Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Parrish Plessis 02 - Code Noir

Parrish Plessis 02 - Code Noir

Titel: Parrish Plessis 02 - Code Noir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marianne de Pierres
Vom Netzwerk:
Schmerzen waren nicht so schlimm, wie das schlechte Gewissen, das mich plagte. Es war mir noch nie leicht gefallen, Menschen zu töten. Andererseits: Wenn ich die beiden Männer nicht erledigt hätte, würde Teece jetzt nicht mehr leben.
    Ibis saß an einem Tisch und kippte sich einen doppelten Scotch in den Hals. Er sah mit blutroten Augen zu mir herüber.
    Mit einem großen Tequila in der Hand setzte ich mich ihm gegenüber. Als ich das Glas ansetzen wollte, stieß ich damit aus Versehen gegen meinen Kiefer. Schmerzerfüllt verzog ich das Gesicht.
    »Das… Das geschieht dir ganz recht«, sagte Ibis; seine Stimme bebte noch immer ein wenig. »Du… Du hast mit seinem Leben gespielt, Parrish.«
    Die Tränen in meinen Augen überraschten mich; ich wischte sie beiläufig weg, bevor Ibis sie bemerkte.
    »Ibis. Ich habe die Kontrolle über Torley beansprucht. Wenn ich mein Gebiet nicht von Anfang an verteidige, wird es bald jeder Kleinkriminelle auf mich abgesehen haben. Auf mich und alle, die mir nahe stehen«, sagte ich zu meiner Verteidigung.
    Ibis leerte sein Glas.
    Ich fuhr fort: »Ja, ich bin ein hohes Risiko eingegangen, doch es hat funktioniert, und ich würde es wieder tun.« Ich schlug einen sanfteren Tonfall an. »Du kannst ruhig gehen. Geh jetzt. Und solltest du nicht wieder zurückkommen, würde ich dir das auch nicht übel nehmen.«
    »Genau darüber denke ich gerade nach«, sagte Ibis mit finsterem Blick und bestellte einen neuen Scotch.
     
    Ibis blieb bei mir. Als es draußen bereits dunkel wurde, verabschiedeten wir uns von Larry und machten uns auf den Weg nach Hause. Roo folgte uns. Die Halluzinationen, die ich seit meiner Auseinandersetzung mit Road Tedder unterdrückte, umgaben mich wie dichter, feuchter Nebel. Ich hoffte, dass heute Abend nicht noch weitere unzufriedene Geschäftspartner von Jamon ihre Kräfte mit mir messen wollten.
    Wir erreichten das Haus ohne Zwischenfälle. Ich nahm mir vor, gleich morgen früh Minoj an sein Versprechen zu erinnern, mir eine Sicherheitsanlage einzurichten – nach der neuen Couch hatte nun auch ein einladendes Bett den Weg in meine Unterkunft gefunden, und ich konnte mir abermals keinen Reim darauf machen, wer die Sachen hier hierher gebracht hatte. Ibis legte sich aufs Bett, und Roo nahm mit der Couch vorlieb. Ich ging mit der halbleeren Tequilaflasche ins Arbeitszimmer.
    Merry 3# begrüßte mich mit einem langen Gähnen, als hätte sie die ganze Zeit auf mich gewartet.
    Ich stellte eine kleine Liste mit Gegenständen zusammen, mit denen ich das Haus ein wenig wohnlicher gestalten wollte, und ließ sie von Merry 3# an Larry Hein senden. Es war nichts Besonderes: nur ein paar Teppiche, einen Tisch und Stühle. Die Küche interessierte mich nicht sonderlich. Was sollte ich auch mit ihr anfangen? Stattdessen beauftragte ich Larry damit, mir einen Kontakt zu einem der besseren Lebensmittelhändler herzustellen. Um den Rest würde ich mich selber kümmern.
    Einkaufen? Ich musste lachen bei dem Gedanken, etwas so Normales zu tun.
    Ich legte die Füße auf den Schreibtisch und hörte die Nachrichten ab, die Merry 3# aufgezeichnet hatte. Einige waren von kleinen Fischen, die gehört hatten, dass ich der neue Boss war. Außerdem hatte Gigi, der Programmierer, zwei Mal versucht, mich zu erreichen; mit Sicherheit hatte er die Bewegungen auf Jamons Konto verfolgt. Dann war da noch eine Nachricht von Stenhouse.
    Stenhouse schmuggelte Sensil-Technik aus den Lagerhallen in Vivacity und verkaufte sie an die Händler im Tert. Er übernahm auch die Reparatur, wenn einmal etwas kaputt ging.
    Außerdem hatten sich The Cure bei mir gemeldet. The Cure war ein Spitzname für eine Gruppe skrupelloser Mediziner, die Süchtigen Sensil-Knoten ins Rückenmark implantierten.
    Vor langer Zeit hatte sich einer von ihnen, der sich Doc Del Morte nannte, von der Gruppe abgesetzt und biomechanische Experimente an entführten Kindern durchgeführt. Als publik geworden war, was er den Kindern angetan und woher er seine Versuchsobjekte bezogen hatte, hatten ihn die Cabal aus dem Tert verbannt.
    Sogar die Herrscher der Unterwelt kannten moralische Grenzen. Del Morte ließ über vierzig Kinder zurück – Robokids –, die sich in unterschiedlichen Stadien biorobotischen Verfalls befanden. Außer dem verrückten Doktor wusste niemand, wie man den Kindern helfen konnte, und ihre Baupläne waren mit ihrem Erfinder verschwunden. Nun konnte nichts mehr den langsamen Tod der Robokids aufhalten… und

Weitere Kostenlose Bücher