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Parrish Plessis 02 - Code Noir

Parrish Plessis 02 - Code Noir

Titel: Parrish Plessis 02 - Code Noir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marianne de Pierres
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Haus gestalten wollte; woher wir das nötige Material dafür bekommen würden; wer uns bei der Arbeit helfen und welche Sicherheitsanlagen wir installieren würden. Hochwertiges Holz und Qualitäts-Plastik waren nicht billig im Tert; nur Nahrung und Waffen waren teurer.
    Ibis sprach einige Notizen in den Notescreen, während ich weiterredete und ihm von meinem Traum erzählte, den Straßenkindern ein neues Zuhause zu geben.
    »Sie leben auf den Dachböden verfallener Villen, Ibis, zusammengepfercht wie tote Fische. Sie schlafen im Dreck. Aber sie haben sich organisiert und sind fest entschlossen, als Gruppe zu überleben. Sie stellen sogar ihre eigenen Biowaffen her. Weiß Wombat, wer ihnen das beigebracht hat…« Ich verlor kurz den Faden und trommelte mit der Hand auf der Bettkante, in der Hoffnung, dass mir wieder einfiel, was ich sagen wollte. »Ibis, sie… sie sorgen füreinander in einer Weise, die… die wir Erwachsenen längst vergessen haben.«
    »Süße, wer um alles in der Welt ist dieses oder dieser ›Wombat‹?«
    »Du betest die Modegötter an; ich bete zum großen Wombat«, erwiderte ich knapp.
    Die ausführliche Erklärung war wesentlich amüsanter, zumindest in der Fassung, die ich kannte. Wom (irgendjemand hatte ihm später den Spitznamen Wombat gegeben) war ein Computerfreak gewesen, der vor über zwanzig Jahren die Vorzüge des Posthumanismus und dergleichen gepredigt hatte.
    Eines Tages hatte er versucht, sich während einer Live-Schaltung auf dem Allgemeinen Netz in seine eigene Mikrowelle hochzuladen. Natürlich hatte er einen Stromschlag bekommen und nicht überlebt; doch seine scheinbar völlig sinnlose Tat hatte ihn zu einer Ikone gemacht. Leute mit viel Fantasie, denen die herkömmlichen Religionen nicht zusagten, eiferten ihm nach. Heutzutage war Wombat so etwas wie ein Ersatzgott, und einen Ersatzgott anzubeten, beruhigte das Gewissen von Menschen wie mir. Es war jedenfalls besser, als an einen Gott zu glauben, der einen immer ausgerechnet dann im Stich ließ, wenn es im Leben ernst wurde.
    »Ich verstehe deinen Vergleich nicht«, stutzte Ibis.
    Ich hätte beinahe gelacht. »Ist auch egal. Das Wichtigste ist, dass wir den Straßenkindern eine neue Unterkunft besorgen.«
    Ibis sah von dem Notescreen auf. »Weißt du was, Parrish? Du und Loyl, ihr… ihr glaubt an die gleichen Ideale…«
    »Stopp!« Ich sprang wütend vom Bett auf. »Mit diesem Kerl habe ich nichts gemein. Das Wohl von Kindern ist eine Sache; aber mit Loyls Genexperimenten will ich absolut nichts zu tun haben. Ich glaube nicht daran, dass meine Gene besser sind, als die eines anderen Menschen, und ich bin nicht bereit Menschen als Versuchskaninchen zu missbrauchen. Weißt du eigentlich, was Daac getan hat?«
    Ich biss mir auf die Lippe. Natürlich wusste Ibis das.
    Er ließ die Schultern hängen, vielleicht, weil ich ihn gekränkt hatte, doch gleichzeitig hoffte ich, dass er sich eine Mitschuld an dem gab, was geschehen war. Dennoch taten mir meine Worte bereits Leid, aber ich konnte sie nicht mehr zurücknehmen. Entschuldigungen fanden nur widerwillig den Weg über meine Lippen.
    Warum zum Teufel hatte ich Ibis überhaupt so nahe an mich herankommen lassen? Er war einer von Daacs treuesten Anhängern. Er und Loyl besaßen nachweislich die gleichen Gene.
    Ich vertraute Ibis, weil er zu mir gehalten hatte, als alle anderen mir den Rücken zugekehrt hatten. Und weil er sein Leben für mich riskiert hatte. Und weil er einer der wenigen Menschen im Tert war, die noch über sich selbst lachen konnten.
    Ibis besaß so viele gute Eigenschaften, die ich bewunderte – Eigenschaften, die ich selbst niemals besitzen würde.
    Nachdem ich mich wieder beruhigt hatte, sagte ich: »Offensichtlich habe ich mich erholt. Was meinst du?« Ich stieß ein unsicheres Lachen aus. »Komm, wir sehen uns mal die Baracken für die Straßenkinder an.«
    Ibis setzte ein dünnes, sorgenvolles Lächeln auf.
    Ich betete inständig, dass ich soeben nicht eines der wenigen Lichter in meiner ansonsten dunklen Welt gelöscht hatte.
     
    Teece begleitete uns zu den Baracken, ein überdimensionales Robokid im Schlepptau.
    »Das ist ein Geschenk von Larry Hein«, sagte Teece zu seiner Verteidigung, als ich ihn missbilligend ansah. »Larry hat gesagt, der Junge sei als Bedienung nutzlos gewesen. Er nahm keine Bestellungen entgegen, sondern spielte immer mit seinen Waffen herum. Larry dachte, du hättest vielleicht Verwendung für ihn.«
    Ich musterte das

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