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Parrish Plessis 02 - Code Noir

Parrish Plessis 02 - Code Noir

Titel: Parrish Plessis 02 - Code Noir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marianne de Pierres
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Pistolen ruhen, weil ich das sichere Gefühl nicht loswurde, dass mich jemand verfolgte.
    Immer öfter wandte ich mich um aus Angst, von hinten angegriffen zu werden. Doch was sollte ich dann tun? Auf offener Straße vor den Augen der Einheimischen einen Menschen erschießen? Das würde ihre Einstellung mir gegenüber sicherlich nicht verbessern. Ich entschied mich für eine lautlose Waffe und tauschte die Pistolen gegen einen Würgedraht.
    Die vergangenen Tage mit den langen Märschen, wenig Schlaf und der Begegnung mit dem Bungarra und den Kanratten hatten mich in ein paranoides Wrack verwandelt. Und dabei achtete ich noch nicht einmal auf die tiefen Wunden, die mir die Echse an den Schultern zugefügt hatte, und meine angeknacksten Rippen, die bei jedem Atemzug schmerzten.
    Die Menschentrauben, die mich mit ihren irren Blicken verfolgten, hielten scheinbar im Einklang den Atem an und warteten darauf, dass mich jemand niederstreckte und zu ihrer Belustigung und Befriedigung einen grausamen Tod sterben ließ.
    Meine Hände waren kalt und nass vor Schweiß. Als ich eine Bar entdeckte, verlangsamte ich meinen Schritt; vielleicht würde ich dort Ruhe finden.
    Ich stellte mich vor die Eingangstür und warf einen Blick durch das milchige Glas der Fensterscheiben.
    Da packte eine Hand meine Schulter. Ich spannte den Würgedraht und wickelte ihn um das Handgelenk des Angreifers. Aus der Drehung heraus rammte ich den Ellbogen hart nach hinten und traf Fleisch und Knochen.
    »Parr…«
    Loyl. Ich hatte bereits zum nächsten Schlag angesetzt, und meine Faust krachte gegen sein Kinn. Augenblicklich ließ ich den Würgedraht los, doch ich hatte Loyl bereits tief ins Fleisch geschnitten.
    »Beweg dich nicht!«, zischte ich. Mit zitternden Fingern zog ich vorsichtig den Draht aus der Wunde. Daac blutete stark, doch ich hatte zum Glück die Schlagader verfehlt. »Schnell, stopp die Blutung, bevor einer dieser Vampire auf den Gedanken kommt, dass du vielleicht gut schmecken könntest«, sagte ich atemlos. »Und wie um alles in der Welt hast du mich gefunden?«
    »Parrish, du hinterlässt Spuren im Umkreis einer Meile. Die Frage war nicht, wie, sondern wann ich dich finden würde. Dich zu verfolgen, ist beinahe so, als würde man sich im Windschatten der Erde bewegen.«
    »Toller Vergleich. Ich komme mir hier eher vor wie am Ende der Welt.«
    Loyl sah mich mit rot unterlaufenen Augen an. »Mein Gott, wie siehst du aus, Parrish? Schläfst du denn nie?«
    »Nur, wenn es unbedingt sein muss«, antwortete ich lakonisch. Dann deutete ich mit einem Nicken auf seine blutende Hand und sagte: »Das sollte dich lehren, dich nicht von hinten an mich ranzuschleichen. Du hättest es eigentlich besser wissen müssen.«
    Trotzdem war ich insgeheim froh, Daac zu sehen. An einem Ort wie diesem zählte ich ihn sogar zu meinen besten Freunden.
    »Nun ja, ich dachte, du hättest es vielleicht nicht gerne, wenn ich deinen Namen laut durch den ganzen Urwald brüllen würde«, sagte Loyl mit einem süffisanten Grinsen, während er seine Hand mit Verbandszeug aus seiner Provianttasche versorgte.
    »Das nächste Mal solltest du mich besser von vorne begrüßen.«
    Loyl schüttelte den Kopf. »Das nächste Mal… Das nächste Mal siehst du genauer hin und vergewisserst dich, wen du zusammenschlägst.«
    Mir war unverständlich, wie er das sagen konnte. »Machst du Scherze? Schau dich doch einmal um!«
    »Ja, schon klar«, sagte er leise. »Und soll ich dir noch etwas verraten: Hier wimmelt es nur so von Wilder Technologie.« Er schenkte mir ein gezwungenes Lächeln.
    Tatsächlich war jedes Lächeln von Daac ein besonderes Geschenk: weiße Zähne, perfekte Haut und dunkle, fast schwarze Augen. Wie konnte es jemand mit solcher Anmut an einem Ort wie diesem aushalten? Er gehörte einfach nicht hierher. Unter all diesen entstellten Menschen war seine Anwesenheit unnatürlich, ja, eine Sünde.
    Die Stoppeln auf seiner Glatze waren gewachsen und bildeten nun wieder einen geschlossenen Haaransatz. Im Vergleich zu meinem Lederanzug waren seine Kleider noch sauber – eine strahlende Erscheinung an einem dunklen Ort. Nur das fanatische Glitzern in seinen Augen hielt mich davon ab, ihn auf der Stelle in meine Arme zu schließen.
    »Wilde Technologie?« Mir sträubten sich die Nackenhaare. Ich kannte diesen Begriff, doch die Geschichten, die sich um ihn rankten, waren für mich bisher nicht mehr als eine Legende oder ein Märchen der Cabal gewesen. Der Ausdruck traf

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