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Parrish Plessis 02 - Code Noir

Parrish Plessis 02 - Code Noir

Titel: Parrish Plessis 02 - Code Noir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marianne de Pierres
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Nahrungsvorräte auf und verprasste ihr Geld. Eine perfekte Beziehung: Sie verschwendete ihr Leben und er ihr Hab und Gut.
    »Das ist eine idiotische Idee«, kommentierte Roo meinen Vorschlag und fegte eitel eine Locke aus seinem Gesicht.
    Ich wirbelte herum, bereit ihm seine mechanischen Ersatzteile auszureißen. »Zum Teufel, bist du etwa auch noch Experte für Inneneinrichtungen und Kindererziehung?«, schnappte ich.
    »Du kannst den Fortschritt nicht aufhalten. Jeder benutzt Sensil. J-E-D-E-R.«
    Er buchstabierte das Wort, als wäre ich ein dummes Kind.
    Ich verzog das Gesicht – wenn ich es darauf anlegte, konnte ich einen wirklich miesen Blick aufsetzen.
    Roo schien das nicht im Geringsten zu beeindrucken.
    Mit einem Mal dämmerte mir, warum Larry mir diesen Jungen zur Seite gestellt hatte. Vielleicht wollte er, dass ich die Meinung von jemandem hörte, der sich nicht so wie ich um die Straßenkinder sorgte.
    Ich schlug einen versöhnlicheren Ton an. »Also, was denkst du, Roo?«
    »Wenn du den Kindern Sensil verbietest, werden sie es irgendwo anders benutzen. Es wäre besser, ihnen kontrollierten Zugang zu gewähren.«
    »Das ist doch unmöglich, oder?«
    »Die Alternative wäre, sie mit etwas anderem zu beschäftigen.«
    Ibis schluckte laut.
    Mein Blick wanderte von ihm zu Roo und wieder zurück. Der Junge machte einen unscheinbaren Eindruck und schien leicht gelangweilt zu sein. Er kratzte sich an der Stirn.
    »Was schlägst du vor?«, erkundigte ich mich.
    Er hob die Schultern. »Du bist der Boss. Lass dir etwas einfallen.«
    »Ich bin also der Boss, ja? Dann wasch erst einmal deine verdreckten Mecha-Teile, bevor du dich wieder blicken lässt. Und jetzt verschwinde!«
    »Klar, Boss«, erwiderte er und ging.
    Ibis folgte mir zu den San-Einheiten.
    »Eine Bitte, Ibis: Verzichte auf den üblichen Firlefanz. Wenn du die Baracken mit schniekem Zeug voll stopfst, werde ich eine Armee brauchen, um sie gegen Penner und Diebe zu verteidigen. Und außerdem würden sich die Kinder in einer solchen Umgebung nicht wohl fühlen.«
    »Der Boss will es schlicht und nüchtern«, diktierte er in den Notescreen.
    Der Boss? Ich hoffte, es würde nicht zur Gewohnheit werden, dass mich alle Leute so anredeten.
    »Schlicht und nüchtern«, echote ich. »Vergiss das nicht.«
    Ich brachte Ibis zu Teece zurück und verabredete mich mit den beiden für später in Torley. Dann machte ich mich auf den Weg zu meinem alten Apartment, um Merry 3# abzuholen.
     
    Ein junges Weibsbild war mittlerweile in meine Wohnung eingezogen – ein recht hübsches Ding mit einer zusätzlichen, künstlichen Brust. Ihr Bild erschien auf dem Com-Schirm an der Tür. Sie trug einen dieser Bikinis, die sich automatisch der Hautfarbe anpassten.
    »Ich möchte mein Hologramm abholen«, sagte ich knapp. »Den Rest kannst du behalten.«
    »Ohhh«, machte sie. »Du musst vor mir hier gewohnt haben. Der Eigentümer hat gesagt, du seiest gestorben und hättest keine Familie. Deshalb sollte ich deinen Besitz verscherbeln. Doch du hast Glück: Ich mochte dein Hologramm und habe es behalten.«
    Keine Familie! Damit hatte er im Grunde genommen nicht falsch gelegen. Kat spielte in Eurasien Proball, und Mutter hatte die Sucht so sehr zugesetzt, dass ihre Tage gezählt waren; nur Wombat wusste, wie lange sie noch zu leben hatte. Und um Kat würde es vermutlich nicht besser stehen: Irgendwann rafften die Leistungsverstärker jeden Pro-Athleten hin. Und was meinen Stiefvater betraf…
    Ich lachte. »Ich bin der neue Eigentümer.«
    »Ah.« Das schien sie zu verwirren. »Möchtest du reinkommen?«
    Ihr Akzent war eindeutig zu kultiviert für den Tert; gleiches galt für ihre Umgangsformen. Sie würde hier nicht lange überleben, wenn sie alle Fremden so höflich und zuvorkommend behandelte.
    Das Mädchen öffnete die Türe, die von außen noch immer voller getrockneter Blutspritzer war – ebenfalls eine Erinnerung an Jamons Dingomutanten. Ich fragte mich, ob derjenige, dem ich an dieser Stelle ein Auge ausgestochen hatte, sich ein Implantat besorgt hatte.
    In der Wohnung erwartete mich das gewohnte Bild. Die Einrichtung hatte sich kaum verändert: die gleichen Möbel, und von den Wänden bröckelte noch immer der Putz. Meine Nachmieterin hatte lediglich die Dekoration gewechselt. Von den Küchenschränken schauten mich Plüschbären mit ihren Glasaugen an, und vor dem zugemauerten Fenster baumelte ein alter Traumfänger.
    Bei seinem Anblick schoss mir plötzlich ein

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