Partials 1 – Aufbruch
Wissen über Virologie besitzt. Wir können aber einen von ihnen
untersuchen. Marcus und ich sind anhand der gegenwärtig verfügbaren Daten der
Frage der Immunität nachgegangen, aber das ist eine Sackgasse – nicht weil das
Forschungsteam im Krankenhaus schlecht arbeitet, sondern gerade weil man dort
seit einem Jahrzehnt hervorragende Forschungsarbeit leistet. Man hat
buchstäblich alle anderen Möglichkeiten ausgeschlossen. Unsere beste Möglichkeit – vielleicht die einzige – besteht darin, im Organismus der Partials eine
Substanz zu finden, die sich zu einem Impfstoff oder einem Medikament
entwickeln lässt. Und wir müssen es bald tun, ehe das Baby zur Welt kommt.«
»Kira …«, setzte Marcus noch einmal an, aber Jayden kam ihm zuvor.
»Dann fängt der Krieg wieder an.«
»Nicht wenn wir es in kleinem Maßstab tun.« Haru beugte sich eifrig
vor. »Eine große Invasion würde man bemerken, aber ein kleines Team könnte
unbemerkt übersetzen, einen schnappen und still und heimlich wieder verschwinden.
Sie würden nicht einmal bemerken, dass wir überhaupt dort waren.«
»Bis auf die Tatsache, dass einer ihrer Leute verschwunden ist«, gab
Xochi zu bedenken.
»Die sind keine Leute, die sind Maschinen«, fauchte Haru.
»Biologische Maschinen zwar, aber trotzdem Maschinen. Ein fehlender Partial
kümmert sie so sehr, wie ein Gewehr sich um das nächste kümmert. Im schlimmsten
Fall bemerkt ein Partial-Kommandant, dass ein Gewehr im Regal fehlt, und baut
ein neues als Ersatz.«
»Können sie neue bauen?«, fragte Isolde.
»Wer weiß?«, antwortete Haru. »Bekanntermaßen können sie sich nicht
fortpflanzen, aber möglicherweise haben sie die Produktionsanlagen bei ParaGen
gefunden und wieder in Betrieb genommen. Jedenfalls darf man sie nicht als
Personen sehen, weil sie sich selbst nicht so sehen. Einen Partial zu fangen,
ist keine Entführung, sondern … so etwas wie Diebstahl.«
»Trotzdem sind wir ziemlich wütend, wenn die Stimme unsere Sachen klaut«, warf Madison ein.
»Nein«, antwortete Jayden, der zu Boden gestarrt hatte. Er hob den
Kopf. »Ihr habt recht, eine solche Aktion lässt sich durchziehen.«
»O nein, nicht du auch noch!«, stöhnte Madison.
Kira jubelte innerlich. Sie verstand nicht, warum Madison sich so
sträubte, aber es spielte keine Rolle, wenn sie Jayden für ihre Sache gewonnen
hatte. Sie begegnete seinem Blick und nickte. Er sollte seine Gedanken in Ruhe
entwickeln können. »Was meinst du?«
»Ich kenne Leute in der Abwehr, die uns helfen würden«, erklärte
Jayden. »Die meisten sind Späher. Wir wissen nicht einmal genau, wo sich die
Partials aufhalten, ganz zu schweigen davon, wie sie sich eingerichtet haben.
Deshalb brauchen wir ein kleines Erkundungsteam, das übersetzt, einen einsamen
Partial oder eine kleine Streife ausmacht, ein Exemplar überwältigt und unbemerkt
auf die Insel zurückkehrt.« Er blickte erst Madison und dann Kira an. »Kein
allzu toller Plan, aber wir könnten es schaffen.«
»Ich komme mit«, sagte Xochi.
»Nein, du gehst nicht mit!«, rief Isolde. »Weil überhaupt niemand
geht.«
Kira achtete nicht auf sie, sondern konzentrierte sich auf Jayden.
Sie brauchte ihn, damit es klappte. »Kennst du eine gute Stelle, um den Sund zu
überqueren?«
»Über den Long Island Sound ist es nicht möglich.« Haru schüttelte
den Kopf. »Wir bewachen unsere Seite mit Argusaugen, und die da drüben tun es
mit Sicherheit ebenfalls. Wenn wir unbemerkt hinüberwollen, dann an einer
verlassenen und abgelegenen Stelle, wo niemand uns beobachtet.«
Jayden nickte. »Manhattan.«
»Jetzt weiß ich, dass ihr alle verrückt seid.« Marcus legte Kira
eine Hand auf den Arm. »Manhattan wird nicht überwacht, weil es mit Sprengstoff
gespickt ist. Die Brücken sind vermint, die Stadt ist auf beiden Seiten
vermint, und soweit wir wissen, ist die Grenze zu den Partials am Hudson
ebenfalls vermint. Eine falsche Bewegung, und die ganze Insel fliegt in die
Luft.«
»Abgesehen davon, dass wir wissen, wo unsere Bomben liegen«,
erklärte Jayden. »Ich habe Zugang zu allen alten Plänen und Akten, aus denen
hervorgeht, wo die sicheren Wege zu finden sind.«
»Gibt es die überhaupt?«, staunte Xochi.
»Wir wären dumm gewesen, wenn wir uns nicht selbst ein paar
Schlupflöcher gelassen hätten«, erwiderte Jayden. »Sie sind klein und schwer zu
entdecken, aber mit den richtigen Karten finden wir sie und kommen durch.«
»Hört sofort auf, darüber zu reden, ihr alle!«
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