Partials 1 – Aufbruch
heilen, und um das zu erreichen, gibt
es keinen besseren Weg, als sich eines Partials zu bemächtigen.«
»Und deshalb haben Sie beschlossen, einfach loszuziehen und sich
einen zu schnappen.«
»Ich habe den Vorschlag auf dem Dienstweg gemacht«, erklärte Kira.
»Sie haben ja keine Ahnung, wie wertvoll der Gefangene in medizinischer
Hinsicht sein kann.«
»Muss ich Ihnen wirklich noch einmal erklären, wie gefährlich das
ist?«, fragte Mkele. »Und wie dumm? Sie haben hinter sich eine Brücke in die
Luft gejagt, aber glauben Sie wirklich, das hält die Gegner ab? Glauben Sie
wirklich, alle unsere komplizierten Verteidigungsanlagen könnten die Gegner
zurückhalten, falls sie uns ernstlich angreifen wollen? Die Partials zählen
eine Million, Walker. Sie sind besser ausgebildet, besser bewaffnet und
körperlich stärker als wir. Wir leben noch, weil die Partials bisher nicht
beschlossen haben, uns zu töten. Möglicherweise haben Sie soeben dafür gesorgt,
dass sie ihre Meinung ändern.« Er geriet schier außer sich. »Selbst wenn sie
nicht angreifen, ahnen Sie nicht, welch große Gefahr allein von diesem einen
Partial ausgeht. Unsere Erkenntnisse aus dem Partialkrieg weisen darauf hin,
dass die Partials RM selbst freigesetzt haben, und
zwar nicht technologisch, sondern physisch, indem sie die eigenen Körper als
lebende Inkubatoren benutzten. Wenn das zutrifft, ist jeder Einzelne von ihnen
möglicherweise eine Weltuntergangswaffe. Wer kann schon sagen, welche
biologischen Waffen sie in den letzten elf Jahren sonst noch ausgebrütet haben?
Ihre bloße Existenz ist eine Bedrohung für unsere Spezies.«
»Umso wichtiger ist es doch, dass wir sie studieren«, wandte Kira
ein. »In einem einzigen Tropfen Blut stecken ungeheuer viele Informationen, und
aus einem vollen Satz an Organen und lebendem Körpergewebe können wir ganz
sicher enorm viel lernen. Wenn die Partials RM geschaffen haben und wenn Sie damit recht haben, dass sie es im Körper
speichern oder synthetisieren können, dann enthalten sie möglicherweise auch
einen Ansatz für die Heilung. Das müssen Sie doch einsehen.«
»Ihre Aufgabe ist die Zukunft der Menschheit«, antwortete Mkele.
»Meine Aufgabe ist die Gegenwart, und ohne die Gegenwart, da werden Sie mir sicher
zustimmen, gibt es keine Zukunft. Falls Ihr Job jemals in Konflikt mit meinem
geraten sollte, ist meiner der wichtigere.«
»So ein Schwachsinn!«, schimpfte Kira.
»Es ist die Wahrheit«, antwortete Mkele. »Aus dem ärztlichen Dienst
kennen Sie den hippokratischen Eid: Sie dürfen niemandem Schaden zufügen. Das
steht an erster Stelle. Auf dem ganzen Planeten leben schätzungsweise noch
sechsunddreißigtausend Menschen, und unsere größte Verantwortung gilt dem
Erhalt ihres Lebens. Das ist das Wichtigste überhaupt. Wenn das Überleben
gesichert ist – erst dann –, besteht unsere Aufgabe in der Produktion weiterer
menschlicher Wesen, die unsere Stellung stärken.«
»Es klingt reizend, wie Sie das so sagen.«
»Sie haben das Leben von fünf Soldaten, einem technischen Spezialisten
und einem Sanitäter aufs Spiel gesetzt. Drei Soldaten sind nicht zurückgekehrt,
und jetzt werde ich den Partial trotzdem vernichten.«
»Das dürfen Sie nicht«, antwortete Kira rasch. »Wir brauchen ihn.«
Nachdem wir so viel durchgemacht haben, um seiner habhaft zu werden, erlaube
ich nicht, dass einfach alles weggeworfen wird, dachte sie.
»Sie dürfen eine Blutprobe nehmen«, erklärte Mkele. »Ausschließlich
zu Testzwecken und in kontrollierter Umgebung. Außerdem weit entfernt von allen
Einwohnern, sofern der Senat dies überhaupt zulässt.«
»Das ist nicht genug«, sagte Kira. »Wir müssen sofort medizinische
Tests durchführen, denn jede Woche sterben Neugeborene …«
»Ich bin es leid, Ihnen ständig erklären zu müssen, dass es
unmöglich ist.«
»Verhören Sie ihn doch selbst!« Verzweifelt versuchte sich Kira
etwas einfallen zu lassen, damit er wenigstens eine Weile abwartete. »Er
gehörte einer größeren Einheit an und hielt sich in einem Gebiet auf, in dem es
keine Partials hätte geben dürfen. Anscheinend bestanden geheime Kontakte zu
unseren eigenen Streitkräften.«
»Ich kenne den Bericht.«
»Wir müssen der Sache auf den Grund gehen«, beharrte Kira. »Einer
unserer Späher war möglicherweise ein Partial …«
»Oder er wurde im Feld verhört«, sagte Mkele. »Eine Aussage unter
Folter ist die einfachere und deshalb die wahrscheinlichere Erklärung. Eine
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