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Parrish Plessis 02 - Code Noir

Parrish Plessis 02 - Code Noir

Titel: Parrish Plessis 02 - Code Noir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marianne de Pierres
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Roo war eines von ihnen.
    Soweit mir bekannt war, arbeiteten The Cure und Stenhouse eng zusammen und betrieben ein sehr lukratives Geschäft.
    Es frustrierte mich, dass niemand etwas gegen solche Praktiken unternahm; doch ich hatte keine Zeit, mir darüber den Kopf zu zerbrechen. Und abgesehen davon hatte ich noch nicht den geringsten Anhaltspunkt, wo die Karadji abgeblieben waren. Vielleicht war Larry doch nicht der richtige Mann für diese Aufgabe. Vielleicht…
    Ich vergrub mein Gesicht in den Händen und versuchte, mir selbst Mut zu machen. Larry musste der richtige Mann sein. Wenn er keine Spur fand, dann konnte es niemand. Alles, was mir übrig blieb, war abzuwarten und mich in der Zwischenzeit mit etwas Sinnvollen zu beschäftigen.
    »Probleme?« Ich fuhr von meinem Stuhl auf. Erschrocken sah ich in ein mit Brandblasen übersätes Gesicht.
    »Mein Gott, Teece. Das habe ich nicht gewollt.«
    Er ignorierte meine Entschuldigung und betrachtete stattdessen Merry 3#, die zu irgendeiner Musik in ihrem virtuellen Kopf herumtanzte.
    »Vielleicht bin ich ja in Wahrheit in dieses Hologramm verliebt«, sagte er vorsichtig. »Sie hat mehr Ähnlichkeit mit der Parrish Plessis, die ich zu kennen glaube und die ich liebe.«
    »Dann solltest du besser nach Hause zu deinen Motorrädern gehen, Teece. Es wird noch viel schlimmer werden«, prophezeite ich. »Wenn ich jetzt nicht Stärke zeige, werde ich in dieser Welt untergehen – und ich bin noch lange nicht bereit abzutreten.«
    Ich wartete auf eine Antwort.
    »Ich werde bei dir bleiben, Parrish; doch du hast heute wegen deiner Ambitionen mein Leben riskiert. Das geht zu weit.«
    Er hatte offenbar nicht die Absicht, mir zu vergeben.
    »Ich habe dir nichts versprochen, Teece. Du wusstest, dass es in meiner Nähe gefährlich werden kann.«
    Ein Lächeln huschte über seine Lippen.
    »Ja, da hast du wohl Recht. Langweilig ist es mit dir nie.«
    Teece ging ins Wohnzimmer, warf Roo grob von der Couch und legte sich hin.
    Ich begriff, was er vorhatte: Teece wollte mich bestrafen – kein Sex für Parrish, obwohl mein Adrenalinspiegel so hoch war, dass ich nur mit Mühe und Not eine weitere Halluzination unterdrücken konnte. Diese Visionen befanden sich so dicht unter der Oberfläche meines Bewusstseins, dass ich fürchtete, sie würden für ewig ein fester Bestandteil meines Lebens bleiben.
    Die Angst vor dem, was mit mir geschehen würde, war zu meiner ständigen Begleiterin geworden; in ihrer Gegenwart konnte ich keine Ruhe finden. Außerdem hielt mich der Drang, die Suche nach den Karadji endlich voranzutreiben, vom lang ersehnten Schlaf ab.
    »Ich mache einen kleinen Spaziergang«, sagte ich zu Teece und erhielt ein leises Schnarchen als Antwort.
     
    Gegen drei Uhr in der Nacht waren Torleys Straßen durchtränkt vom chemischen Gefühlsrausch und menschlichen Schicksalen. Sensil-Kabinen, Hahnenkämpfe und Straßensex der übelsten Sorte. Dinge, die mich früher einmal fasziniert oder amüsiert hatten, erinnerten jetzt nur noch an die große Verantwortung, die auf meinen Schultern lastete. Ich steckte so tief in meiner neuen Aufgabe wie in hoch geschnittenen Lederstiefeln, die bis zu meinen Knie hinaufreichten.
    Doch die Maske der Nacht verwandelte die meisten Großstädte in glitzernde Schönheiten. Sogar Torley.
    Ich ging an der neonfarbenen Replik eines angeketteten Hundes auf dem Dach von Heins Bar vorbei, durch die schillernden Geschäftsstraßen des Stretch, die in das Rubinrot der Leuchtreklamen getaucht waren, und schließlich wanderte ich zwischen den unheimlichen Silhouetten der Metallgärten in Shadouville umher. Es war ein Rundgang von fast zwanzig Klicks, den man ungestört genießen konnte, wenn man die Schleichwege kannte und wusste, wie man sich von Ärger fernhält.
    Eine fremde Innere Stimme begleitete jeden meiner Schritte.
    Nicht mehr lange, Mensch. Nicht mehr lange…
    Der Parasit bohrte sich wieder in meine Gedanken. Manchmal war seine Präsenz sehr stark, und dann gierte er nach Adrenalin und Gewalt. Doch wenn es mir gelang, seinen Durst auszutrocknen, dann schrumpfte er zu einem kleinen unzufriedenen Klumpen zusammen, den ich tief in meinem Unterbewusstsein vergrub.
    Seine Unzufriedenheit feierte ich wie einen Sieg, denn dann war es mir gelungen, ihm das vorzuenthalten, wonach es ihn verlangte – und dieses Ziel verfolgte ich mit allen Mitteln, koste es, was es wolle. Ich fühlte die Gegenwart des Parasiten auf eine ähnliche Weise, wie ich jetzt

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