Parrish Plessis 02 - Code Noir
leichtes Gepäckstück, und führte mit der anderen Hand Anna zur Tür. Doch bevor sie hinausgehen konnten, versperrten ihnen Söldner den Weg. Sie rissen Daac die beiden Frauen aus den Händen und stürzten sich auf ihn.
Er schlug einem von ihnen ins Gesicht, doch ein anderer Söldner versetzte Daac mit einem Schockstab einen Hieb in die Rippen. Ich rappelte mich wieder auf und eilte Loyl zur Hilfe. Der Söldner schickte ihn mit einem weiteren Schlag zu Boden. Dann winkte er mir mit dem Schockstab herausfordernd entgegen und entblößte die Zähne zu einem grimmigen Lachen. Ich erwiderte es und nahm die Einladung mit einem Nicken an. Mit einem langen Schritt sprang ich über Loyl hinweg und schmetterte dem Söldner den Cabal-Dolch direkt in den Hals. Gurgelnd brach er vor mir zusammen.
Halte an, Parrish.
Dieser Befehl drang als fremder Gedanke in mein Bewusstsein. Hinter mir standen die Karadji in einer Reihe nebeneinander und murmelten einen Sprechgesang.
Die Söldner umzingelten die Schamanen, doch als der Gesang anschwoll, schienen sie ihren Angriff abzubrechen. Sie setzten sich einer nach dem anderen auf den Boden und fielen in Trance, als hätten sie eine Überdosis Neurostim genommen. Schaum war schon zur Stelle. Sie injizierte jedem von ihnen ein Beruhigungsmittel, das sie für einige Stunden außer Gefecht setzen würde.
»Netter Trick«, sagte ich anerkennend. Dann kniete ich mich neben Loyl, der noch immer auf der Erde kauerte. »Wo ist der Rest von Ikes Truppen?«
»Das waren die letzten«, keuchte er, während er sich mit einer Hand die Rippen massierte. »Ike ist verschwunden… Die Invasion hat begonnen.«
Ich trieb alle zur Türe hinaus. Draußen dämmerte es bereits. Etwas hatte sich verändert: Der Tarnschleier, den ich zuvor über der Stadt gesehen hatte, war verschwunden. Ich sog die frische Luft tief ein; der beißende Geruch von Ionen hatte sich verflüchtigt. Am Himmel ging der Vollmond auf. King Tide. Tulus Voodoo-Session hatte mich sehr viel Zeit gekostet. Der Platz vor dem Haus war menschenleer. Von den Hubschraubern und dem Ultraleichtflugzeug fehlte ebenfalls jede Spur.
»Im Morgengrauen erwarten wir die King Tide. Dann ist dieser Ort nicht mehr sicher«, sagte einer der Karadji.
Daac stützte sich auf Anna und Schaum, die ihn zur Türe hinausführten. Sein Körper zitterte, und in seinen weit aufgerissenen Augen lag der Fanatismus, den ich bereits früher bei ihm beobachtet hatte. Aber da war noch etwas anderes: Angst. Irgendetwas musste ihn zutiefst beunruhigen – und das war äußerst ungewöhnlich. Dieser Mann kannte normalerweise keine Furcht.
»Was ist los? Von welcher Invasion hast du da gerade geredet?« Mein Herz hämmerte in meiner Brust.
Daac sah mit stählernem Blick zu mir herüber.
»Die Cabal sind hier. Sie wollen das Herz des Tert zurückerobern.«
KAPITEL DREIZEHN
»Das reicht! Komm mit, wir müssen ein ernstes Wort miteinander reden!« Ich zog Daac am Arm hinter mir her. Wir entfernten uns so weit von den anderen, die noch immer auf der kleinen Betonplatte vor dem Haus standen, bis wir außer Hörweite waren.
»Fass dich kurz, Parrish. Uns bleibt nicht viel Zeit!«
»Zuerst wirst du mir alles erzählen, was du weißt«, sagte ich bestimmt. »Erst entdecken wir das Horrorkabinett von Ike, dann entführt mich Tulu auf einen wilden Voodootripp, bei dem wir die Karadji wieder finden. Ganz nebenbei parkt ein Raubvogel der Medien auf der Landebahn, und nun stürmen die Cabal als große Eroberer in dieses Gebiet. Loyl, ganz ehrlich, ich werde das Gefühl nicht los, dass du mir etwas verschweigst. Jetzt rede endlich, verdammt noch mal!«
Daacs Augenlider zuckten nervös, als er überlegte, wie viel er mir anvertrauen konnte; aber in jenem Moment hätte ich ihm ohnehin alles geglaubt.
»Die Cabal haben dich für ihre Zwecke missbraucht, Parrish«, begann er zögernd.
Ich schnaufte abschätzig. »Erzähl mir was Neues.«
»Du solltest für Ablenkung sorgen, um den Cabal Zeit zu verschaffen; doch als Tulu Mei entführt und Sto verletzt hat, wurde die Angelegenheit für mich persönlich. Ich konnte nicht länger zusehen und abwarten.«
»Mag sein. Ich verstehe nur nicht, woher du deine Informationen über die Cabal beziehst. Sie haben dich aus ihrem Kreis verbannt… oder?« Hatte Ike nicht gesagt, dass Daac der rechtmäßige Thronfolger der Cabal war?
Ein Lächeln umspielte Loyls Mundwinkel.
»Du suchst immer nach einer einfachen Erklärung; aber
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