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Parrish Plessis 02 - Code Noir

Parrish Plessis 02 - Code Noir

Titel: Parrish Plessis 02 - Code Noir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marianne de Pierres
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Gedanke durch den Kopf.
    Ohne zu fragen, stieg ich auf einen Stuhl und öffnete die Luke, die hinauf zum Dachboden führte. Hier oben hatte ich früher Sicherheitsvorrichtungen angebracht, um ungebetene Gäste fernzuhalten: Bewegungssensoren, Lichtschranken und andere derartige Geräte. Man konnte nie wissen, wer, und vor allem was, auf einem Dachboden im Tert herumkroch.
    »Suchst du nach etwas Bestimmten?« Mein eigentümliches Verhalten schien das Mädchen nervös zu machen.
    »Du kannst heute Nacht beruhigt schlafen,… ähm… Wie heißt du eigentlich?«
    »Tingle Honeybee«, antwortete sie.
    Ich versuchte, den Namen auszusprechen, verschluckte mich ein paar Mal und gab schließlich auf. Wie um alles in der Welt konnte jemand mit einem solch dämlichen Namen leben? Tingle Honeybee?
    »Nun gut. Lass einfach die kleinen Spielzeuge hier oben in Ruhe, und sie werden dich warnen, wenn dir jemand einen Besuch abstatten will«, erklärte ich.
    »Und was soll ich dann tun?«
    »Dich schnellstens verpissen. Ganz einfach.«
    Ich klemmte mir die Kontrolleinheit von Merry 3# unter den Arm und verließ die Wohnung ohne weiteren Kommentar. Draußen brach ich in schallendes Lachen aus. Ich hatte mich lange nicht mehr so köstlich amüsiert.
    Auf dem Weg zurück nach Torley musste ich noch öfter über meine gemeine, wenig hilfreiche Bemerkung schmunzeln. Ich wischte mir mit der Hand die Tränen aus den Augen, während ich darauf wartete, dass Merry 3# einen neuen Uplink zu den Netzwerken installierte. Ein persönliches Hologramm war wertlos, ohne eine Verbindung zum Allgemeinen Netz und One-World.
    Wenig später war ich wieder in meinem Quartier, und Merry 3# flimmerte vor meinen Augen. Sie sah ein wenig mitgenommen aus.
    »Warum hast du mich so lange allein gelassen?«, beschwerte sie sich.
    »Ich erwarte eine dringende Nachricht. Ist etwas für mich gekommen?«, fragte ich ungeduldig, ohne auf ihre Wehleidigkeit einzugehen.
    »Ja.«
    »Na, dann her damit.« Ich ließ mich auf eine Couch fallen, die jemand in meiner Abwesenheit hierher geschafft hatte. Ich war mir sicher, das Möbel früher einmal bei Larry Hein gesehen zu haben. Das Leben als Warlord hatte durchaus seine Vorzüge – einmal von der Tatsache abgesehen, dass offenbar jeder in mein Haus spazieren konnte.
    Merry 3# räusperte sich.
    »Es gibt nur eine aktuelle Nachricht für dich…, aber die ist sehr dringend.«
    »Schieß los.« Ich setze mich gespannt auf in der Hoffnung, dass die Nachricht von Larry Hein stammte.
    Merry 3# schnippte mit den Fingern und ein kleines Schrankregal erschien in der Luft. Sie wechselte ihre Kleidung und tauschte den körperbetonenden Anzug gegen einen Bikini. Nun sah sie aus wie die Wetterfrau von One-World.
    »Modefanatikerin«, bemerkte ich bissig.
    »Eher eine ungewollte Modetragödie«, erwiderte sie. Ich nahm mir vor, den Tekboy aufzusuchen, der Merry erschaffen hatte. Ein paar Wochen im Besitz von Tingle Honeybee hatten ausgereicht, um ihren Verstand zu vernebeln. Merrys Subroutinen mussten dringend gewartet werden.
    »Merry, die Nachricht«, befahl ich ungeduldig.
    »Oh ja, richtig«, sie wechselte wieder in den hautengen Anzug und begann, sich die Fingernägel zu maniküren.
    Das Schrankregal verwandelte sich in einen Bildschirm. Es war Teece; sein Kopf leuchtete dunkelrot wie eine Leuchtreklame. »Wo zum Teufel steckst du, Parrish? Ich stecke richtig tief in der Scheiße!«

 
KAPITEL SECHS
     
     
    Ich rannte durch die Straßen von Torley. Teece rief mich nur selten zur Hilfe, wenn er in Schwierigkeiten steckte – tatsächlich hatte er das noch nie getan. Er war ein harter Kerl, der sich seiner Haut wehren konnte. Also musste es wirklich ernst sein.
    Vor Heins Bar hatte sich eine neugierige Menschenmenge versammelt. Anscheinend hatte es eine kleine Gruppe von Straßenkindern auf einen Streit mit ein paar schweren Jungs aus Plastique ankommen lassen. Zwischen den beiden Parteien war eine verunsicherte Schar von Larrys Stammgästen gefangen. Als sie mich sahen, beendeten sie ihren Streit und bildeten eine Gasse.
    Ich zog die beiden Luger und trat die Eingangstüre der Bar ein.
    Teece hatte nicht übertrieben.
    Ein kurzer Blick verriet mir, dass Larry seinen Laden für eine mittlere Atombombenexplosion vorbereitet hatte: Die Theke war verschlossen, und nirgendwo standen Getränke oder Speisen auf den verlassenen Tischen. Alle Gäste hatten die Bar verlassen, außer ein paar ungebetenen Besuchern: Zwei Männer hielten Teece

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