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Parrish Plessis 02 - Code Noir

Parrish Plessis 02 - Code Noir

Titel: Parrish Plessis 02 - Code Noir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marianne de Pierres
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ein ganzer Berg von Fragen.
    Daac schob Anna zur Seite und rappelte sich auf, um die bewusstlosen Körper zu betrachten.
    »Mei ist vielleicht unter ihnen«, sagte er.
    Ich stolperte zu dem Waschbecken hinüber und wusch Blut und Gehirnreste aus meinem Gesicht. Dann machte ich mich ebenfalls daran, die Körper zu untersuchen; aber ich suchte nicht nach Mei, sondern nach den Karadji.
    Daac und ich trafen uns in der Mitte des Raums wieder. Der Kampf hatte auf seiner Haut blaue Flecken und blutige Schrammen hinterlassen. Er ging ein wenig gebückt und presste eine Hand auf die Wunde, die ihm der Speer zugefügt hatte. Er sah mich mit niedergeschlagenem Blick an.
    »Was geschieht mit diesen Menschen, Anna?«
    Schaum kam zu uns herüber. Ihre müden, rot unterlaufenen Augen lagen tief in ihrem leichenblassen Gesicht. Ich hatte jetzt keine Zeit mich um ihr Wohlergehen zu sorgen, doch ich begriff sehr wohl, dass sie am Rande der völligen Erschöpfung stand.
    »Das ist Ikes Werk… Er will die Prophezeiungen des Posthumanismus verwirklichen. Er ist ein brillanter, fähiger Wissenschafter, aber er ist auch…« Sie hielt unvermittelt inne, als fehlten ihr die richtigen Worte.
    »Er ist verrückt«, stellte ich fest.
    »Nein«, widersprach mir Anna. »Er ist fehlgeleitet. Diese Frau, nein, dieses Tier beeinflusst ihn. Sie ist davon überzeugt, dass Ike bei seinen Experimenten Neuro-Chemikalien erntet.«
    Fehlgeleitet? Dass Anna Ike verteidigte alarmierte mich. Offenbar kannten sich die beiden gut – zu gut. Das verlieh der Finsternis, die in ihren Augen lag, eine neue Bedeutung. Über meiner Seele hatte der gleiche schwarze Schatten gelegen, als Jamon noch gelebt hatte; doch Annas Gefühle bewegten sich jenseits einer Grenze, die ich nie überschritten hatte.
    »Neuro-Chemikalien?«, fragte ich neugierig.
    »So nennt diese Frau die chemische Essenz der spiritistischen Kräfte der Schamanen, die Alphawellen. Sie will sie destillieren und sie sich dann injizieren, damit ihre Kräfte über die der anderen Voodoo-Priester hinauswachsen. Das Bionetz in ihren Köpfen analysiert und säubert das Blut der Schamanen, während sie sich in einem tranceähnlichen Zustand befinden. Das alles ist eigentlich absoluter Unsinn, doch Ike führt diese Experimente dennoch durch, weil die Frau ihm einige Dinge versprochen hat.«
    »Und die wären?«
    Anna schaute Daac bekümmert an. »Deine Gefangennahme war ein Teil der Abmachung, aber es geht um viel mehr: Jemand bezahlt Ike dafür, dass er den gesamten Tertiären Sektor kontaminiert. Sie wollen das ganze Gebiet infizieren, mit… mit dieser Entdeckung, die wir gemacht haben. Als Gegenleistung versorgen sie Ike mit allem, wonach er verlangt.«
    »Gehört Tulu zu seinen Auftraggebern?«, fragte Daac.
    »Nein. Ich… Ich glaube nicht. Vermutlich arbeitet sie für jemand anderen, der sich Ikes Wissen zu Nutze machen will. In Viva findet gerade eine Art Machtkampf statt. Ike ist gerissen; er weiß von dieser Auseinandersetzung, und ich glaube, er spielt beide Seiten gegeneinander aus.«
    Anna bestätigte meine Befürchtungen, und das beunruhigte mich umso mehr.
    »Wer sind diese Leute, die diese Seuche im Tert verbreiten wollen?«
    Anna zog die Schultern hoch, als wäre das nicht wichtig, oder als interessiere sie sich überhaupt nicht für dieses Problem. Sie blickte auf die Körper der Schamanen.
    »Ich habe versucht, ihre Leiden zu lindern«, sagte sie mit der erstickten Stimme von jemandem, der schon vor langer Zeit alle ethischen Zweifel abgelegt hatte.
    »Und was ist mit diesen Kreaturen?« Ich nickte in Richtung der toten Söldner.
    »Sie haben kein individuelles Denkvermögen mehr. Ike hat ihre kognitiven Funktionen verändert und ihren Willen seinen Befehlen unterworfen. Als sie hier ankamen, waren sie gewöhnliche Jugendliche, Kriminelle, die niemand vermisste…«
    Ich unterbrach Anna, bevor sie in Tränen ausbrechen konnte.
    »Welche Rolle spielst du bei diesen Experimenten?«, fragte ich.
    »Er hat mich dazu gezwungen… Ich habe die Jugendlichen der gleichen Prozedur unterzogen, die wir auch bei unserer ersten Testgruppe angewandt haben. Diese Verwandlung… Sie hat etwas mit den Botenstoffen im menschlichen Körper zu tun. Ich habe so etwas noch nie zuvor gesehen.« Sie richtete die Worte ausschließlich an Loyl, als wäre ich überhaupt nicht anwesend.
    »Ist das etwas… Außerirdisches?«, fragte Daac vorsichtig.
    Schaums Augen weiteten sich in einer Mischung aus blankem

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