PARKER schnappt den Waffenklau
Tag!«
»Was sage ich denn dazu, Mister Parker?« mokierte sich die ältere Dame. »Ich glaube, ich werde gleich ein wenig ohrfeigen müssen!«
Der Colonel sah seine Gesprächspartnerin verblüfft an und brachte im ersten Moment kein Wort über die Lippen. Er rang sichtlich um die Fassung und konnte nicht glauben, was er da eben gehört hatte.
»Was… was war das, Mylady?« knurrte er schließlich und sprang hinter seinem Schreibtisch auf. »Würden Sie das bitte noch mal wiederholen?«
»Aber gern, mein Lieber.« Mylady strahlte ihn nahezu liebenswürdig an und wiederholte ihre Drohung. »Wenn Sie sich nicht sofort darauf besinnen wie man mit einer Dame zu sprechen hat, werde ich es Ihnen beibringen, und zwar mittels einer anständigen Ohrfeige!« verkündete sie und starrte ihn entschlossen an.
»Also doch, ich habe mich nicht verhört!«
Der Colonel war aufgebracht und drückte einen Klingelknopf auf seinem Schreibtisch.
Einen Augenblick später öffnete sich die Tür und eine Ordonnanz, ein junger Hauptmann, trat ein. Er salutierte und knallte die Hacken zusammen.
»Sir?« fragte er, während er vorm Schreibtisch seines Vorgesetzten Aufstellung nahm.
»Werfen Sie die beiden Leute da raus, Captain! Schaffen Sie sie zum Tor und sorgen Sie dafür, daß sie das Gelände nicht mehr betreten! Klar?«
»Jawohl, Sir!« Der Captain salutierte erneut und wandte sich an Mylady und Parker.
Der Captain wollte sie aus dem Raum drängen und streckte die Hand aus. Doch Agatha Simpson war schon einen Schritt zurückgetreten und entzog sich dem Zugriff. Außerdem brauchte sie Platz zum Ausholen.
Sie schwenkte ihren Pompadour mit dem darin befindlichen Hufeisen, das aus Gründen der Humanität oberflächlich mit Schaumstoff umwickelt war. Sie ließ den Handbeutel ein paarmal durch die Luft kreisen, damit er Schwung bekam, dann ließ sie los und beobachtete zufrieden, wie er auf sein Ziel zuraste und dieses auch tatsächlich traf.
Der Pompadour knallte gegen den Schädel des Captains. Der Mann hatte das unangenehme Gefühl, von einem fliegenden Hammer erwischt worden zu sein und ließ sich auf dem dicken Teppich nieder, um sich von dieser Konfrontation zu erholen.
Der Colonel hatte dem Schauspiel aus weitaufgerissenen Augen zugesehen und verstand die Welt nicht mehr. Dann aber kam Leben in ihn, und er zerrte an seiner Pistole.
»Ein sehr unkluger Schritt, vor dem man nur warnen kann, Sir«, ließ sich Josuah Parker ebenso höflich wie eindringlich vernehmen.
»Mylady befindet sich auf Wunsch und mit ausdrücklicher Billigung allerhöchster Stellen hier.«
»Das glauben Sie doch wohl selbst nicht, Mann, mich können sie nicht reinlegen. Ich weiß zwar nicht, wie Sie es angestellt haben, sich an den Torwachen vorbei auf das Gelände zu mogeln, aber darum kümmere ich mich später. Die Wachen werden jedenfalls nichts zu lachen haben! Aber jetzt nehmen sie erst mal die Hände hoch, und zwar ein bißchen dalli, wenn ich bitten darf.«
»Würden Sie sich möglicherweise ein gewisses Dokument ansehen, bevor Sie Dinge tun, die Sie später zwangsläufig bereuen müßten. Sir? Auch die Wachen ließen sich übrigens von diesem durchaus echten Dokument überzeugen.«
»Her mit dem Wisch, aber bewegen Sie sich sehr vorsichtig, Mann! Wir befinden uns hier schließlich in einem streng geheimen Arsenal, und Sie werden mir schon sehr genau erklären müssen, was Sie hier zu suchen haben.«
»Das versuche ich ja die ganze Zeit, aber Sie hören mir ja nicht zu!« grollte Lady Agatha und walzte auf den Schreibtisch zu. »Ich denke, ein leichter Klaps wird Sie wieder zur Vernunft bringen«, erklärte sie und hob ihre nicht eben kleine Hand, um probeweise durch die Luft zu wischen.
»Hier ist das besagte Dokument, Sir«, bemerkte Parker, während er sich diskret zwischen seine Herrin und den Colonel schob. Ihm ging es darum, die Situation zu entschärfen und die beiden Kontrahenten vor Dummheiten zu bewahren.
Der Colonel machte einen sehr nervösen Eindruck und schien zu allem fähig, während Lady Agatha wiederum im Begriff war, den Colonel zu ohrfeigen.
Der Kommandant nahm das auf Büttenpapier ausgefertigte Dokument entgegen und musterte mißtrauisch Unterschrift und Siegel.
»Lord Atterley.« knurrte er, als er aufblickte. »Wer soll das denn sein? Kommt mir so vor, als hätte ich den Namen schon mal gehört.«
»Lord Atterley ist zufällig Ihr Vorgesetzter, Sir. Er wünscht, daß sich Mylady hier umsieht, da Mylady mit dem
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