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Parrish Plessis 02 - Code Noir

Parrish Plessis 02 - Code Noir

Titel: Parrish Plessis 02 - Code Noir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marianne de Pierres
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erschrak. »Ist es schon wieder so weit? Schließ dich ein. Ich komme sofort.«
    Ich folgte seinem Rat und verbarrikadierte alle Eingänge – doch nach dem unangekündigten Besuch der Cabal, als ich in meiner San-Einheit gestanden hatte, wusste ich, dass ich mich nirgendwo wirklich sicher fühlen konnte. Jamon hatte sich gerne mit Bodyguard umgeben und deshalb davon abgesehen, in dem Haus richtige Sicherheitsanlagen installieren lassen – außer in seinem Arbeitszimmer. Ich schloss mich in dem Raum mit der Com-Einheit ein und kontaktierte meinen Waffenhändler, Raul Minoj.
    Es dauerte einen Augenblick, bis er mich erkannte, dann schaltete er das künstliche Holobild von sich ab, und der leibhaftige Raul erschien auf dem Schirm. Und das war leider kein erfreulicher Anblick: Sein schmieriges Lächeln entblößte eine lückenhafte Reihe verfaulter Zähne. Selbst ein Anfall meines ungezügelten, sexuellen Verlangens wäre an Raul Minoj zerschellt wie an einer Betonwand.
    Was das Waffengeschäft betraf, war Raul allerdings einer der Besten.
    »Oya, meine Kleine. Wo warst du so lange?«
    Raul wusste genau, dass ich diese beiden Anreden hasste. Oya war ein Name, der aus der Voodoo-Religion stammte und den die Muenos mir gegeben hatten. Ich wusste nicht genau, was der Name bedeutete, doch er hatte große Verantwortung und andere Unannehmlichkeiten mit sich gebracht. ›Meine Kleine‹ wiederum war Rauls Kosename für mich und reiner Sarkasmus. Er wusste genau, dass ich diese Anrede mit jeder Faser meines knapp zwei Meter großen Körpers hasste.
    Wenn es irgendetwas gab, das ich unter Garantie niemals sein würde, dann war es klein.
    »Tu nicht so, als hättest du die ganze Zeit nicht genau gewusst, wo ich stecke, Raul.«
    Seine Spione waren die besten im ganzen Tert – jene von Larry Hein einmal ausgenommen –, doch Raul verlangte einen hohen Preis für Informationen. Nur ein Mal hatte ich einen Tipp gratis von ihm bekommen. Damals hatte er mich vor Jamon gewarnt. Unter seiner harten Schale hatte Raul vermutlich eine Schwäche für mich. Auch hatte er mir dabei geholfen, die Kontrolle über Jamons Territorium zu erlangen. Und er wusste, dass er mich leicht manipulieren konnte.
    Jetzt grinste er. »Ich dachte, du hättest dich vielleicht zur Ruhe gesetzt.«
    Raul spielte auf mein Verhältnis mit Teece an. Die Zornesröte stieg mir ins Gesicht.
    »Ich bin in Jamons altes Anwesen eingezogen. Ich möchte einige Sicherheitsanlagen hier installieren.«
    Raul nickte und spielte mit der Zunge in den Zahnlücken herum. »Ich habe hier einige Schmuckstücke, die dich sicherlich beeindrucken werden; doch wie du weißt, hat alles seinen Preis.«
    »Geld spielt keine Rolle. Aber ich habe eine Bedingung.«
    Raul hob eine Augenbraue.
    »Du kümmerst dich persönlich um die Installation, Raul. Ich will hier keine Amateure am Werk haben.«
    Minoj wohnte praktisch in seinen Geschäftsräumen im Süden des Tert und hatte seit Ewigkeiten keinen Fuß mehr vor die Türe gesetzt. Ich verlangte also sehr viel von ihm.
    Tatsächlich schüttelte er auch bereits abwehrend mit dem Kopf. »Ich werde nicht…«
    »Raul, ich werde dich zu meinem exklusiven Zulieferer machen. Sehr viele Leute stehen nun unter meinem Schutz. Nicht nur die Menschen in Torley, sondern auch die Straßenkinder und die Muenos.«
    Ich konnte förmlich spüren, wie sein Geschäftssinn und sein Sicherheitsbedürfnis miteinander in Widerstreit gerieten.
    »Du führst mich in Versuchung, Oya.«
    Ich entblößte meine Zähne zu einem Lächeln. »Nein, Minoj. Ich möchte nur überleben. Sind wir im Geschäft?«
    Auf Rauls Stirn hatten sich kleine Schweißperlen gebildet. War das Aufregung oder Angst?
    Er schaltete wieder auf das künstliche Holobild zurück. Die virtuelle Version seiner Lippen bewegte sich, als er sagte: »Abgemacht.«
     
    Teece mussten Flügel gewachsen sein. Mit einem lauten Hämmern an der Türe weckte er mich bereits wenige Stunden, nachdem ich mit ihm gesprochen hatte, aus einem unruhigen Schlaf. Ich hatte mich auf den Mahagonitisch gebettet, mit meiner Jacke als Kopfkissen. In meinen Träumen hatte es nach verbranntem Menschenfleisch gerochen, und eine dunkle Flut war unaufhörlich auf mich zugerollt.
    »Parrish. Mach endlich auf!«
    Ich räusperte mich und stand auf. »Bist du allein?«
    »Ja«, antwortete Teece kurz angebunden.
    Ich ließ ihn herein und verschloss die Türe wieder hinter ihm.
    Er sah sich in den Räumen um. »Wo sind die Möbel

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