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Parrish Plessis 02 - Code Noir

Parrish Plessis 02 - Code Noir

Titel: Parrish Plessis 02 - Code Noir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marianne de Pierres
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abtöten kann. Damit kann jeder Verrückte, der über die nötigen Mittel verfügt, groß rauskommen.«
    Mein Blick wanderte über die verschiedenen Geräte und Module, die auf den Tischen verstreut lagen. Manche von ihnen ähnelten Küchenmaschinen, doch auf den Etiketten standen Begriffe wie ›Zentrifuge‹, ›Thermalzylinder‹, ›Dampfsterilisator‹ oder ›Spectrophotometer‹.
    »Solche Apparate kann man nicht mit einem gewöhnlichen Bankkredit bezahlen.«
    »Ja«, sagte Loyl, »das habe ich mir auch schon gedacht. Ich glaube, jemand von außerhalb hat sich hier ein einträgliches Geschäft aufgebaut.«
    »Was weißt du noch?«, fragte ich und drehte mich nervös zur Tür um, weil ich fürchtete, Ikes Männer könnten jeden Augenblick zurückkommen.
    »Der Kerl, der den Laden hier schmeißt, nennt sich Ike. Ich kenne ihn… das heißt, ich kenne die Person, die er früher einmal war. Eigentlich ist er eine kleine Berühmtheit; zu seiner großen Zeit kannten ihn alle unter dem Namen ›Wombat‹.«
    »Das ist nicht dein Ernst! Der Kerl, der sich in seine Mikrowelle hochladen wollte?« Es war wirklich ein Wunder, aber er hatte diese irrsinnige Aktion offenbar überlebt. Gott liebte wohl die Verrückten.
    »Ja«, betätigte Loyl. »In meiner Kindheit war der Typ ein absoluter Star. Soweit ich mich erinnere, betrieb er damals eine Art Kult um den Posthumanismus. Er hatte diesen komischen Slogan: ›Menschheit! Löse dich von deinen Wurzeln, oder verschwinde vom Antlitz der Erde‹ oder so ähnlich. Ich habe mich ohnehin nie für solchen Mist interessiert«, meinte Loyl mit gleichgültiger Miene.
    »Kein Wunder«, bemerkte ich sarkastisch, »warum solltest du dich auch für die Religion eines anderen interessieren, wo du doch selbst ein Prophet bist?«
    Diesen Seitenhieb konnte ich mir einfach nicht verkneifen, aber Daac ignorierte meine Bemerkung. »Gibt es eine Spur von Tulu?«, fragte er stattdessen.
    »Ja, in der Tat. Sie ist Ikes Partnerin. Die beiden haben eine Abmachung, bei der es offenkundig darum geht, uns beide gefangen zu nehmen und in diesem Horrorkabinett in kleine Einzelteile zu zerstückeln.« Ich deutete auf eine Kabine und ein paar Türen. »Irgendeine Ahnung, was sich da dahinter verbirgt?«
    Daac nahm eine Eisenstange vom Tisch neben sich. »Zeit, dass wir’s herausfinden.« Er setzte sich in Bewegung, und ich folgte ihm.
    »Es gibt da etwas, das du wissen solltest«, begann ich vorsichtig. »Ich habe ein Gespräch zwischen Tulu und Ike belauscht.«
    »Und?«
    »Anna Schaum lebt noch. Und sie ist hier.«
    Daac blieb unvermittelt stehen und drehte sich um; in seinem Gesicht mischten sich Freude, Befriedigung und Erleichterung.
    Warum verdiente sie sein Mitgefühl? Mir hatte dieser Kerl nur einen Tritt den Magen verpasst!
    »Wenn Anna hier ist«, sagte Daac bedächtig und mit dünner Stimme, »dann könnten sich die gestohlenen Forschungsergebnisse ebenfalls hier befinden.«
    Meine Laune wurde auf einen Schlag besser. Ich fragte mich nur, ob die Cabal davon gewusst hatten.
    »Dann müssen wir Anna und Mei nur noch finden.« Und die Karadji ebenfalls.
    Ich lächelte Daac an. »Genau. Und danach zeigen wir Tulu, was passiert, wenn man sich mit uns anlegt; dann schleichen wir uns an Ikes Söldnerarmee vorbei und verschwinden von hier.«
    Daac legte die Stirn in Falten. »Söldnerarmee? Ach so, du meinst wohl diese pubertierenden Rowdys. Ike bringt sie aus der Stadt hierher und pumpt sie mit Hormonen voll. Er versucht anscheinend, die Pubertät zu verlängern und den menschlichen Körper in dieser Phase zu manipulieren.« Daac setzte ein grimmiges Lächeln auf. »Aber wem sage ich das? Du kennst dich ja mit den Wutausbrüchen bestens aus, die mit einer verlängerten Pubertät einhergehen, Parrish.«
    Das ist eine billige Retourkutsche, Loyl. Doch bevor ich in Rage geraten konnte, zog er mich mit sich.
    Wir zwängten uns durch einen langen, engen Korridor, der zu einer dicken, scheinbar schalldichten Türe führte.
    Daac stemmte die Türe mit der Stange weit genug auf, dass wir durch einen kleinen Spalt in den Raum dahinter schauen konnten. In der Nähe der Tür stand eine Söldnerin mit dem Rücken zu uns und kratzte an den Hämatomen auf ihrer Haut. Ihr Kamerad tat so, als würde er es Anna Schaum von hinten besorgen, die sich nach vornüber gebeugt in einem Waschbecken die Hände wusch.
    Ich erkannte ihr Gesicht zwar sofort wieder, doch es hatte sich seit unserer letzten Begegnung merklich

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