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Parrish Plessis 01 - Nylon Angel

Parrish Plessis 01 - Nylon Angel

Titel: Parrish Plessis 01 - Nylon Angel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marianne de Pierres
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Ein Flüstern ging durch die Zuschauermasse.
    Stellar sah ihre Gelegenheit und packte sie beim Schopf. Sie baute sich auf ihren absurden, hochhackigen Schuhen unbeholfen vor der Menge auf. »Sie ist… ein Geschenk von Jamon. Er hat es ihr in der Gruft besorgt.« Mit einer einladenden Geste streckte sie den Arm in meine Richtung. »Ein Opfer, um unseren Pakt zu besiegeln.«
    Die Gruft! Beim Gedanken daran drehte sich mir der Magen um.
    »Wir hätten das vorher besprechen müssen«, gab ein Mann von aberwitziger Größe zu bedenken. Er besaß ein schroffes Gesicht, das zwischen zwei gebogenen Schultern hervorlugte, und hatte die Hände in die Hüften gestemmt. »Jamon kennt meine Regeln, Stellar.«
    »Er wollte euch überraschen, Meister Jayse.« Sie sank vor ihm auf die Knie und beugte unterwürfig den Kopf.
    »Aber sie ist schmutzig«, beschwerte sich eine blonde Frau, die mich abschätzig musterte. Auf ihrem Körper zeichneten sich blutige Schnitte ab, die wahrscheinlich von einem Stacheldraht stammten.
    Ich versuchte, die Ruhe zu bewahren, doch bereits bei dem Wort ›Opfer‹ riss mir der Geduldsfaden.
    »Stellar!« Meine Stimme klang fast hysterisch. »Hier drüben!«
    Sie starrte mich an. Neugierde schlich sich in ihre dumpfen Augen.
    »Entschuldigt Ihr mich für einige Sekunden, Meister Jayse? Bitte?«
    »Ich denke schon. Überlegt euch, wie ihr sie präsentieren wollt, Stellar. Persönlich würde ich sie schmutzig vorziehen.«
    Er wandte sich ab, um seiner Lust zu frönen. Im nächsten Moment erklangen aus dem anderen Raum wieder Schreie und lautes Stöhnen.
    Stellar kroch zu mir herüber. Das Ganze machte einen ziemlich unterwürfigen Eindruck, doch offenbar hatte sie wirklich Probleme, sich auf den Beinen zu halten. Kaum war sie in Reichweite gekommen, packte ich ihren Arm und zog sie nahe an den Käfig heran.
    »Hol mich hier raus«, zischte ich wütend.
    »Warum sollte ich?« Sie formte die Lippen zu einem Schmollmund, der mir nur allzu vertraut war – aber er wirkte seltsam kraftlos. Auch ihre Atmung beschränkte sich auf kurze, hastige Züge. »Jamon wird bald hier sein. Er hat dich bereits gesucht.«
    »Du bist krank, Stellar.« Ich versuchte es auf die nette Tour; aber es gelang mir nicht, ihre Sympathie zu gewinnen.
    Sie zitterte. Schweißperlen bildeten sich auf ihrer Oberlippe. Nervös leckte sie sich darüber. »La morte vite. Wer hat es dir erzählt?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Jamon hat uns mit Quecksilber vergifteten Fisch vorgesetzt, als wir uns zum letzten Mal gesehen haben.«
    »Aber du…«
    »Ich habe mein Stück nicht gegessen. Lang hat mich gerade noch rechtzeitig gewarnt.«
    Stellar legte die Stirn in Falten. Ihr Ausdruck schwankte irgendwo zwischen Hass, Unglauben und Sorge.
    »Du hattest deine Portion bereits gegessen«, versuchte ich, ihr zu erklären. »Ich hätte dich gewannt, wenn ich gekonnt hätte. Du musst mir glauben.«
    Letzteres meinte ich ernst. So sehr ich Stellar auch verabscheute, sie war gerade im Begriff, ein weiteres Opfer von Jamon Mondo zu werden.
    »Warum sollte er mir so etwas antun?«
    Ich konnte nur mit den Schultern zucken. »Weil es ihm Spaß macht. Andere leiden zu sehen macht ihn unglaublich an.«
    Jede andere Antwort hätte sie wohl angezweifelt, doch diese akzeptierte sie.
    Wir saßen, jeder von uns auf seiner Seite gegen das Gitter des Käfigs gelehnt, Wange an Wange gepresst, während Stellar verdaute, was ich ihr soeben offenbart hatte. Ihr Atem roch bitter.
    »Er hat sich verändert«, sagte sie schließlich. »Er macht jetzt Geschäfte mit Typen wie…« Sie deutete in Richtung von Meister Jayse. »Und er verbringt Nacht für Nacht mit Kampfsimulationen.«
    Kampfsimulationen gehörten zur grundlegenden Ausbildung für eine Schlacht. »Worum dreht es sich bei diesen Deals?«
    Ihre Augen waren leer. Sie kämpfte sichtlich darum, nicht das Bewusstsein zu verlieren. »Er sagt, dass ihm die Gentes an den Kragen wollen. Offenbar wollen sie ihm sein Stück vom Kuchen abjagen. Also will er sie zuerst fertig machen.«
    »Gentes?« Ich stellte ihr diese Frage, obwohl ich fürchtete, die Antwort darauf bereits zu kennen.
    »Eingeborene Familien. Leute, die hier schon lange leben.« Sie wandte sich hastig ab und kotzte Galle.
    Der Anblick ließ mich würgen.
    »Du stirbst wegen ihm, Stellar. Es ist seine Schuld. Ich kann ihn dafür bezahlen lassen.«
    Ein Zittern lief durch ihren Körper.
    Ist es das Quecksilber oder ihre Emotionen?
    Stellar kroch zu der

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