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Partials 1 – Aufbruch

Partials 1 – Aufbruch

Titel: Partials 1 – Aufbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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halten zu einer
Lagebesprechung in Dogwood an.«
    Der Wagen wendete und beförderte sie zurück, der Kutscher ermunterte
das Sechsergespann mit der Peitsche zu einem flotten Galopp. Die Sonne brannte
auf den gepanzerten Laderaum herab. Drinnen war es heiß wie in einem Backofen.
Kira nickte ein, und als sie aufwachte, lag sie mit dem Kopf auf Marcus’ Schoß.
Der Wagen hatte mit einem Ruck angehalten. Dogwood entpuppte sich als altes
Kraftwerk und diente auf dem Weg nach East Meadow als Wachtposten. Es war von
einem hohen Maschendrahtzaun umgeben, und als sie sich näherten, öffnete ihnen
ein Soldat das Tor. In der Nähe passten weitere Soldaten auf.
    »Von hier aus können wir zu Fuß nach Hause gehen«, sagte Kira, doch
der Anführer der Soldaten im Wagen schüttelte den Kopf.
    »Mkele braucht euch alle für ein Debriefing, nicht nur den Händler.«
    Debriefing, dachte sie. Der militärische Ausdruck für ein höfliches
Verhör. »Wer ist Mkele?«
    »Geheimdienst«, erklärte der Soldat. »Die Befehlshaber sind nach
euren Erlebnissen ziemlich nervös geworden. Wahrscheinlich hoffen sie, dass ihr
etwas Wichtiges entdeckt habt.« Er half beim Aussteigen und führte die Gruppe
zum alten Kraftwerk. Ein junger Mann in voller Kampfmontur geleitete Kira in
einen Raum und hieß sie dort warten. Er schloss hinter sich ab.
    Es war ein schmuckloses kleines Zimmer. Einige Abdrücke im verblassten
Linoleum verrieten ihr allerdings, dass jemand erst vor Kurzem mehrere
Möbelstücke entfernt hatte. Die Umrisse von Schreibtischen und Aktenregalen
malten das Gespenst eines Büros auf den Boden, das Nachbild besserer Zeiten.
Einen Tisch gab es nicht, in einer Ecke standen zwei Stühle.
    Kira setzte sich und wartete, dachte über das kommende Gespräch
nach, ging mögliche Fragen und Antworten durch und gab im Geist eine brillante
Vorstellung. Doch die Warterei zog sich hin, und die feinsinnigen Sticheleien
darüber, dass man sie einfach so festsetzte, um sie zu befragen, wichen
wütenden Ausbrüchen wegen dieser illegalen Kerkerhaft. Nach einer Weile wurde
es ihr langweilig, und sie dachte nicht weiter darüber nach.
    An der Wand hing eine Uhr, ein altes rundes Ding mit schwarzen
Stäbchen. Nicht zum ersten Mal fragte sie sich, wie so ein Apparat
funktionierte. In ihrem Haus gab es eine ähnliche Uhr, die hübscher anzusehen
war als diese. Wer dort auch früher, vor dem Zusammenbruch, gelebt hatte, er
hatte anscheinend Glas gemocht. Die Zeiger bewegten sich offensichtlich, wenn
man sie mit Energie versorgte, aber da Digitaluhren weniger Strom verbrauchten,
hatte Kira nie etwas anderes zu sehen bekommen.
    Jedenfalls soweit die Erinnerung sie nicht trog. Hatte ihr Vater
eine runde Uhr mit Stäbchen besessen? Es war dumm, dass sie nicht einmal
wusste, wie die Dinger hießen. Es gab eigentlich keinen vernünftigen Grund
dafür, dass etwas so Alltägliches einfach aus dem Vokabular der Menschen
verschwand. Doch sosehr sie sich auch anstrengte, sie erinnerte sich nicht,
jemals eine funktionierende Uhr gesehen zu haben. Ganz zu schweigen davon, sie
abzulesen oder sich an den Namen zu erinnern. Es waren Relikte einer toten
Kultur.
    Der große Stab deutete auf die Zehn, der kleine stand zwischen der
Zwei und der Drei. Zehn nullzwei und einhalb? Sie hob die Schultern. Dieser Uhr
war exakt um Zehn nullzweiund einhalb der Saft
ausgegangen. Oder was immer sieanzeigte. Kira stand
auf, um das Ding zu untersuchen. Es war anscheinend in der Wand verschraubt,
sonst wäre es längst heruntergefallen.
    Endlich öffnete sich die Tür, und ein Mann trat ein. Kira erkannte
ihn als den geheimnisvollen Teilnehmer der Senatssitzung wieder. Er war
ungefähr vierzig Jahre alt, und seine Haut war sogar noch dunkler als ihre
eigene. Überwiegend afrikanischer und nicht indianischer Abstammung wie sie
selbst.
    »Guten Abend, Miss Walker!« Er schloss die Tür hinter sich und
reichte ihr die Hand. Kira stand auf und schlug ein.
    »Das wird aber auch Zeit.«
    »Es tut mir wirklich sehr leid, dass Sie so lange warten mussten.
Ich bin Mister Mkele.« Er deutete auf Kiras Stuhl, zog den anderen ein Stück
weg und setzte sich. »Bitte, nehmen Sie doch Platz!«
    »Sie haben nicht das Recht, mich hier festzuhalten …«
    »Ich entschuldige mich dafür, dass Sie diesen Eindruck gewonnen
haben«, erwiderte Mkele. »Wir halten Sie nicht fest. Es war lediglich mein
Wunsch, Sie in der Wartezeit sicher unterzubringen. Hat man Ihnen etwas zu
essen gebracht?«
    »Man hat mir

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