Parrish Plessis 02 - Code Noir
Ihr Goma konnten sie meinetwegen in der Pfeife rauchen!
Loyl Daac kletterte aus einem anlandenden Boot. Er ging zu den Cabal hinüber, und sie hießen ihn mit großer Anerkennung willkommen. Die Politik der Cabal entzog sich meinem Verständnis.
Was Loyl und mich betraf: Wir hatten unseren Frieden geschlossen. Er hatte nun das Kommando.
Ich blieb bei Glida und Wombebe und teilte mit ihnen Essen und Wasser. Auf der anderen Seite des Flusses bot sich mir nun zum ersten Mal ein Blick auf die Verwüstungen in Mo-Vay. Die gesamte Stadt hatte wie ich von innen heraus verwandelt.
Die Flut hatte eine kristalline Kruste auf allem hinterlassen, das mit dem Wasser in Berührung gekommen war.
Das Ganze barg eine gewisse Ironie in sich. Das Kupfersulfat, das den Fluss lange Zeit vergiftet hatte, hatte uns gerettet. Hoffentlich würde der Fluss diese natürliche Grenze aufrechterhalten, bis die Cabal einen Weg gefunden hatten, die Wilde Technologie unter Kontrolle zu bringen. Ich hoffte wirklich von ganzem Herzen, dass sie Mo-Vay retten würden.
Erschöpft legte ich mich in den Schatten einer Villa und schlief ein.
Am folgenden Tag begab ich mich mit Glida-Jam und Wombebe auf den Rückweg nach Torley. Glida wirkte seltsam abwesend und in sich gekehrt; Wombebe war trotz aller Aufregung auch ein wenig ängstlich. Ein Cabal-Krieger folgte uns in gebührendem Abstand. Ich wusste nicht recht, ob ich mich über diese Eskorte freuen sollte; also ignorierte ich den Mann einfach.
Wenige Klicks voraus bewegten sich die Flüchtlinge aus Mo-Vay in einer langen Prozession auf Tower Town zu, dessen Einwohner sie sicherlich nicht willkommen heißen würden.
Als wir Tower Town erreichten, herrschte in den Straßen eine aufgebrachte Stimmung; vereinzelt kam es bereits zu Auseinandersetzungen zwischen den Flüchtligen und den Einwohnern. Vielleicht hätte ich eingreifen sollen, doch mir fehlte der rechte Antrieb. Ich wollte nur rechtzeitig bei Teece sein, bevor sich mein Zustand verschlimmerte – und ich schuldete ihm meinen Dank. Im Moment hatte ich also keine Zeit, mich um die Belange anderer Menschen zu kümmern; jetzt zählten nur meine eigenen Sorgen.
Hatte ich mich verändert?
Ja. Ich war mittlerweile genauso selbstsüchtig wie Loyl.
Mit dieser Last auf meinem Gewissen konnte ich nicht leben; ich warf mich in den nächstbesten Kampf und schob mich zwischen die Parteien. Ein paar Flüchtlinge stritten mit einer Gruppe von Daacs Untergebenen um Essen. Die Leute aus Mo-Vay versuchten, mit ihren Haaren und Gewebeproben zu bezahlen, doch die Händler verstanden nicht, worum es ging.
»Damit könnt ihr hier nicht bezahlen«, sagte ich.
Die Leute aus Mo-Vay sahen mich verständnislos an.
»Isch-hab’-dich-schon-mal-geseh’n«, meinte einer von ihnen.
Ich seufzte. »Ja, mag sein. Aber trotzdem müsst ihr euch eine andere Währung besorgen. Wir handeln hier mit Kredits.«
Ich zeigte ihnen meinen Kredit-Stick. »Bei uns laufen die Dinge ein wenig anders«, erklärte ich. »Hier kümmert sich jeder um sich selbst. Ihr seid nun nicht länger von Ike abhängig. Ich müsst arbeiten gehen und euch die Kredits verdienen. Dann könnt ihr damit etwas kaufen.«
Mit anderen Worten: Such dir Arbeit, du Idiot!
Die Händlerin spuckte den Leuten vor die Füße.
»Bezahlt mit ordentlichen Kredits oder verpisst euch!«, blaffte sie verärgert. »Ihr seid schlecht fürs Geschäft!«
Mein Geduldsfaden riss endgültig. Die Einstellung der Frau gefiel mir nicht. Also riss ich ihr die Schrotflinte aus der Hand und feuerte in die Luft.
»Aus Dis rollt eine Flüchtlingswelle auf die Stadt zu. Diese Leute sind obdachlos, hungrig und haben keinen einzigen Kredit in der Tasche. Und jetzt wirst du ihnen verdammt noch mal etwas zu essen geben!«
Auch die anderen Händler hatten meine laute Ansprache gehört und scharten sich nun neugierig um uns herum. Ich stieg auf das Dach des Standes.
»Das gilt für euch alle«, rief ich. »Sagt es weiter. Dis wurde von der Wilden Technologie verseucht. Wenn ihr dorthin geht, sterbt ihr. Das Gebiet gehört nun den Cabal.«
Als wolle er meine Behauptungen bestätigen, erschien der Cabal-Krieger, der uns begleitet hatte, plötzlich aus dem Nichts. Er schlug die Kapuze seiner Kutte nach hinten und zeigte sein Gesicht. Zwar konnten ihn nur die Leute in den ersten Reihen erkennen, doch das genügte; die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer.
Die Cabal sind hier…!
Ich fühlte mich dem düsteren,
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