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Parker Pyne ermittelt

Parker Pyne ermittelt

Titel: Parker Pyne ermittelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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feigen Hund gesehen. Ich machte einen Schritt auf sie zu – ich weiß nicht, was sie von mir erwartete. Sie wich zurück; sie – sie schritt nach hinten und fiel über den Rand!« Muriel King vergrub ihr Gesicht in den Händen.
    »Und dann?«, hakte Mr Parker Pyne freundlich nach.
    »Ich habe den Kopf verloren. Ich dachte, man würde behaupten, ich hätte sie hinuntergestoßen. Ich dachte, niemand würde mir glauben. Ich fürchtete, hier in ein grässliches Gefängnis geworfen zu werden.« Sie knabberte an ihren Lippen. Mr Parker Pyne erkannte deutlich die blinde Furcht, die von ihr Besitz ergriffen hatte. »Und dann kam mir der Gedanke – wenn nur ich es wäre! Ich wusste, dass es einen neuen britischen Konsul geben würde, der keinen von uns beiden gesehen hatte. Der andere war gestorben.«
    »Ich dachte, dass ich die Diener in den Griff kriegen würde. Für sie waren wir beide einfach zwei verrückte Engländerinnen. Wenn die eine tot war, dann machte die andere halt weiter. Ich habe ihnen reichlich Geldgeschenke überreicht und ihnen gesagt, sie sollten nach dem britischen Konsul schicken. Er kam, und ich empfing ihn als Lady Esther. Ich hatte ihren Ring an meinem Finger. Er war sehr nett und hat sich um alles gekümmert. Niemand schien auch nur den geringsten Verdacht zu schöpfen.«
    Mr Parker Pyne nickte nachdenklich. Das hohe Ansehen eines bekannten Namens. Lady Esther Carr war vielleicht vollkommen verrückt, aber sie war immer noch Lady Esther Carr.
    »Und danach«, fuhr Muriel fort, »wünschte ich mir, ich hätte das alles nicht getan. Ich erkannte, dass ich selbst ziemlich verrückt gewesen war. Ich war dazu verdammt, auf ewig hierzubleiben und meine Rolle zu spielen. Wenn ich jetzt die Wahrheit gestand, dann würde es noch viel mehr danach aussehen, als ob ich sie umgebracht hätte. Oh, Mr Pyne, was soll ich bloß tun? Was soll ich bloß tun?«
    »Tun?« Mr Parker Pyne stand so schnell auf, wie es ihm seine stattliche Gestalt erlaubte. »Mein liebes Kind, Sie werden jetzt mit mir zum britischen Konsul kommen, der ein sehr umgänglicher und netter Mann ist. Sie werden einige unangenehme Formalitäten durchstehen müssen. Ich kann Ihnen nicht versprechen, dass alles glatt abläuft, aber Sie werden sicherlich nicht als Mörderin gehängt. Übrigens, warum hat man das Frühstückstablett neben ihrer Leiche gefunden?«
    »Ich habe es über sie geworfen. Ich – ich dachte, es würde eher nach mir aussehen, wenn ein Tablett dort liegen würde. War das dumm von mir?«
    »Es war eigentlich eine recht gute Idee«, sagte Mr Parker Pyne. »Tatsächlich war es der einzige Punkt, der mich zweifeln ließ, ob Sie nicht vielleicht doch Lady Esther umgebracht haben – aber diese Zweifel haben Sie mit Ihrem Anblick zerstreut. Als ich Sie sah, wusste ich, was immer Sie auch in Ihrem Leben tun würden, es wäre ganz bestimmt nicht morden.«
    »Weil ich nicht die Nerven dazu habe, meinen Sie?«
    »Ihre Reflexe würden das nicht zulassen«, sagte Mr Parker Pyne lächelnd. »Nun, wollen wir uns auf den Weg machen? Wir müssen uns einer unangenehmen Aufgabe stellen, aber ich werde Ihnen beistehen, und dann – auf nach Hause, nach Streatham Hill – es war doch Streatham Hill, nicht wahr? Ja, das dachte ich mir. Ich sah, wie sich Ihr Gesicht verzog, als ich eine bestimmte Busnummer nannte. Kommen Sie mit, meine Liebe?«
    Muriel King zögerte noch. »Sie werden mir niemals glauben«, sagte sie nervös. »Ihre Familie und die anderen auch nicht. Sie werden mir nicht glauben, dass sie sich so verhalten hat.«
    »Überlassen Sie das mir«, meinte Mr Parker Pyne. »Ich kenne mich ein wenig mit ihrer Familiengeschichte aus. Kommen Sie, mein Kind, spielen Sie nicht länger den Feigling. Denken Sie doch daran, da ist ein junger Mann in Teheran, der sich nach Ihnen verzehrt. Wir sollten uns wohl besser auch darum kümmern, dass wir in seiner Maschine nach Bagdad fliegen.«
    Das Mädchen lächelte und lief rot an. »Ich bin so weit«, sagte sie einfach. Als sie zur Tür ging, wandte sie sich zu ihm um. »Sie sagten, Sie wussten bereits, dass ich nicht Lady Esther war – noch bevor Sie mich gesehen hatten. Woher konnten Sie das nur wissen?«
    »Statistiken«, sagte Mr Parker Pyne.
    »Statistiken?«
    »Ja. Lord und Lady Micheldever hatten beide blaue Augen. Als der Konsul erwähnte, dass ihre Tochter böse funkelnde, dunkle Augen hatte, wusste ich, dass etwas nicht stimmen konnte. Menschen mit braunen Augen können zwar ein Kind mit

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