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Parrish Plessis 02 - Code Noir

Parrish Plessis 02 - Code Noir

Titel: Parrish Plessis 02 - Code Noir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marianne de Pierres
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wachten.
    Obwohl der letzte Tert-Krieg mit ganzer Härte und Brutalität geführt worden war, hatte er nur bestimmte Viertel betroffen. Damals war ich immer über das Geschehen informiert gewesen. Dieses Mal konnte ich hingegen nur vermuten, was sich bald hier abspielen würde. Ich kannte lediglich die beiden Konfliktparteien: Die Cabal traten gegen Tulu und Marinette sowie Ike mit seiner Söldner-Truppe an. Technik und Voodoo gegen eine heimatverbundene Gangsterbande.
    Ich hockte mich auf den Boden und ließ den Kopf auf die Knie sinken. Meine Kräfte waren erschöpft, aber ich durfte jetzt nicht aufgeben. Ich hatte Glida und den Masoops versprochen, dass ich sie nach Torley bringen würde – und die Schamanen ebenso. Ich würde mein Versprechen halten.
    Plötzlich brach um mich herum hektisches Treiben aus. Überall liefen die Menschen in ihre Behausungen und eilten dann durch die hell erleuchteten Treppenhäuser zu den Dachböden hinauf. Offenbar suchten sie Schutz.
    Irgendetwas geschah, und es geschah sehr schnell. Das war für mich das Zeichen zum Aufbruch.
    Erschöpft schleppte ich mich durch die Straßen. Mehrere Male musste ich mich hinknien, weil meine Füße mir den Dienst versagten. Mit jedem Schritt steigerte sich die Qual, und das Verlangen, einfach in Ruhe sterben zu dürfen, wuchs beständig.
    Meine Lage spitzte sich zu. Aus der Ferne hallten Kriegsgesänge herüber. Das Geräusch dröhnte in meinen Ohren, und die Welt vor meinen Augen schwankte wie ein Schiff auf hoher See. Ich wusste nicht, ob das, was ich hörte, real war, doch es beraubte mich meines Bewusstseins.
    Dein Leben verwelkt mit jeder Sekunde, Mensch. Bald wirst du mir gehören!
    Nein!
    Ich stand alleine in einer dunklen, menschenverlassenen Gasse in Mo-Vay. In jener einsamen Minute begriff ich erstmals das ganze Ausmaß meiner Misere: Es ging um alles oder nichts. Für mich bestand nun keinen Zweifel mehr, dass der Eskaalim schnell und schmerzhaft von mir Besitz ergreifen würde, sollte ich meinen inneren Schutzschild auch nur für einen Augenblick senken; doch ich war zu stolz, um einfach aufzugeben. Solange ich kämpfen konnte, würde ich mich gegen dieses Wesen wehren.
    Mit neuer Entschlossenheit setzte ich meinen Weg fort. Die Kriegsgesänge kamen nun immer näher.
    Mittlerweile war ich mir nicht mehr sicher, ob ich mich überhaupt in die richtige Richtung bewegte. Wahrscheinlich würde ich es nicht mehr bis zu Glidas Versteck schaffen… meine Gedanken verloren sich wieder in einem trüben Nebel. Ich ging in die Knie und versuchte, wieder zu mir zu kommen; doch ich war zu schwach. Mit dem Gesicht zuerst landete ich auf dem harten Pflaster…
    Roo und Glida fanden mich bewusstlos auf der Straße; sie hatten bereits nach mir gesucht. Glida träufelte eine bittere Flüssigkeit auf meine Lippen. Als ich die Augen öffnete, blickte ich auf Loser, der zufrieden in Glidas Armen ruhte.
    »Er hat dich gefunden, Parrish. Er hat so lange geknurrt und gejault, bis wir dir endlich auf der Spur waren«, erklärte Roo.
    »Die Schamanen«, keuchte ich. »Wie viele haben es geschafft?«
    Roo und Glida wechselten einen kurzen Blick. Dann hielt Roo sieben Finger in die Höhe.
    Es fehlten also mehr als zehn von ihnen.
     
    Roo und Glida brachten mich auf den Dachboden, wo mich die Masoops und die Schamanen bereits erwarteten. Die Schamanen waren erleichtert, als sie mich erblickten.
    »Ich muss schlafen«, sagte ich zu Roo. »Gebt mir ein wenig Zeit zum Ausruhen. Schnapp dir einen Schamanen, und bewach mit ihm die Eingänge. Falls jemand versuchen sollte einzudringen, erschießt du ihn.«
    »Mach ich, Boss.«
    Sein Wort genügte mir. Ich streckte mich auf ein paar Holzplanken aus und schlief sofort ein.
    Während ich träumte, vollzogen Ness und die anderen Schamanen ein merkwürdiges Ritual an mir. Sie nannten es die ›Erneuerung‹.
    Zwei Stunden später erwachte ich wieder. Ich fühlte mich frisch und erholt. Sogar mein Optimismus kehrte zurück, und ich machte mir Hoffnung, dass wir es doch alle gemeinsam nach Torley schaffen würden. Schlaf war etwas Wundervolles.
    Als Loser sah, dass ich meine Augen geöffnet hatte, sprang er mir auf den Bauch und beschnüffelte mich. Er machte seine Botschaft sehr deutlich: »Geh bloß nicht ohne mich!«
    Die Schamanen saßen in einem Halbkreis um mich herum; zwischen ihnen schliefen friedlich die Masoops. Roo und Glida, die sich an den Händen hielten, berichteten mir, was in den vergangenen zwei Stunden

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