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Parrish Plessis 03 - Crash de Luxe

Parrish Plessis 03 - Crash de Luxe

Titel: Parrish Plessis 03 - Crash de Luxe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marianne de Pierres
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an die Bar. »Wie freundlich von dir.«
    Heins Kundschaft entspannte sich kollektiv, und das Gemurmel normaler Gespräche erhob sich aufs Neue.
    Ich sog die Geräuschkulisse kurz in mich ein. Für mich war das der Klang der Heimat.
    Loyl lehnte sich neben mich an die Theke und blickte in die Runde.
    »Tomas.« Er nickte Teece an meiner anderen Seite zu. Teece und Loyl verband eine weitläufige Verwandtschaft, aber keine gegenseitige Sympathie.
    »Und… wer ist das?« Sein starrer Blick glitt viel zu anerkennend über Honey, die Teece sich unter den Arm geklemmt hatte.
    Sie erwiderte das Starren mit geteilten Lippen, bei Mr Kühn-und-Gutaussehends Anblick wie vom Donner gerührt. Sie keuchte zwar nicht, stand aber knapp davor.
    Ich vermochte nicht zu sagen, wer sich darüber am meisten ärgerte: Mei, Teece oder ich.
    Mei, entschied ich.
    Mit einem grimmigen Ausdruck im Gesicht quetschte sich die Chino-Schamanin zwischen Honey und Loyl. Ich hätte loslachen können.
    Wir stürzten unsere Drinks hinunter, als könnte das die Spannung lösen.
    Nix.
    Loyl stellte das leere Glas ab und griff in seine Tasche. Er zog eine Scheide hervor und ließ sie über den Tresen zu mir rüberschlittern.
    Ich drehte die Sicherung an der Scheide und berührte den Griff. Der Dolch schmiegte sich mühelos in meine Hand. Nicht irgendein Dolch war es, sondern der Dolch der Cabal Coomera: poliertes Eisen, das eine erstaunliche Fähigkeit besaß, alles zu durchschneiden. Es musste verzaubert sein, oder vervoodoot oder wie auch immer man das nannte.
    Nicht dass ich an diesen ganzen Geisterscheiß glaubte.
    Loyl ging um Mei herum, berührte Honeys Goldhaar mit den Fingerspitzen und baute sich vor mir auf.
    Wenn er so nahe stand, überragte er mich um einen halben Kopf. Ich hasste es, zu jemanden hochsehen zu müssen; deshalb starrte ich seinen Mund an.
    Schlechte Idee. Jetzt wollte ich ihm mit dem Finger die Lippen entlangfahren.
    Was stimmt denn bloß nicht mit mir? Er hat gerade einen Annäherungsversuch bei Teeces Mädchen gemacht.
    Ich hielt den Dolch hoch. »Der gehört der Cabal. Ich habe ihn zurückgebracht«, sagte ich.
    »Weiß ich.«
    »Was also machst du damit?«
    »Sagen wir einfach, ich habe jetzt das Recht, ihn zu vergeben. Du kannst ihn haben, Parrish. Im Tausch gegen etwas, das mir sowieso gehört.«
    Ich riskierte einen kurzen Blick in seine Augen. Sie waren schwarz und voll unauslotbarer Gedanken und Empfindungen. Wäre ich eine Loyl-Gläubige gewesen, so hätte ich gesagt, er nehme Anteil. Heutzutage allerdings widerstand ich aktiv dem Wunsch, mich wieder in der Schlange seiner Verehrerinnen einzureihen.
    Ich wusste, was Daac wollte: Ikes Wetware – ein Stück ekliges Legierungsgedächtnis, das sämtliche Forschungsprotokolle seiner Spielereien mit dem menschlichen Erbgut enthielt.
    Was will er jetzt noch damit? Er hat kein Mediengeld für sein Lieblingsprojekt mehr. Seine Geldquelle, Razz Retribution, ist tot.
    »Die Dinge geraten wieder in Bewegung. Ich habe ein paar potenzielle Investoren.« Er beantwortete meine ungestellte Frage mit einem Wispern, wie es leiser nicht sein konnte – mehr eine Berührung als ein gesprochenes Wort.
    Ich schluckte mühsam. Was war schlimmer? Jemand, der absichtlich Tert-Bürger mit dem Eskaalim-Parasiten infizierte? Oder Daac, für den es normal war, wild zum Völkermord entschlossen zu sein?
    »Willst du es denn immer noch tun?«, zischte ich. »Du hast gesehen, was ich gesehen habe. Du weißt, was dein Genspleißen freigesetzt hat. Wie kannst du darüber hinwegsehen? Wie kannst du mit diesem irrsinnigen Vorhaben einfach weitermachen?«
    Daac verriet nur durch ein winziges Zucken seine Unentschlossenheit, rückte mir näher und drehte den Kopf so, dass niemand anhand unserer Lippenbewegungen das Gespräch verfolgen konnte.
    »Ich habe Schritte unternommen, um die erste infizierte Testgruppe zu vernichten. Damit bleibst nur du übrig.« Er beugte sich nieder; sein Atem strich mir über die Wange, bedrohlich und intim zugleich. »Warum bist du nicht zu mir gekommen? Du hattest es versprochen.«
    Ich zögerte, einerseits abgestoßen, andererseits erleichtert. Er hatte eine ganze Reihe von Menschen ermordet. Menschen, die zu dem geworden wären – oder vielleicht bereits geworden waren –, vor dem mir so sehr graute. Er spielte schon wieder Gott.
    Und doch… zumindest besaß er so viel Mumm, dass er versuchte, den Schlamassel auszubügeln, den er angerichtet hatte.
    Nur ich war noch

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