PARKER schnappt den Waffenklau
der Ruhe hinzugeben. Die Kette entglitt seinen Händen und fiel auf den nach wie vor benommen am Boden hockenden Anführer.
Für die Jugendlichen gab es kein Halten mehr. Sie sahen kollektiv rot und wollten die Schmach ihrer Mitstreiter rächen.
In ungeordneten Reihen drangen sie auf Lady Agatha und Parker ein und versuchten mit aller Gewalt einen Sieg zu erringen.
Parker bat Mylady zur Seite, wobei er allerdings einige Überredungskunst aufbieten mußte. Dann zog er eine kleine Sprayflasche aus einer der zahllosen Innentaschen seines Covercoats und entfernte die Sicherung.
Einen feinen, dünnen Strahl versprühend, ging er den Angreifern entgegen und ließ sie an seinem Spezial-Spray schnuppern. Die Herren fanden den Duft so umwerfend, daß sie sich umgehend auf den Boden legten und ein tiefes Schlafbedürfnis verspürten.
Selig lächelnd gaben sie dem Bedürfnis nach und schlossen die Augen. Eine Minute später erfüllte nur noch das unmelodische Schnarchen der Schläger die Luft, nachdem Mylady mit einem gezielten Hieb ihres Pompadours den Kassettenrekorder ausgeschaltet hatte.
*
»Ich komme nicht ganz zufällig vorbei«, erklärte Chief-Superintendent McWarden, als er am nächsten Morgen von Parker in die große Wohnhalle des alten Fachwerkhauses in Shepherd’s Market geführt wurde.
Lady Agatha lächelte schadenfroh. »Sie kommen zu spät, mein Lieber. Mister Parker hat bereits vor einer halben Stunde das Frühstück abgetragen.«
McWarden winkte ungeduldig ab. »Sie wissen genau, daß ich nicht wegen des Frühstücks komme, Mylady«, sagte er.
Agatha Simpson sah ihren Butler stirnrunzelnd an. Parker servierte McWarden nämlich gerade einen Sherry, den dieser dankend entgegennahm.
»Sie wissen doch, daß Mister McWarden im Dienst nicht trinkt, Mister Parker«, grollte sie. »Außerdem verträgt er Alkohol nicht. Weshalb führen Sie ihn also in Versuchung?«
Die ältere Dame konnte es, wenn sie wollte, an Geiz mit den Schotten aufnehmen. Sie wurde nie müde zu betonen, daß sie mit jedem Penny rechnen mußte. Andererseits konnte sie, wenn es darauf ankam, sehr großzügig sein und bedenkenlos Geld ausgeben, vor allem wenn es um die Lösung eines Kriminalfalles ging.
»Zwei oder drei kleine Sherry schaden mir schon nicht, Mylady«, erklärte McWarden, der die Hausherrin sehr genau kannte und sie gern ärgerte. »Ich bin auch nicht richtig im Dienst, im Grund mache ich gerade Mittagspause.«
»Sagten Sie nicht, Sie kämen nicht zufällig vorbei?« fragte die Lady mißtrauisch.
»Das stimmt, Mylady.« McWarden lächelte versonnen und nahm einen Zug aus seinem Sherry-Glas. »Es gab da gestern am Spätnachmittag einen Zwischenfall im Park in Fulton«, erklärte er, während er Parker vertraulich zuzwinkerte. »In diesem Zusammenhang fiel auch Ihr Name, Mylady, und deshalb bin ich hier. Betrachten Sie meinen Besuch als inoffiziell, ich habe die Sache bereits abgebogen, nachdem man mich davon unterrichtet hatte.«
Agatha Simpson seufzte tief. »Man will mir also wieder mal was in die Schuhe schieben, mein lieber McWarden«, behauptete sie und griff sich theatralisch an die Stelle, wo das Herz schlug. »Es ist unerhört, welchen Verleumdungen eine hilflose, alte Frau ausgesetzt werden kann. Ich hoffe, Sie unternehmen etwas dagegen. Wofür zahle ich schließlich meine Steuern?«
Die Detektivin schüttelte den Kopf und nahm einen tiefen Schluck aus ihrem Cognacglas, um den angegriffenen Kreislauf zu stärken.
McWarden grinste. »Gestern nachmittag wurden in jenem Park sechs farbige Jugendliche aufgegriffen, die unter der Einwirkung einer uns unbekannten Droge standen.« McWarden machte eine Pause und sah Josuah Parker durchdringend an. »Bis jetzt konnte noch nicht festgestellt werden, um was für ein Mittel es sich handelt, unsere Chemiker stehen vor einem Rätsel.«
»Möglicherweise eine Neuentwicklung aus dem Labor eines Unbekannten«, vermutete der Butler, als er dem Chief-Superintendent einen weiteren Sherry servierte.
»Möglicherweise, Mister Parker, obwohl ich ahne, wer dieser Unbekannte ist.« Der Yard-Mann wußte natürlich, daß Parker nicht nur ein exzellenter Techniker, sondern auch ein hochbegabter Chemiker war, der in seinem Privatlabor schon so manches Mittel selbst erfunden hatte.
»Kommen Sie endlich zur Sache, mein Lieber, und verdächtigen Sie nicht auch noch Mister Parker«, grollte die ältere Dame, »Sie wissen doch selbst, wie schwer er sich in technischen Dingen
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