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Parrish Plessis 02 - Code Noir

Parrish Plessis 02 - Code Noir

Titel: Parrish Plessis 02 - Code Noir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marianne de Pierres
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schnappte nach Luft.
    »Sei still, und trink das.«
    Die Stimme klang rau und heiser, doch ich kannte sie nur allzu gut.
    Ich öffnete die Augen und schaute in Loyl Daacs Gesicht; es war mit Schrammen und Blutergüssen übersäht. Seine Schönheit hatte wohl zum ersten Mal ein wenig gelitten. Einerseits freute mich das diebisch, doch andererseits bekümmerten mich diese Verletzungen auch.
    Neben ihm stand Mei, die wie eine alte Frau aussah.
    Er hat sie befreit! Doch meine Freude wurde von meinem nächsten Gedanken gedämpft: Wie lange bin ich bewusstlos gewesen, und was hat Tulu mir angetan?
    »Wo ist Tulu?«, krächzte ich.
    »Später. Für Erklärungen haben wir jetzt keine Zeit. Anna befreit gerade die anderen.«
    Sein Tonfall gefiel mir nicht. »Was ist hier los?«
    Daac zögerte kurz, dann sagte er etwas verlegen: »Nun ja, ich hab ein kleines Feuerwerk abgefackelt.«
    Ich begriff sofort. »Hast du auch die Bottiche in den Kühltruhen in Brand gesteckt?«
    »Ähm. Ich habe die Stromversorgung abgeschnitten und die Türen der Kühltruhen geöffnet. Sie sollten also auch verbrennen.«
    Das klang nicht sehr überzeugend. Ich schüttelte den Kopf. »Wenn du so etwas tust, dann solltest du…«
    Weiter kam ich nicht. Daac wandte sich von mir ab, um Anna Schaum zu helfen.
    »Du bist wirklich die Rücksichtslosigkeit in Person, Plessis.« Mei beugte sich zu mir herunter und versperrte mir das Blickfeld. »Du hättest uns beide töten können. Wenn du dich ohne Vorbereitung mit einem anderen Schamanen verbindest, dann kann sein Geist ausgelöscht werden, und ohne Geist kann kein Mensch existieren. Allgemein nennt man dieses Phänomen den Tod, Parrish.«
    »Ups.« Mehr konnte ich nicht dazu sagen. »Also, erklärst du mir jetzt, was da vorhin geschehen ist?«
    »Tulu hat die Loa-Göttin angerufen; doch die war ob der spärlichen Opfergaben erzürnt. Marinette mag es, wenn man die Hühner, die man ihr opfert, lebendig rupft… Wie auch immer, Marinette wollte dich als Entschädigung reiten, aber… aber du hast ihr widerstanden«, erklärte sie mit unüberhörbarer Ehrfurcht in der Stimme.
    »Ich habe einer Göttin der Petro Loa widerstanden?«, fragte ich ungläubig.
    »Natürlich habe ich dir dabei geholfen«, fügte Mei hinzu. »Irgendetwas hat Tulu abgelenkt. Deshalb konnten uns deine Führer den Weg in die Freiheit zeigen.«
    »Meine Führer?«
    »Ja, du hast drei Vertraute. Diese Kanratte, den Python, und dann war da noch eine andere Präsenz, die ich aber nicht richtig erkennen konnte. Die meisten von uns haben nur einen Führer. Du hast also großes Glück.«
    Glück? Diese Beschreibung schien mir für meine gegenwärtige Situation nicht ganz passend zu sein. Trotzdem fühlte ich mich erleichtert. Möglicherweise hatten Loser und der Python mir meine Fehler vergeben – was natürlich nicht heißen sollte, dass ich an diesen ganzen Unfug glaubte.
    Um mich herum erwachten die Schamanen und setzten sich auf. Als ich einen Schluck von dem Wasser trank, das Mei mir anbot, verschluckte ich mich wegen meiner trockenen Kehle. Ich hätte Daac gerne gefragt, wie lange ich bewusstlos war, doch er machte sich gemeinsam mit Anna an ein paar Körpern in der Mitte des Raums zu schaffen.
    Ich kam schwankend wieder auf die Beine. Mir wurde übel von dem Gestank der verschwitzten und schmutzigen Körper im Zimmer. Ich versuchte, mich aufrecht zu stellen, doch meine Knie waren steif und mein Rücken schmerzte mit jeder Bewegung; ich kam mir vor wie eine alte Frau.
    Ich humpelte zu Anna und Daac hinüber, die sich über die Körper der vier Karadji gebeugt hatten. Die Schamanen der Cabal waren noch immer an die Apparate angeschlossen und lagen wie große Batterien in einer Reihe. Ich prägte mir ihre Gesichter ein.
    Zwei von ihnen waren genauso muskulös und schlank, wie die gewöhnlichen Cabal-Krieger, mit dem einzigen Unterschied, dass ihre Körper nicht mit Narben aus unzähligen Kämpfen übersäht waren. Der Dritte in der Reihe atmete schwer und tief, als leide er an Luftnot. Alle drei waren bis auf abgetragene Shorts nackt. Der Letzte unterschied sich von den anderen: Sein übergewichtiger, fetter Körper steckte in den Überresten eines teuren Dreiteilers, und er trug Turnschuhe.
    Daac unterhielt sich mit den Männern in einem Dialekt, den ich nicht verstand. Mit Gewissheit redete er ihnen gerade ein, dass sie in seiner Schuld standen, weil er sie gerettet hatte.
    Ich beugte mich über den schwer atmenden Mann und führte den

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