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Parrish Plessis 02 - Code Noir

Parrish Plessis 02 - Code Noir

Titel: Parrish Plessis 02 - Code Noir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marianne de Pierres
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mit Schockstäben in Schach, die sie ihm an die Schläfen pressten; Ibis hing zu einem handlichen Packet verschnürt am Gitter des Oberlichts.
    »Gaaanz ruhig«, flüsterte Teece.
    Ich atmete flach und schnell. Augenscheinlich fürchtete Teece, dass ihm seine Bewacher bei einer unbedachten Bewegung meinerseits das Gehirn mit einem Stromstoß grillen würden.
    Die Männer, die die Schockstäbe an seine Schläfen pressten, waren ungefähr von meiner Größe. Sie waren Gescheckte – Menschen mit Patchworkhaut –, Mischhäutige mit künstlich aufgebauter Muskelmasse. In ihren Gesichtern wechselten sich braune und weiße Hautflecken ab, die durch dünne Narben miteinander verbunden waren. Von ihrer Sorte gab es viele in Plastique.
    Doch das hier war nicht ihr Revier!
    Sie zogen sich ein paar Schritte zurück und schleiften Teece mit sich.
    Hinter ihnen sah ich im Halbdunkel den Umriss eines Schattens, der an einem kleinen Tisch saß. Als ich näher kam, erkannte ich den Mann.
    »Du hättest mich auch einfach über die Com-Einheit erreichen können, Road.«
    Er drückte gemächlich eine Zigarette aus und schenkte mir ein verschlagenes Lächeln.
    Road Tedder, Herr über Plastique, den südlichen Teil des Tert, wo man für Geld alles kaufen konnte. Auf der Straße erzählte man sich, dass er seine Frau getötet und anschließend aufgegessen habe, als er noch in den Vorstädten gelebt hatte. Seitdem versteckte er sich vor den Milizen.
    Heute war er nur noch ein Schatten seines früheren Selbst, ein ausgemergelter, wandelnder Kadaver.
    Nichtsdestotrotz besaß Road einen enormen Einfluss im Tert, und er sorgte regelmäßig für Ärger. Sein Anblick allein reichte, um bei Doll Feast, meinem ehemaligen Liebhaber und Roads Konkurrenten, eines seiner vielen Magengeschwüre platzen zu lassen.
    »Habe gehört, du baust dir dein eigenes Geschäft auf, Kleine. Hielt es für eine gute Idee, dass wir uns mal unterhalten. Ich hoffe, ich habe jetzt deine Aufmerksamkeit.«
    Kleine. KLEINE!
    Es gab nur ein Ding, das mich mehr verärgerte, als diese Anrede: wenn jemand meine besten Freunde bedrohte. Ich beschützte diejenigen, die an meiner Seite standen, und in diesem Punkt duldete ich keine Diskussionen. Denn in Wahrheit war dies die einzige Möglichkeit, wie ich mich bei ihnen erkenntlich zeigen konnte.
    Und was Teece und Ibis betraf: Bei niemand anderem stand ich so tief in der Schuld wie bei diesen beiden.
    Ich warf einen schnellen Blick auf Ibis. Er sah verängstigt aus, doch ich war sicher, dass das nur Maskerade war. Wenn es darauf ankam, war Ibis hart wie Stahl und gewitzter als jeder andere. Ich konnte mir allerdings keinen Reim darauf machen, wie es Road gelungen war, die beiden zu überraschen.
    »Also gut, Road. Du hast meine Aufmerksamkeit. Aber das wirst du noch bereuen.«
    »Runter mit den Waffen«, befahl er mir. »Jetzt wollen wir doch mal sehen, was für eine Geschäftsfrau aus dir geworden ist, Kleine.«
    Ich stellte mir vor, wie ich Road als Dünger auf den vergifteten Feldern des Tert ausstreute, nachdem ich ihn in kleine Stücke gehackt hatte.
    Doch es stellte sich umgehend heraus, dass es keine gute Idee war, meine Rachegelüste in solchen Fantasien auszuleben. Mein Blut begann zu kochen, und ich nahm die Welt um mich herum nur noch schemenhaft wahr. Ich bekämpfte dieses Gefühl mit jeder Faser meines Körpers. In dieser Situation musste ich kühlen Kopf bewahren und durfte mich nicht den Gelüsten des Parasiten hingeben.
    »Was willst du von mir?«, brachte ich mühsam hervor.
    »Ich hatte einen Deal mit Jamon.«
    Roads Worte kühlten meine Wut schneller als ein Bad im Filder River.
    Road zündete sich eine neue Zigarette an und inhalierte genüsslich den Rauch. Seine Lungen gaben ein feuchtes, gurgelndes Geräusch von sich.
    »Jamon und ich betrieben einen einfachen, aber sehr lukrativen Handel: Mondo belieferte die Leute, und ich belieferte Mondo.«
    Ich sah ihn verdutzt an.
    Aus dem Augenwinkel heraus erkannte ich, dass Teece versuchte, mir ein Zeichen zu geben.
    Dann war mir klar, dass es bei diesem Handel nur um eines gehen konnte: Drogen. Tedder kontrollierte die Drogenbewegungen im Tert.
    Grundsätzlich konnte man hier alles von jedem erwerben, nur der Ein- und Verkauf von Drogen war streng geregelt.
    Soweit ich wusste, war der Kuchen folgendermaßen aufgeteilt: Tedder herrschte über Plastique, verkaufte die Drogen an die anderen Bosse und bestimmte die Schwarzmarktpreise. Doll Feast versuchte, sich

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