Parrish Plessis 02 - Code Noir
Entsetzen und heimlicher Faszination. »Ich… Ich weiß nicht so recht, wie ich es erklären soll. Es handelt sich eindeutig um einen Parasiten«, erklärte sie langsam. »Er erschafft eine alternative DNA und schaltet dann das Immunsystem des menschlichen Körper aus, damit er die Verwandlung einleiten kann. Die Hirnstrangdrüse wird stimuliert und der hormonelle Ausstoß ist einfach unglaublich. Wenn ich es nicht mit eigenen Augen gesehen hätte, Loyl, dann würde ich es nicht für möglich halten.«
»Ich weiß«, sagte er leise. »Ich habe es ebenfalls gesehen.«
»Soll das heißen, dass alle Söldner mit den Parasiten infiziert sind?« Ich konnte die Hysterie in meiner Stimme nicht verbergen.
Loyl packte Anna und schüttelte sie kräftig.
»Wo sind meine Forschungsergebnisse?«, brüllte er.
Angesichts ihrer Enthüllungen widerte mich sein Egoismus an.
»Hier.« Anna deutete auf einen Tisch, wo eine kleine Datenplatte lag. »Wir können sie mitnehmen, aber ich kann ohne Ikes Passwörter nicht auf die Daten zugreifen. In seinem Exoskelett befindet sich ein identischer Datensatz; die beiden sind per Infrarotschnittstelle miteinander verbunden. Solange Ike lebt und in seinem Exoskelett steckt, kann er diesen Datensatz jederzeit löschen; er besitzt dann immer noch seinen eigenen.«
»Solange Ike lebt…«, echote Daac.
Sein Gesichtsausdruck sagte alles.
Schaum rieb sich abermals die Augen und sah mich dann zum ersten Mal an. Sie schüttelte sich. »Jeder, an dem wir herumexperimentiert haben, wird sich verwandeln. Du hast nicht zu unserer ersten Versuchsgruppe gehört, Parrish, und dennoch hat mir die Chino-Schamanin berichtet, dass du einen Parasiten in dir trägst.«
Ich nickte bestätigend. »Ich glaube, ich bin mit dem Blut von jemandem in Berührung gekommen, der sich bereits verwandelt hatte.«
»Das könnte einiges erklären…« Anna und Loyl tauschten einen Blick.
»Kannst du die Verwandlung aufhalten?« Ich unterbrach die beiden, nun völlig auf meine eigenen Belange fixiert.
Anna musterte mich interessiert. Als sie mir antwortete, sprach sie im sachlichen Tonfall einer Wissenschaftlerin: »Bei meinen bisherigen Untersuchungen konnte ich keine Hinweise auf ein etwaiges… Gegenmittel finden. In deinem Fall könnte eine Genmanipulation oder gar ein Austausch von Genen die erwünschte Heilung bewirken. Allerdings könnte es dafür bereits zu spät sein, da der Parasit durch bereits infiziertes Blut übertragen wurde…«
Den Rest ihrer Erklärung wollte ich nicht mehr hören. Ich schaltete innerlich ab. Eine einzige Chance, das würde genügen. Solange noch Hoffnung bestand, würde ich nicht aufgeben. Andernfalls… Nein, daran mochte ich gar nicht denken.
Meine Gedanken wurden von Zuckungen und Krämpfen unterbrochen, die meinen Körper plötzlich überfielen.
Daac bemerkte es ebenfalls. »Was ist mit dir? Stimmt etwas nicht?«
Der Speichel lief mir aus dem Mund, ohne dass ich etwas dagegen tun konnte.
Dann explodierte die Tür, und ein Verhör-Mecha steuerte wie eine zielsuchende Rakete auf uns zu.
KAPITEL ZWÖLF
Daac stieß einen animalischen Schrei aus. Ich konnte sein Entsetzen nachvollziehen; er war bereits einmal von einem Verhör-Mecha gefoltert worden. Er zog mich dicht zu sich heran und flüsterte mir mit heiserer Stimme ins Ohr: »Du übernimmst das.«
Nein, nein, nein.
Ich war mir nicht sicher, was mich mehr erzürnte: dass ich darauf gehofft hatte, dass Daac die Initiative ergriff, oder dass er mich voraus schickte. Doch angesichts unserer Lage erübrigte sich jegliche Diskussion. Ich zögerte nicht lange und brachte den Verhör-Mecha zu Fall. Die Maschine begrub mich unter sich.
»Los, verschwindet von hier«, rief ich keuchend.
Warum tat ich das?
Daac brauchte keine zweite Aufforderung. Er schnappte sich Anna und verschwand mit ihr zur Tür hinaus.
Ich schob den Mecha von mir und versuchte aufzustehen; doch die Maschine packte meine Knöchel, als ich Loyl und Anna folgen wollte. Ich landete hart auf dem Boden. Der Mecha war sofort über mir, und alles, was mir blieb, war, den Stahlkoloss mit verzweifelten Faustschlägen zu traktieren.
Verdammt, verdammt!
Ich konnte mich nicht befreien.
Der Mecha zog mich in die Höhe. Als nächstes warf er mich hart auf einen Tisch neben den Schamanen. Ich erhaschte noch einen Blick auf eine Maschine am Kopfende, auf der ›Chemische Analyse‹ stand.
Während der Mecha mich an den Tisch fesselte, erschien das
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