Parrish Plessis 02 - Code Noir
mir nicht zu danken. Ich war zwar nicht gerade zimperlich mit ihr umgesprungen; doch ich hegte keinen Groll gegen Leute, die nur einen Auftrag erledigten.
Die Frau stand langsam auf und presste mit schmerzverzerrtem Gesicht eine Hand auf ihren Unterleib.
»153,3 Grad Nord. 26,6 Grad Ost«, flüsterte sie.
Ich speicherte die Angaben in meinem Kompass.
Teece gab ihr die entladene Waffe zurück. »Du solltest dir einen anderen Beruf suchen.«
KAPITEL FÜNF
Ich spürte wie die Aufregung des Kampfes abermals eine Halluzination heraufbeschwor. Larry beruhigte derweil seine Gäste, und Teece versprach ihm, für die Schäden aufzukommen.
Dann begannen die Dinge vor meinen Augen zu verschwimmen. Ich stützte mich auf Teeces Schultern.
Wir verließen die Bar, und Teece führte mich zurück zu Jamons Haus. Doch da hatte die Vision bereits Besitz von mir ergriffen…
Ich schwamm in einem Meer aus Blut. Warmer, schleimiger Blutschlamm umgab mich. Eine Welle hob mich hoch und setze mich sanft auf einem Strand ab. Meine Beine waren taub. Ich schleifte mich mit den Armen über den Sand und versuchte verzweifelt den Geschmack des Blutes aus meinem Mund zu bekommen…
Als ich wieder erwachte, lag ich auf einem ausklappbaren Bett in meiner neuen Unterkunft; Ibis saß am Fußende und sah mich mit besorgter Miene an.
»Wasser«, krächzte ich. »Wie lange war ich weg?«
Ibis lächelte erleichtert und reichte mir einen Becher.
»Wir haben dir ein Beruhigungsmittel verabreicht. Du hast ziemlich lange geschlafen.«
Geschlafen? Ich hatte keine Zeit zu schlafen!
»Irgendwelche Nachrichten für mich?«, fragte ich und trank einen Schluck.
»Ein eleganter Mann in einem Lurex-Anzug war kurz hier und hat sich nach dir erkundigt.«
»Was hat er gesagt?«
Ibis wagte eine schlechte Imitation von Larrys Stimme.
»Sag ihm, er soll sich gedulden.«
Sehr lustig, Larry.
Ich setzte mich auf, rieb mir das Gesicht und musterte Ibis. »Nette Klamotten.«
Ibis lächelte verlegen. Im Gegensatz zu seinem ansonsten eher extravaganten Modegeschmack trug er eine weite, schlabberige Hose und ein abgetragenes Hemd ohne Kragen.
»Teece hat mir befohlen, diese Sachen anzuziehen; andernfalls wollte er selbst dafür sorgen, dass ich meine ›albernen Klamotten‹ ausziehen würde. Und so wie er das gesagt hat, klang es nicht nach Spaß«, beschwerte sich Ibis.
Ich nickte zustimmend. »So ist Teece nun einmal. Aber er hat auch nicht ganz Unrecht.«
»Vermutlich.« Ibis stieß einen tiefen Seufzer aus.
Ich drückte seinen Arm. »Danke, dass du gekommen bist.«
Er winkte ab. »Ich wünschte, ich könnte sagen, es sei mir ein Vergnügen, dich zu besuchen. Aber das ist es leider nicht.« In leisem Ton fügte er hinzu: »Nicht einmal Loyl hätte von mir verlangt, an diesen Ort zu kommen.«
Ich weiß nicht, ob es an meinen Gesichtsausdruck lag, aber Ibis schnalzte mit der Zunge und streichelte meine Hand. »Ist schon in Ordnung. Wirklich. Außerdem wollte ich dich schon lange einmal… besuchen.«
Ibis zeigte sich nicht gerne schutzlos in der Öffentlichkeit. »Du hättest warten sollen. Ich hätte dir doch eine kleine Eskorte geschickt. Jemand hätte dich…«
Sein pummeliger Körper erzitterte bei dem Gedanken daran, was ihm hätte zustoßen können, doch ich war sicher, dass das reine Schauspielerei war. Ibis hatte mir bereits bei einigen Gelegenheiten aus der Klemme geholfen. Jetzt hatte sich die Situation geändert. Das hier war mein Anwesen, und er mein Gast. Ich würde schon dafür sorgen, dass ihm nichts passierte.
Verdammt. Mein wachsendes Verantwortungsbewusstsein besorgte mich.
»Von nun an werden Teece, ich oder meine Leute jederzeit an deiner Seite sein und für deine Sicherheit sorgen«, versprach ich ihm.
Ibis lächelte lasziv. »Ich glaube, das wird Pat nicht gefallen.« Pat war Ibis’ Liebhaber.
Ich fuhr mit der Hand durch meine zerzausten Haare.
»Da ist etwas, das du wissen solltest, Ibis. Es geht um Teece.«
»Du meinst, ich soll meine Hände von ihm lassen, ja? Schätzchen, das versteht sich doch von selbst.« Er machte ein Geräusch wie ein geplatzter Reifen, aus dem die Luft entwich.
Ich nickte mitfühlend. »Ja, ich weiß. Ich verstehe, wie du dich fühlen musst; Teece ist ein toller Typ, nicht wahr?«
»Ja. Aber jetzt«, er zog einen kleinen Notescreen aus der Tasche, »sollten wir uns lieber über deine Inneneinrichtung unterhalten.«
Ich erläuterte ihm kurz meine Vorstellungen: Wie ich das
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