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Partials 1 – Aufbruch

Partials 1 – Aufbruch

Titel: Partials 1 – Aufbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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so viele Gewehrläufe blickt, nicht jeder auf der Insel hat
schon eine Waffe. Nicht jeder auf der Insel hat eine Abwehr, die auf Streife
geht und sofort eingreift, wenn jemand verdächtig aussieht. Die Leute hier
draußen wissen, dass zwischen East Meadow und der Stimme ein Krieg ausbrechen wird, und möchten sich absichern. Ich sorge dafür, dass
sie das notwendige Gerät bekommen.«
    »Er lügt«, sagte ein Soldat.
    »Das weißt du nicht«, widersprach Kira. »Du kannst doch nicht auf
eine bloße Ahnung hin jemanden erschießen.«
    »Hat jemand versucht, euch in die Luft zu jagen?«, fragte Tovar.
    »Seht ihr?«, rief der Soldat und trat vor. »Er weiß es.«
    »Bleib zurück!«, befahl Jayden. »Niemand schießt ohne meinen
Befehl.«
    Kira schluckte. »Man muss kein Genie sein, um den letzten Minuten
dieser Unterhaltung zu folgen und darauf zu kommen, dass uns jemand in die Luft
jagen wollte. Hätte er von der Bombe gewusst, dann hätte er uns wohl kaum
offenbart, dass er ein Sprengstoffexperte ist.« Sie wandte sich an Tovar.
»Waren Sie schon mal in Asharoken?«
    Er schüttelte den Kopf. »So heißt doch kein Ort, den es tatsächlich
gibt.«
    »Sie geben zu, dass Sie Waffen und Munition verkaufen«, sagte
Jayden. »Verkaufen Sie auch Sprengstoff?«
    »Ich wäre ein Vollidiot, wenn ich das täte«, antwortete Tovar. »Wer
Sprengstoff braucht, hat es auf die gleichen Sachen abgesehen wie ich oder
plant etwas noch Schlimmeres – wie das, was euch anscheinend passiert ist.
Nein, meinen Sprengstoff habe ich versteckt.«
    »Wo?«, fragte Jayden.
    »Einen Teil in dem Karren dort, einen Teil in kleinen Lagern auf der
ganzen Insel.«
    Gianna sprang auf und zog sich von dem Karren zurück. »Habe ich mich
gerade an einer Bombe angelehnt?«
    »Das Zeug ist inaktiv.« Tovar stand auf. Die Soldaten behielten ihn
im Visier, worauf er mit erhobenen Händen seine Unschuld beteuerte. »Wirklich,
der Sprengstoff ist völlig sicher gelagert.« Er schlurfte zu dem Karren. Mit
einem schweren Stiefel und einem nackten Fuß humpelte er. »Es ist ein
Wassergel. Ohne Aktivierung ist es reaktionsträge, und selbst im aktivierten
Zustand benötigt es noch einen Zünder.«
    »Wo haben Sie hier draußen Sprengstoff gefunden?« Jayden verfolgte
ihn mit der Gewehrmündung. »Ich dachte, das Militär hat schon vor Jahren alles
eingesammelt.«
    »Ja, sie haben das waffenfähige Zeug einkassiert«, bestätigte Tovar.
»Aber das hier ist kommerzieller Sprengstoff.« Er zog die schwere Segeltuchplane
des Karrens zur Seite und deutete auf einen weißen Plastikpacken, der an eine
Wasserration erinnerte. »Den hier habe ich auf einer Baustelle gefunden. Das
Aktivierungspulver befindet sich auf der anderen Seite der Ladefläche. Und ich
schwöre, ich habe niemandem etwas davon verkauft.«
    Kira blickte zu Jayden hinüber. »Wenn das eine Lüge ist, dann ist es
die hinterhältigste, raffinierteste Lüge der Welt. Wir kehren sowieso nach East
Meadow zurück, also sollten wir die Waffen senken und ihnen die Entscheidung
überlassen. Wenn sie ihn für schuldig befinden, können sie ihn ins Gefängnis
sperren, aber ich lasse nicht zu, dass ihr ihn tötet.«
    »Das ist der zweitschlechteste Plan, von dem ich je gehört habe«,
antwortete Tovar, »aber da der schlechteste darauf hinausläuft, dass ihr mir
ins Gesicht schießt, bin ich einverstanden.«
    Jayden starrte Kira an. Seine Augen glühten wie Kohlen im Feuer.
Nach einer halben Ewigkeit setzte er endlich das Gewehr ab. »Gut. Aber wenn er
bis dahin Ärger macht, warte ich nicht auf deine Zustimmung. Wenn er eine Stimme ist, stirbt er.«

7
    Kira schlief unruhig und hörte Marcus und die anderen, wie
sie sich regten, schnarchten und im Dunkeln murmelten. Das Kamel gab in der
Nacht immer wieder ein seltsames, halb menschliches Stöhnen von sich, und das
Haus knackte im Regen. Sogar die allgegenwärtigen Mäuse kamen ihr hier lauter
und störender vor, wenn sie über Fußböden und Wände huschten. Vielleicht waren
es auch Ratten oder sogar noch größere Tiere.
    Unentwegt dachte sie über Tovars Bemerkungen nach. Stand wirklich
ein Krieg bevor? War die Stimme tatsächlich so
verzweifelt oder so gut organisiert? Der Senat betrachtete die Stimme als einen chaotischen Haufen von Terroristen, die
Überfälle verübten, unterschiedslos jeden töteten und sich rasch wieder
zurückzogen. Aber andererseits war es ihrer Ansicht nach kein Wunder, dass der
Senat die Stimme auf diese Weise beschrieb. Wenn

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