Partials 1 – Aufbruch
überqueren«, flüsterte sie.
»Ich weiß.«
»Sie werden uns melden, man wird uns verhaften und wahrscheinlich
vor ein Kriegsgericht stellen. Unsere geheime Mission wird nicht geheim
bleiben.« Kira beobachtete Jayden, doch der schwieg. »Allmählich glaube ich,
dass es ein törichter Plan war.«
Ein winziges Lächeln umspielte seine Lippen.
»Halt den Mund, Walker!«, flüsterte er. »Wir versuchen gerade, dem
Gegner einen Hinterhalt zu legen.«
Sie warteten, Jayden beobachtete den Rand der Barriere, und Kira
überwachte die übrige Straße. Sobald der Partial auftauchte, würden sie …
Sie hörte ein Klicken.
»Fallen lassen!«
Ein Partial stand unmittelbar hinter ihnen, aber es war weder Dünn
noch Dreckig, sondern ein Soldat, der gekleidet war wie jene, denen sie
begegnet waren. Das schwarze Visier glänzte in der Sonne. Irgendwie hatte er
sich hinter sie geschlichen. Er winkte mit dem Automatikgewehr, worauf Jayden
seufzend die Pistole weglegte. Kira deponierte ihre Waffe daneben.
»Keinen Mucks«, sagte der Partial. »Da ist ein …«
Auf einmal erschienen auf dem Visier Spinnweben, die von einem
kleinen Loch in der Mitte ausgingen. Eine halbe Sekunde später hörten sie das
leise Ploppen eines Schalldämpfers. Der Partial brach zusammen, Kira starrte
ihn erschrocken an. Jayden schnappte sich seine Pistole. Dann hörten sie eilige
Schritte, und Kira wandte sich um. Dreckig lief, das Gewehr in Händen, auf sie
zu.
»Damit wäre der Scharfschütze erledigt!«, rief Dreckig. »Aber es
kommen noch mehr. Wir müssen verschwinden.«
»Du hast uns gewarnt«, sagte Kira.
»Du kannst später überrascht tun«, erwiderte Dreckig. Er kniete
neben dem toten Partial nieder, schlang sich die eigene Waffe auf den Rücken
und nahm dem Toten das Automatikgewehr ab. Dann wandte er sich an Jayden.
»Ernsthaft, mindestens zehn weitere Gegner sind hinter uns her. Wir müssen
verschwinden.«
Jayden überlegte kurz, dann stand er auf und lief die Rampe hinauf.
»Komm mit, Kira! Die Brücke ist verdammt lang.« Sie rannten jetzt aufrecht und
gaben sich keine Mühe mehr, hinter der Barriere in Deckung zu bleiben. Wenn sie
gut vorwärtskamen und sich rasch entfernten, waren sie hoffentlich vor den
Kugeln sicher. Irgendwo im Gewirr der verrotteten Autos holten sie Haru ein.
»Schön, dich zu sehen, Nick!« Haru ließ den gefangenen Partial mit
einem Grunzen sinken. »Mein Arm ist gebrochen, und Jayden ist angeschossen.
Jetzt darfst du schleppen.« Dreckig blickte nach hinten, hob die Schultern und
reichte Haru seine Waffe. Ehe er den Gefangenen aufheben konnte, schoss Haru
ihm in den Kopf. Kira schrie, Dreckig brach zusammen, und Haru schoss noch
einmal.
»Verdammt, was soll das?«, schrie Jayden.
»Ich hab’s doch gesagt, was mich angeht, sind sie beide schuldig«,
erwiderte Haru. »Ich nehme nicht mehr Partials mit als unbedingt nötig.«
»Er hat uns gerettet!«, stieß Jayden hervor. »Er hat einen
Partialsoldaten getötet.«
»Das heißt gar nichts.« Haru überprüfte das Sturmgewehr. »Jetzt halt
den Mund und trag den Gefangenen!«
»Er hat auch die Wahrheit gesagt, was die Gruppe hinter uns angeht«,
sagte Kira, die sich umgewandt hatte. »Ich erkenne mindestens einen Soldaten.
Wir werden die andere Seite nicht rechtzeitig erreichen.«
Jayden runzelte die Stirn. »Wenn die Katze sowieso schon aus dem
Sack ist, können wir auch ein paar Mäuse mitnehmen.« Er schaltete das Funkgerät
ein und sprach hinein, während er den Partial auf die Schulter nahm. »Rundruf
an alle Stellen, wiederhole, an alle Stellen, hier ist ein Team der Abwehr. Wir
überqueren gerade die Manhattan Bridge. Partials verfolgen und beschießen uns,
wiederhole, Menschen unter feindlichem Beschuss. Bitte um jede verfügbare
Hilfe.« Sie rannten jetzt. Kira hatte die Führung übernommen, Haru folgte ihr,
drehte sich hin und wieder um und gab ein paar Schüsse ab, um die Partials
aufzuhalten. »Kira«, sagte Jayden, »schalt für mich den Kanal um!« Sie drückte
auf den Knopf an Jaydens Gürtel, und er wiederholte die Durchsage. »Ich rufe
alle Stellen, ein menschliches Einsatzteam ist auf der Manhattan Bridge unter
Feindbeschuss. Ich bitte um alle verfügbare Hilfe. Schalt noch einmal um!«
Die gegnerischen Schützen waren inzwischen so nahe, dass sie in
Deckung bleiben mussten. Sie liefen im Zickzack zwischen den Autos hindurch,
suchten den Boden nach Stolperdrähten und Auslösern ab und hofften inständig,
dass Yoon alle Fallen
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