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Parrish Plessis 01 - Nylon Angel

Parrish Plessis 01 - Nylon Angel

Titel: Parrish Plessis 01 - Nylon Angel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marianne de Pierres
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nicht darauf.
    Mit einem Mal registrierte ich den Ausdruck in seinen Augen: Schmerz und Schrecken. Sein Rücken und seine Brust, immer noch nackt, waren nur noch eine einzige Masse blutigen Fleischs. Er zitterte wie ein geprügeltes Tier.
    Ibis lag ohnmächtig auf dem Bett.
    »Jeee-sus! Was zum Teufel…?«
    »Die Jungs in der Kommandoeinheit des Hiwi haben sich einen kleinen Spaß erlaubt. Scheint so, als hätten sie eine Abneigung gegen Homos«, flüsterte er angestrengt.
    Ich berührte vorsichtig seine Brust. Das waren nicht die gewöhnlichen Spuren einer Peitsche. Das waren Verbrennungen.
    »Diese Bastarde!«, schrie ich.
    Daac zuckte zurück, die Augen glasig vor Schmerz.
    Wie war es ihm überhaupt noch möglich gewesen, mich aus dem Schacht zu ziehen?
    »In deiner Tasche befindet sich Riechsalz. Weck Ibis auf.«
    Ich nickte und öffnete meine Tasche. »Was ist mit dir? Hast du irgendwelche Betäubungsmittel hier?«
    Daac schüttelte den Kopf. »Kann ich nicht nehmen. Sie vertragen sich nicht mit meinen Hautimplantaten. Anna wird mich versorgen können.« Er stolperte auf das Bett zu und fiel der Länge nach hin.
    Ich hielt Ibis das Riechsalz unter die Nase, und er wachte binnen weniger Sekunden auf. Abgesehen davon, dass seine Augen genauso rot unterlaufen waren wie Daacs, schien es ihm gut zu gehen.
    Daac lag auf dem Boden, und er begann plötzlich, heftig zu zucken. Ibis half mir dabei, ihn aufs Bett zu hieven.
    »Es ist zu gefährlich, Anna hierher zu bringen. Wir müssen ihn zu ihr schaffen.«
    »Wie lange werden wir dafür brauchen?«, fragte ich besorgt.
    »Mit einem Ped weniger als dreißig Minuten. Vorausgesetzt, es hält uns niemand auf.«
    »Dann besorg eins.«
    Bevor ich den Satz zu Ende gesprochen hatte, war Ibis bereits verschwunden.
     
    Ibis blieb nicht lange weg, doch es kam mir wie eine halbe Ewigkeit vor. Daac wälzte sich ruhelos auf dem Bett hin und her, klagte über Durst und stöhnte leise, während das Blut aus seinen Wunden das Bettlaken rot färbte.
    Ich riss ein Stück vom Laken ab und versuchte, die schlimmsten Verbrennungen damit zu verbinden, aber Daac blieb einfach nicht ruhig liegen. Alles war von Blut und einer wässrigen, gelben Flüssigkeit bedeckt.
    Schließlich verlor er das Bewusstsein. Meine Sorge um ihn verwandelte sich in schiere Panik. Konnte ein Mensch an solchen Verletzungen sterben?
    Ich bemerkte, dass seine Finger eine bläuliche Färbung angenommen hatten und mit Blutergüssen übersät waren. Ich hockte mich neben ihn und nahm seinen Kopf in die Arme. »Du musst stark sein, Loyl. Wir werden dich bald zu Anna bringen. Du hast gesagt, sie kann jeden heilen. Du musst noch ein wenig durchhalten.«
     
    Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, wie Ibis, Pat und ich es geschafft haben, Daac in den Keller zu den Ped-Boxen zu bringen. Woran ich mich erinnern kann, ist, dass es keine Frage des Kraftaufwands war. Wenn es sein Leben gerettet hätte, wäre ich auch bereit gewesen, ihn auf meinen Schultern über den gesamten Kontinent zu schleppen – auch über zehn Kontinente – oder über glühende Lava. Wenn ich die seltsamen Gefühle beiseite ließ, die ich ihm gegenüber hegte, war er schlicht zu attraktiv, um ihn einfach so sterben zu lassen.
    Wir legten Daac auf die Rückbank. Ibis und ich zwängten uns rechts und links neben ihn. Pat sprang auf den Fahrersitz und nahm mit der Finesse eines durchgeknallten Speedfreaks direkten Kurs auf Annas Anwesen.
    Durch die verdunkelten Fenster konnte ich nicht viel von der Außenwelt sehen. Wir saßen gespannt nebeneinander und warteten nur auf das Heulen eines Polizeipeds oder das Rotorengeräusch eines Hubschraubers.
    Wie auch immer, ich war in der Stimmung für einen guten Kampf.
    Ich brach die Stille. »Warum hat uns noch niemand angehalten?«
    »Ich benutze die Suchmuster-Koordinaten, die Loyl von Tolly bekommen hat – und ich umgehe sie. Es scheint, als wären alle verfügbaren mobilen Einheiten auf der Suche nach dir. Aber sie können nicht alle Bereiche abdecken«, sagte Pat. »Abgesehen davon: Wenn sie eine derart große Suchaktion durchführen, bekommen sie es mit einer Menge ablenkender Faktoren zu tun. Leute, die denken, dich gesehen zu haben. Und natürlich die armen Teufel, die sie versehentlich festnehmen, weil sie sie mit dir verwechseln. Das alles verlangsamt die ganze Aktion.«
    Er deutete auf den Schirm auf dem Armaturenbrett. Die virtuelle Karte, die darauf zu sehen war, schien vor kleinen wütenden Ameisen

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