Parrish Plessis 02 - Code Noir
verrücktesten Frau des Tert genießen«, bemerkte er mit einem schiefen Grinsen.
Ich musste lachen. In einem Punkt hatte er auf jeden Fall Recht: Larry verwöhnte uns beide fürstlich. Und das gleiche galt für die Stammgäste. In der Bar und unter den Gästen herrschte eine völlig andere Stimmung als noch vor ein paar Stunden; die Leute waren vorsichtig, doch sie wirkten irgendwie gelassen und zufrieden.
Es war nicht einfach, die Stimmung einzufangen, beinahe so, als versuche man krampfhaft, sich an einen Namen oder ein Gesicht zu erinnern. Nach dem fünften Bier wusste ich es endlich. In dem kurzen Zeitfenster der Trunkenheit, das mir immer noch blieb, bevor der Parasit eingriff und mich zurück in die Realität holte, erkannte ich, was diese Menschen beseelte:
Optimismus!
Bei diesem Gedanken breitete sich ein warmes, behagliches Gefühl in meiner Magengrube aus. In den vergangenen Jahren hatte sich mein Leben einzig um die Frage gedreht, wie ich den Tag überleben könnte. Davor war ich ein Kind gewesen – ein trauriges Kind, mit einem sexgeilen Stiefvater und einer Süchtigen als Mutter. Zum ersten Mal in meinem Leben verschmolzen meine Träume und die Realität zu etwas, das nicht mit Blut verklebt und nicht durch ständigen Hunger bedeutungslos geworden war.
Vielleicht würde es mir tatsächlich gelingen, diesen Ort – mein Territorium – zu einem besseren Platz für die Menschen zu machen, die hier lebten. War das ein vermessenes Ziel?
»Plessis?«
Mein angenehmer Tagtraum verwandelte sich in einen verschwitzten, dreiarmigen Scud mit Körperpanzer, der sich bedrohlich vor mir aufbaute. Zwei seiner Arme waren aus Fleisch und Blut, und ihre Hände richteten jeweils ein Messer auf mich; der andere Arm wurde von pneumatischen Gelenken angetrieben und hielt mit einem Firestorm-Blaster die übrigen Gäste in Schach.
Die Stammgäste im Heins hatten alle ihre Erfahrungen mit Firestorms. Niemand eilte mir zur Hilfe. Und niemand wagte zu atmen. Vor allem Larry nicht.
»Du kommst mit«, befahl der Scud.
Kopfgeldjäger. Ich hasste diese Typen. Ich rührte mich nicht vom Fleck.
»Du musst mich verwechseln. Sicher suchst du eine andere Frau, in einer anderen Bar«, erwiderte ich.
Ich sah, wie Teece die Muskeln anspannte, als der Kopfgeldjäger eine Klinge über mein Dekolletee gleiten ließ.
»Du siehst der Frau, die ich suche aber verdammt ähnlich. Vielleicht sollte ich dich einfach mitnehmen.«
»Wohin möchtest du mich denn bringen?« Seltsamerweise verspürte ich keine Angst; ich war vollkommen gelassen – und sogar ein wenig neugierig.
»Ich bin nur der Lieferant.« Der Scud presste das Messer unter meinen Rippenbogen. »Beweg dich!«
Verdammt, ich hasste es, wenn sie mich lebend wollten.
Ich schlug das Messer zur Seite und ignorierte den stechenden Schmerz, als sich das Metall in meine Haut bohrte. Teece packte den anderen Arm des Scud mit beiden Händen, bog ihn herum und führte das Messer an den Hals des Kopfgeldjägers. Das verschaffte mir genügend Zeit, dem Scud mit voller Wucht zwischen die Beine zu treten. Dabei bemerkte ich, dass der Kopfgeldjäger kein Mann, sondern eine Frau war.
Sie brach stöhnend zusammen und feuerte reflexartig den Blaster ab; der Strahl pulverisierte den Abwassertank und ließ einige Zapfhähne wie Schnee in der Sonne schmelzen.
Teece packte die Waffe und riss das Ladeteil heraus, bevor das Ding noch einen der Stammgäste grillen konnte. Ich hockte mich mit meinen Knien auf die Schultern der Frau und rammte ihr beide Luger in den Mund.
»Wer hat dich geschickt?« Meine Stimme war noch immer völlig ruhig. Zu ruhig. Ich zog die Pistolen ein Stück zurück, damit sie antworten konnte.
Das Weib leckte sich über die trockenen Lippen. »Hey, es geht mir nur ums Geld. Ich kenne keine Namen.«
»Dann nenn mir zumindest einen Ort!«
Für einen Moment schien sie ernsthaft zu überlegen, welcher Verlust schwerer wog: der Job oder ihr Leben.
»Ich sollte dich südlich von Tower Town abliefern. Man hat mir die Koordinaten gegeben. Das ist alles.«
Auf den gesunden Menschenverstand eines Kopfgeldjägers konnte man sich immer verlassen – keiner von ihnen opferte sein Leben für einen Auftrag.
Ich stand auf, die Pistolen noch immer auf die Frau gerichtet.
»Du machst besser einen langen Urlaub an der Küste. Warte, bis Gras über diese Sache gewachsen ist.«
»S… Sicher. Danke«, sagte sie vorsichtig. Ihre Erleichterung war ihr deutlich anzusehen.
Sie brauchte
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