Partials 1 – Aufbruch
sind keine Rebellen, das sind Terroristen«, grollte Jayden.
Xochi würde sich auf ihre Seite schlagen, aber Kira wusste nicht,
inwieweit ihre Freundin wirklich behilflich wäre. Abgesehen von einigen
Schießübungen hatte Xochi keinerlei militärische Ausbildung genossen. Ihre
Fähigkeiten lagen überraschenderweise eher im traditionellen Bereich: Kochen,
Gartenbau, Nähen und so weiter. Sie war auf den Farmen aufgewachsen und besaß
daher einige Erfahrung, was das Leben in der Wildnis betraf, aber das war auch
schon alles. Bei Isolde war es sogar noch schlimmer. Wahrscheinlich würde sie
mitmachen, weil sie eben einfach so war, eine treue Anhängerin, aber sie sollte
und durfte nicht mitkommen. Vielleicht konnte sie hinter den Kulissen helfen
und die Unternehmung vor der Regierung und der Abwehr verheimlichen, aber
selbst das war eine gewagte Vermutung. Wenn Kira die Sache wirklich durchziehen
wollte, brauchte sie entschlossene Gefährten, die sich im Feld zu behaupten
wussten. Diese Beschreibung passte nicht einmal auf sie selbst, aber wenigstens
hatte sie eine medizinische Ausbildung genossen und kannte sich dank der Bergungseinsätze
einigermaßen mit Waffen aus.
Blieb noch Marcus. Entspannt saß er neben Kira auf dem Sofa und
beobachtete durchs Fenster den Sonnenuntergang. Er verzichtete darauf, sich an
dem Streit zu beteiligen. Ein Soldat war er auch nicht, aber er konnte recht
gut mit dem Gewehr umgehen und war ein begabter Chirurg, der sich besonders
bewährte, wenn er unter Druck stand. Er war sehr schnell auf die Nachrückliste
für die Notaufnahme der Klinik gelangt. Er würde sie beschützen und dafür
sorgen, dass sie nicht den Verstand verlor. Sie tätschelte sachte sein Knie,
sammelte sich und richtete sich auf.
»Ich muss mit euch reden«, sagte sie.
»Wir wissen schon, was du sagen willst«, antwortete Haru. »Du hast
Marcus und hast natürlich kein Problem mit dem Zukunftsgesetz.«
Kira warf Marcus einen unbehaglichen Blick zu, dann wandte sie sich
an Haru und schüttelte den Kopf. »Ehrlich gesagt weiß ich nicht, was ich davon
halte, aber darüber wollte ich gar nicht sprechen. Ich will über euer Kind
reden.«
Haru runzelte die Stirn und warf einen Blick zu Madison hinüber, die
sich abwesend den Bauch rieb. »Was ist damit?«
»Darf ich ganz offen sein?«
»Das sind doch sowieso alle«, sagte Isolde.
»Gut«, fuhr Kira fort. »Maddys Baby wird sterben.«
Haru und Jayden runzelten die Stirn, und als sie Madisons verletzte
Miene sah, taten Kira ihre Worte schrecklich leid. Sie kämpfte die Tränen
nieder und sprach weiter. »Es tut mir leid, es ist schrecklich grob, aber wir
müssen realistisch sein. Das Zukunftsgesetz ist dumm oder böse oder notwendig
oder was man sonst dazu sagen will, aber es spielt keine Rolle, weil es Maddys
Baby nicht retten wird. Vielleicht überlebt in ein paar Jahren mal ein Baby,
aber nicht dieses. Es sei denn, wir tun etwas.«
Haru sah sie kalt an. »Woran denkst du?«
Kira schluckte und erwiderte den Blick. Äußerlich gab sie sich so
selbstsicher und ernst wie er. »Ich will einen Partial schnappen.«
Jayden runzelte die Stirn. »Denkst du an einen organisierten Angriff
auf dem Festland?«
»Nicht East Meadow, nicht die Abwehr«, sagte Kira. »Ich habe mit
Skousen gesprochen, und es sieht nicht so aus, als würde der Senat jemals
mitspielen. Ich rede über uns hier in diesem Raum. Die Partials könnten der
Schlüssel sein, um RM zu heilen. Deshalb schlage
ich vor, wir brechen auf, setzen über und greifen uns einen.«
Die Freunde starrten sie sprachlos und mit offenen Mündern an. Die
Musikauswahl des schon lange toten Kevan röhrte zornig im Hintergrund. Madison
war fassungslos und hatte ungläubig die Augen aufgerissen, Isolde und Jayden
runzelten die Stirn und hielten sie offensichtlich für verrückt. Xochi
versuchte sich an einem Lächeln und schien nicht sicher zu sein, ob es sich
nicht doch um einen Scherz handelte.
»Kira …«, setzte Marcus langsam an.
»Teufel, ja«, sagte Haru. »Genau das meine ich doch.«
»Das ist nicht dein Ernst«, widersprach Madison.
»Doch, es ist ihr Ernst, und es klingt absolut sinnvoll«, erklärte
Haru. »Die Partials haben das Virus geschaffen und können uns sagen, wie man es
bekämpft. Wenn nötig, unter verschärften Verhörmethoden.«
»Ich meine nicht, dass wir einen verhören sollten«, antwortete Kira.
»Es gibt eine Million von ihnen und daher kaum Hoffnung, dass wir einen finden,
der brauchbares
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