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Parrish Plessis 01 - Nylon Angel

Parrish Plessis 01 - Nylon Angel

Titel: Parrish Plessis 01 - Nylon Angel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marianne de Pierres
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würde ich mir gleich selbst das Genick brechen, und in meinen Rücken bohrten sich schmerzhaft kleine Felssplitter; aber ich weigerte mich, jetzt schon aufzugeben.
    Ohne Vorwarnung gab das viereckige Stück nach. Meine Füße verschwanden zunächst in dem Loch, wurden dann aber so hart zurückgeschleudert, dass ich auf die Seite fiel. Ein stechender Schmerz fuhr durch meinen Kopf.
    Benommen rappelte ich mich auf. Ich spürte meine Zehen noch; also hatte ich mir nicht das Genick gebrochen.
    Es gab noch Hoffnung!
    Zitternd richtete ich mich auf und steckte den Kopf durch die Öffnung. Ein beißender Gestank stieg mir in die Nase. Ich fand mich in einem niedrigen, langen Raum wieder, an dessen Ende eine Treppe hinaufführte. Ein Insektenschwarm kreiste um eine mit Schmutz bespritzte Fluoro-Röhre, die den Raum in ein schummriges Licht tauchte. Ich kroch über einen verfilzten Teppich und an einem Stapel Kartons vorbei zu der Treppe hin. Hustend und würgend versuchte ich, nicht darüber nachzudenken, was sich in diesen Kisten befinden konnte und was solch einen bestialischen Gestank verursachte. Der Geruch setzte sich wie ein abscheuliches Parfum in meiner Nase fest.
    Am Ende der Treppe befand sich eine Luke. Hoffnung keimte in mir auf. Bin ich vielleicht in einer verlassenen Villa?
    Die Klappe öffnete sich, als ich mich gegen sie stemmte. Ein Gemisch aus gleißend hellem Licht und lauten Tiergeräuschen weckte wieder den stechenden Schmerz in meinem Kopf.
    Vielleicht ist die Villa doch nicht verlassen.
    Ich sog die frische Luft tief ein und versuchte, meine Augen blinzelnd an das helle Licht zu gewöhnen; dann schwenkte ich eine Hand wie eine weiße Flagge. Wer auch immer sich in dieser Villa befand, ich wollte ihn oder sie nicht provozieren. Es wäre leichtsinnig gewesen, es in meiner Verfassung auf einen Kampf ankommen zu lassen. Ich würde mir meinen Weg mit guten Argumenten freikämpfen müssen.
    »Ich will keinen Ärger«, krächzte ich noch halbblind.
    Keine Antwort.
    Ich versuchte, mich durch die Luke ins Freie zu stemmen, bis ich mit dem Kopf gegen etwas stieß. Ich rollte mich seitlich ab und presste meinen Körper flach auf den Boden, um meinen Kopf zu schützen. Keuchend lag ich auf der Erde; die Geräusche in meiner Umgebung verwirrten mich, und ich versuchte, sie etwas zuzuordnen, das mir bekannt war. Meine Augen hatten sich mittlerweile fast an das Licht gewöhnt. Mein Gehirn brauchte jedoch etwas länger, um sich der neuen Situation anzupassen.
    Ich war in einem Käfig gefangen.
    In einem schmalen, schlauchförmigen Raum.
    Die Geräusche, die ich hörte, stammten von einigen Typen, die im gegenüberliegenden Raum offenbar mit einer harten Foltersession beschäftigt waren. Ich sah einige von ihnen durch die offene Tür.
    Ich war wohl mitten in eine Schmerzparty geplatzt.
    Scheiße!
    Was solche Angelegenheiten betraf, war ich kein Spielverderber – jedem das seine. Allerdings wurde ich derzeit von meinen eigenen Problemen gequält. Auf Stacheldraht, Fleischhaken und Elektroschocks konnte ich wirklich verzichten.
    Ich sah mich in dem Käfig nach einem Ausgang um, doch es gab keinen; da waren nur eine lange Eisenkette, die von der Decke herabreichte, und eine große Drehkurbel, um den Käfig in die Höhe zu ziehen. Der Hebel für den Mechanismus befand sich auf der anderen Seite des Raums.
    »Lasst mich hier raus!«, rief ich und zerrte an den Gitterstäben.
    Niemand schien mich zu hören.
    Einen Augenblick lang hielt ich inne und sammelte meine Kräfte. Dann rief ich mit kräftiger Stimme: »Feuer!«
    Ein halbes Dutzend Körper – natürlich nur die, die nicht gefesselt oder festgeschnallt waren – strömten aus dem anderen Raum durch die offene Tür auf mich zu. Einige mit glasigen Augen, andere geifernd vor Lust und solche, die weinten.
    Eine von ihnen kannte ich.
    Stellar, die Schlampe aus dem Bodyshop. Sie war noch immer am Leben, pfiff aber offenbar aus dem letzten Loch.
    Damit waren wir schon zwei.
    Ich erkennte ihre Fingernägel und ihre farblose Erscheinung sofort. Der Rest von ihr bestand nur noch aus von Sadospielchen malträtierten Knochen.
    Unglücklicherweise schien auch sie mich wiederzuerkennen. Ihre Augen funkelten unheimlich. Sie schaute zu der offenen Klappe, aus der ich gekrochen war, und musterte mich dann.
    »Hure«, hieß sie mich willkommen.
    Ich fürchtete bereits, dass sich auch Jamon in der Menge aufhielt, konnte ihn aber nirgends sehen. Glück im Unglück!
    »Wer ist sie?«

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