Entschuldigen Sie bitte. Haben Sie etwas gesagt?«
»Ich – nein, gar nichts.«
»Gut. Ich möchte Ihnen eine kleine Geschichte erzählen, Mrs St. John. Sie betrifft eine junge Frau. Eine blonde junge Frau, denke ich. Sie ist nicht verheiratet. Ihr Name ist nicht St. John. Ihr Vorname lautet auch nicht Daphne. Ganz im Gegenteil, ihr Vorname ist Ernestine Richards, und sie war bis vor Kurzem die Sekretärin von Lady Dortheimer.«
»Nun, eines Tages lockerte sich die Fassung von Lady Dortheimers Diamantring, und Miss Richards brachte ihn in die Stadt, um das in Ordnung bringen zu lassen. Das ähnelt doch ein bisschen Ihrer Geschichte, nicht wahr? Miss Richards hatte dieselbe Idee wie Sie. Sie ließ eine Imitation des Rings anfertigen. Aber sie war eine weitsichtige junge Frau. Sie wusste, dass Lady Dortheimer den Austausch des Edelsteins eines Tages bemerken würde. Sollte das geschehen, dann würde sie sich an die Person erinnern, die ihn in die Stadt gebracht hatte, und Miss Richards würde sofort in Verdacht geraten.«
»Was geschah dann? Nun, ich nehme an, dass Miss Richards in eine Verwandlung dank La Merveilleuse investierte – vermutlich Nummer sieben, mit Seitenscheitel.« Sein unschuldiger Blick ruhte auf den gewellten Locken seiner Klientin. »Farbtönung Dunkelbraun. Dann suchte sie mich auf. Sie zeigte mir den Ring, erlaubte mir zu kontrollieren, dass er auch echt war, und ließ damit jeden Zweifel verstummen. Nachdem sie das getan und gemeinsam mit mir den Austausch geplant hatte, brachte die junge Frau den Ring zum Juwelier, der ihn nach angemessener Zeit wieder an Lady Dortheimer zurückgab.«
»Gestern Abend wurde der falsche Ring im letzten Augenblick und recht eilig an der Waterloo Station übergeben. Natürlich hielt Miss Richards Mr Luttrell nicht für eine Koryphäe auf dem Gebiet Diamanten. Aber um sicher zu sein, dass auch alles astrein ablief, hatte ich einen Freund von mir gebeten, auch in diesem Zug zu sein. Ein Diamantenhändler. Er sah sich den Ring an und sagte sofort: ›Das ist kein echter Stein. Es ist eine sehr gute Imitation.‹«
»Sie verstehen sicherlich, wovon ich spreche, Mrs St. John? Wenn Lady Dortheimer den Verlust entdeckte, woran würde sie sich erinnern? An den charmanten jungen Tänzer, der den Ring von ihrem Finger zog, als das Licht ausging. Sie würde Nachforschungen anstellen lassen und herausfinden, dass die Tänzer, die ursprünglich gebucht worden waren, aufgrund einer Bestechung ihren Auftrag nicht wahrgenommen hatten. Wenn die Angelegenheit bis zu meinem Büro zurückverfolgt würde, würde meine Geschichte von einer Mrs St. John äußerst unglaubwürdig wirken. Lady Dortheimer hat niemals eine Mrs St. John gekannt. Meine Variante der Geschichte würde sich wie frei erfunden anhören.«
»Sie verstehen sicherlich, nicht wahr, dass ich das nicht zulassen konnte? Und daher hat mein Freund Claude Lady Dortheimer denselben Ring wieder an den Fi n ger gesteckt, den er von dort entfernt ha t te.« Mr Parker Pynes Lächeln konnte kaum noch als wohlwollend bezeichnet werden.
»Verstehen Sie, warum ich von Ihnen kein Honorar verlangen konnte? Ich garantiere Glück. Es ist offensichtlich, dass ich Sie nicht glücklich gemacht habe. Erlauben Sie mir nur noch eine
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