Parrish Plessis 01 - Nylon Angel
verschwinden, bevor er mich in die Mangel nahm. So hungrig ich auch war, das schien mir eine bessere Option zu sein, als ihm alles erklären und für den Verlust seines Motorrades geradestehen zu müssen.
Leise und so vorsichtig ich konnte, schlüpfte ich aus dem Bett.
Ich kam gerade einmal bis zur Tür.
»Wo willst du denn hin?«
Ich streckte mich, drehte mich um und lächelte Teece im Halbdunkel an. »Ich wollte dich nicht aufwecken, Teece; aber ich könnte jetzt eine ganze Armee verspeisen und ihre Stiefel noch obendrein.«
Er wies mit einer Handbewegung auf einen kleinen Beistelltisch, auf dem eine Platte mit kaltem Essen stand: Käse, Ersatzstoffe und Brot.
Schuldgefühle plagten mein Gewissen. Teece behandelte mich anständig, und was hatte er von mir je im Gegenzug erhalten? Schrottreife Motorräder.
Ich setzte mich auf die Bettkante und stürzte mich auf das Essen. »Danke«, sagte ich zwischen zwei Bissen. »Ich meine es wirklich so, Teece. Vielen Dank.«
Er lag auf sein Kissen gestützt da und sah mir beim Essen zu; die Neugierde stand ihm ins Gesicht geschrieben. Während der Essensberg auf der Platte zügig dahinschwand, fragte er mit sanfter Stimme: »Willst du mir nicht sagen, was los ist, Liebling?«
Ich kaute ausgedehnt auf den letzten Bissen herum, um etwas Zeit zu schinden. Konnte ich ihm vertrauen? Ich wusste es nicht mit Sicherheit. Er hatte einmal von Liebe gesprochen. Und dauerte Liebe für gewöhnlich nicht länger als einige Wochen oder Monate? Wahrscheinlich nicht. Nicht in dieser Stadt.
Aber ich schuldete ihm nach allem, was gewesen war, wohl eine Erklärung. »Jemand versucht, mich aus dem Verkehr zu ziehen. Für immer.«
Er lachte. »Erzähl mir etwas, das ich noch nicht weiß. Dein Gesicht ist doch überall in den Netzen.« Er hob eine Augenbraue. »Ich möchte wissen, was wirklich passiert ist. Als du von hier aufgebrochen bist, hast du gesagt, du hättest die Chance, die Dinge wieder ins Lot zu bringen.«
Ich schüttelte den Kopf. »Die Dinge ändern sich.« Meine Stimme zitterte – nur ein ganz kleines bisschen.
Die Situation wurde nur noch schlimmer, als Teece sich dazu entschied, mich anzufassen. Er strich mir mit einer sanften, beruhigenden Handbewegung über den Arm. Schon diese einfache Geste war zu viel für mich. Mit einem Mal sprudelte die ganze Geschichte aus mir heraus.
»Lang hat mich für einen Job angeheuert. Er hat gesagt, wenn ich ihm bestimmte Daten von einem Ort in Viva besorgen würde, könnte er Jamon für den Rest seines Lebens hinter Gitter bringen. Wie hätte ich solch ein Angebot ablehnen können, Teece?«
Er nickte zustimmend. Jamon war einer der Gründe, warum Teece sein Gesicht nicht mehr in Torley sehen lassen konnte.
»Es scheint so, als hätte mich Lang reingelegt, um mir den Mord an Razz Retribution in die Schuhe zu schieben.«
»Warum sollte er dir so etwas anhängen wollen?«
»Ziemlich komplizierte Geschichte. Und ich weiß auch nicht, ob ich die Antwort auf diese Frage wirklich kenne. Razz Retribution finanzierte ein Forschungsprojekt. Genetische Immunität gegen giftige Schwermetalle. Offensichtlich förderte das Projekt einige Ergebnisse zu Tage, die vielen Menschen im Tert helfen könnten. Aber irgendjemand hat Razz ermordet, um den Geldfluss zu stoppen und damit auch die Forschungsarbeiten.«
Teece öffnete den Mund, als wolle er etwas sagen, doch ich redete einfach weiter. Ich erzählte ihm alles.
Als ich fertig war, schien er gar nicht so überrascht zu sein, wie ich erwartet hatte; vielmehr schien er sich Sorgen zu machen.
»Aber du hast gesagt, dass die Daten gelöscht worden seien?«
Ich grinste. »Das ist so nicht ganz richtig.«
Ich stand auf, holte die Zip-Disk aus meinem Stiefel und warf sie vor ihn aufs Bett.
»Als mir klar wurde, was passierte, habe ich versucht, die Daten zu retten. Alle, die noch nicht gelöscht worden waren, befinden sich auf dieser Diskette. Ich muss herausfinden, um welche Informationen es sich handelt. Wirst du mir helfen?« Ich gab mir große Mühe, nicht allzu flehentlich zu klingen.
Teece überstürzte es nicht mit seiner Antwort. »Warum will dir Lang diesen Mord anhängen?«
Ich zuckte mit den Schultern. »Weiß ich nicht genau. Anscheinend war ich für seinen Plan gut geeignet. Oder ich war einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort.«
»Aus welchem Grund sollte er die Forschungen stoppen? Welchen Vorteil hätte er davon?«
Ich machte ein ahnungsloses Gesicht und deutete auf
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