Parker Pyne ermittelt
kleine Pappschachtel wurde mit reichlicher Begeisterung untersucht. Fragen wurden gestellt. Da Mr Parker Pyne weder Persisch sprach noch verstand, war die Angelegenheit kompliziert.
Ihr Pilot schlenderte auf sie zu. Er war ein dunkelhaariger, junger Franzose, gut aussehend, mit dunkelbraunen Augen und einem wettergegerbten Gesicht. »Pa r don?«, fragte er freundlich.
Mr Parker Pyne, der sich redlich in der Kunst der Pantomime bemüht hatte, doch anscheinend ohne viel Erfolg, wandte sich ihm erleichtert zu. »Es ist Insektenpulver«, sagte er. »Könnten Sie ihnen das freundlicherweise erklären?«
Der Pilot wirkte verwirrt. »Pardon?«
Mr Parker Pyne wiederholte seine Bitte auf Französisch. Der Pilot grinste und übersetzte den Satz ins Persische. Die ernst und traurig wirkenden Beamten waren zufrieden; ihre sorgenvollen Gesichter entspannten sich; sie lächelten. Einer lachte sogar. Die Vorstellung von Insektenpulver schien sie zu belustigen.
Die drei Passagiere nahmen wieder im Flugzeug Platz und flogen weiter. Vor Hamadan gingen sie in den Sinkflug, um die Post abzuwerfen, aber die Maschine landete nicht. Mr Parker Pyne blickte angestrengt nach unten, um vielleicht die Tafel von Behistun zu entdecken, diesem romantischen Ort, wo Darius die Größe seines Reichs und seine Eroberungsfeldzüge in drei Sprachen beschreibt – babylonisch, medisch und persisch.
Sie erreichten Teheran gegen ein Uhr. Dort folgten weitere Grenzkontrollen. Der französische Pilot gesellte sich zu Mr Parker Pyne und lächelte, während dieser eine lange Befragung über sich ergehen ließ, die er nicht verstand.
»Was habe ich gesagt?«, fragte er den Franzosen.
»Dass der Vorname Ihres Vaters ist Tourist, dass Ihr Beruf ist Charles, dass der Mädchenname Ihrer Mutter lautet Bagdad, und dass Sie gekommen sind aus Harriet.«
»Ist das von Bedeutung?«
»Pas du tout. Einfach was sagen: Mehr brauchen Sie nicht.«
Teheran war eine herbe Enttäuschung für Mr Parker Pyne. Es empfand es als geradezu erschütternd modern. Diese Worte verwendete er auch, als er am nächsten Abend zufällig auf den Piloten, Monsieur Rousseau, traf, der gerade das Hotel betrat. Er fragte ihn spontan, ob er mit ihm zu Abend essen wolle, und der Franzose willigte ein.
Der georgische Kellner wich nicht von ihrer Seite und erteilte Befehle. Das Essen wurde gereicht.
Als sie in der Menüfolge la tourte erreicht hatten, ein ziemlich klebriges Konfekt aus Schokolade, sagte der Franzose:
»Also, Sie reisen nach Schiraz?«
»Ja, ich werde dort hinfliegen. Dann werde ich von Schiraz aus den Landweg nehmen und dabei Isfahan besuchen und nach Teheran zurückkehren. Werden Sie mich morgen nach Schiraz fliegen?«
»Mais non. Ich fliege zurück nach Bagdad.«
»Sind Sie schon lange hier?«
»Drei Jahre. Unseren Flugdienst gibt es erst seit drei Jahren. ‘atten bisher noch nie ein Unfall!« Er klopfte auf den Tisch.
Große Tassen süßen Kaffees wurden gereicht. Die beiden Männer rauchten.
»Meine ersten Passagiere waren zwei Damen«, erinnerte sich der Franzose. »Zwei englische Damen.«
»Ach wirklich?«, fragte Mr Parker Pyne.
»Die eine war eine junge, wohlgeborene Dame, die Tochter von einem Ihrer Minister, die – wie sagt man das noch mal? – die Lady Esther Carr. Sie war ‘übsch, sehr ‘übsch, aber verrückt.«
»Verrückt?«
»Völlig verrückt. Lebt in Schiraz in einem großen, einheimischen ‘aus. Trägt orientalische Kleidung. Spricht mit keinem Europäer. Sollte eine wohlgeborene Frau so ein Leben führen?«
»Es gab andere vor ihr«, sagte Mr Parker Pyne. »Es gab Lady Hester Stanhope – «
»Diese ist verrückt«, unterbrach ihn der andere abrupt. »Konnte ich in ihren Augen sehen. Genau dasselbe ‘abe ich während des Kriegs in den Augen meines Kapitäns gesehen. Der ist jetzt in der Irrenanstalt.«
Mr Parker Pyne war nachdenklich. Er erinnerte sich sehr gut an Lord Micheldever, den Vater von Lady Esther Carr. Er hatte unter ihm gearbeitet, als er Innenminister gewesen war – ein großer blonder Kerl mit lachenden blauen Augen. Er hatte Lady Micheldever einmal gesehen – eine Irin mit schwarzen Haaren und blauvioletten Augen, die für ihre Schönheit berühmt war. Sie waren beide gut aussehende, normale Leute, aber trotz alledem gab es Wahnsinn in der Familie Carr. Er kam immer wieder mal zur Vorschein, selbst wenn er eine Generation übersprang. Es war jedoch merkwürdig, dachte er, dass Monsieur Rousseau diese Tatsache so
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