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Parrish Plessis 02 - Code Noir

Parrish Plessis 02 - Code Noir

Titel: Parrish Plessis 02 - Code Noir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marianne de Pierres
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erwartet, mit diesem Wesen in meinem Körper noch so lange zu leben.
    Ich durchsuchte meinen Rucksack und fand das Gewebenetz, das die Cabal mir gegeben hatten. Merry 3# würde die Daten konvertieren müssen. Das bedeutete, dass ich die laute Auseinandersetzung vor der Tür nicht länger ignorieren konnte. Außerdem hatte ich seit Tagen nicht mehr vernünftig gegessen, und mein Magen knurrte vor Hunger.
    Ich riss die Tür auf.
    Teece und Ibis standen sich an dem einzigen Tisch im Raum gegenüber. Tingle Honeybee war nirgends zu sehen.
    Die beiden sahen kurz zu mir herüber, offenbar erleichtert, dass ich noch lebte, und setzten dann ihren Streit mit unverminderter Härte fort.
    »Sei doch kein Idiot!«, zischte Ibis.
    »Ich habe dir bereits gesagt, dass wir kein verdammtes Wohlfahrtsinstitut sind«, gab Teece zurück. »Und wie sollen wir das überhaupt bezahlen?«
    »Beruhigt euch!«, unterbrach ich die beiden.
    Sie zuckten zusammen wie zwei Hunde, die vergessen hatten, dass das Alpha-Tier nach langer Abwesenheit wieder das Kommando über das Rudel übernommen hatte.
    Merkwürdigerweise interessierte mich der Grund für ihre Auseinandersetzung nicht. Ich wollte nur alle Probleme möglichst weit hinter mir lassen. Mit einem Mal wurde mir bewusst, dass sich während des Schlafens etwas in mir verändert hatte. Verdrängte der Parasit nun langsam meine Menschlichkeit?
    Als Jamon sich verwandelt hatte, waren die Auswirkungen sofort sichtbar gewesen – andererseits war dieser Typ schon sein Leben lang ein Monster gewesen. Bei Io Lang hatte der Prozess länger gedauert. Er hatte sein Geheimnis behüten können, bis ich ihm schließlich auf die Schliche gekommen war.
    Damals hatte ich kein Mitleid mit Lang empfunden, und nun wurde ich ihm immer ähnlicher! Wenn meine formwandlerischen Fähigkeiten an die Öffentlichkeit drangen, würde mich früher oder später jemand zur Strecke bringen.
    Ich wollte nur noch möglichst schnell von diesem Ort verschwinden, bevor ich jemanden verletzte, der mir nahe stand. Und wenn es Daac und Schaum nicht gelang, die Verwandlung rückgängig zu machen, dann wollte ich selbst bestimmen, wann ich meinem Leben ein Ende setzte und nicht von irgendeinem dahergelaufenen Idioten ermordet werden, der es nur darauf abgesehen hatte, Berühmtheit zu erlangen.
    Die Entschlossenheit und die Vorsätze, die in Mo-Vay mein Durchhaltevermögen gestärkt hatten, existierten nicht mehr. Die Probleme dieser Welt interessierten mich nicht länger. Dazu gehörte auch die Frage, wer bei den Medien Tulu und Ike unterstützt und die Menschen im Tert wie minderwertige Laborratten behandelt hatte.
    Ich war an diesem Morgen todunglücklich.
    Vielleicht lag es an Teece. Oder an Loyl. Hauptsächlich aber deprimierte mich meine eigene Lage, mein eigenes Leben.
    »Parrish?«
    Ibis Stimme klang hohl und weit entfernt; es schien, als würde er über einen Com-Schirm mit mir sprechen, wobei er doch direkt vor mir saß.
    Teece wirkte ebenfalls nicht real.
    »Ist alles in Ordnung mit dir?«, fragte er leise.
    Ich brauchte sein Mitleid nicht. Außerdem hatte er nun jemand anderen, dem er seine Zuwendung schenken konnte. Wahrscheinlich verdiente Tingle Honeybee sie mehr als ich. Es war keineswegs so, dass ich Teece dieses Abenteuer missgönnte; nein, ich war nur eifersüchtig.
    »Teece, ich möchte, dass du mich auf den neuesten Stand bringst, was das Geschäft betrifft. Ibis, du zeigst mir die Baracken. Dann werden wir uns im Heins treffen. Wir haben wichtige Angelegenheiten zu bereden, und die Zeit drängt.« Meine Stimme klang kraftlos.
    Sie tauschten einen kurzen Blick aus und verständigten sich darauf, dass es wohl besser war, mir nicht zu widersprechen. Vielleicht waren sie meiner Veränderung bereits gewahr geworden.
    »Zuerst das Geschäft?«, fragte Teece.
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein, zuerst sehe ich mir die Baracken an.«
    Ibis schluckte einen Kloß herunter.
     
    Wir unterhielten uns kaum auf dem Weg zu den Baracken; erst, als ich mir bei einem Händler ein Frühstück besorgte, tauschten wir die wichtigsten Neuigkeiten aus.
    Fleischklöße und weiches Gebäck mit Sirup. O Gott! Das wird mich nicht wirklich stärken.
    »Also, was war hier los?«, fragte ich Ibis mit vollem Mund.
    »Ich hab mein Bestes gegeben, so wie du in Dis«, antwortete er.
    »Hat Teece dir erzählt, was dort geschehen ist?« Ich hörte auf zu kauen und starrte ihn an.
    »Das ein oder andere. Hör zu, Parrish, es tut mir Leid um Roo. Er

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