Partials 1 – Aufbruch
Kira fluchte halblaut, während sie hinter einem Auto in
Deckung ging. Die anderen rannten vorbei, sie nahm ihren ganzen Mut zusammen
und folgte ihnen zwischen die Bäume. Leider war der Park voller Zäune, die sie
daran hinderten, in das dichtere Unterholz in der Mitte vorzudringen, doch der
Randbereich war besser als nichts. Sie liefen von Baum zu Baum und achteten
darauf, immer eine Deckung im Rücken zu haben. Alle paar Blocks durchschnitt eine
breite Straße, hinter der sie wieder zwischen den Bäumen verschwinden konnten,
den Park.
Jayden hielt vor einem Taxistand inne und ließ den gefangenen
Partial mit schmerzvoll verzogener Miene zu Boden gleiten.
»Weiter!«, drängte Haru aufgebracht. »Du kannst dich ausruhen, wenn
du tot bist.« Jayden nickte und wollte den Partial wieder aufheben. Da bemerkte
Kira das Blut, das von einem seiner Arme herabtropfte.
»Jayden, du bist verletzt!«
»Weiter«, sagte Haru noch einmal.
»Er hat einen Schuss in den Arm abbekommen.« Kira betrachtete
Jaydens Wunde. »Wie lange hast du die schon?«
»Erst ein paar Blocks.« Wieder schnitt Jayden eine Grimasse und
wollte den Partial hochheben.
»Haru kann ihn tragen«, meinte Kira. »Du läufst jetzt ohne Last
weiter. Ich verbinde dich, sobald wir irgendwo in Sicherheit sind.«
»Mein Arm ist so gut wie gebrochen«, fauchte Haru.
»Halt den Mund und schnapp ihn dir!« Sie stieß ihn zu dem Partial,
dann griff sie nach Jaydens Halbautomatik und überprüfte die Kammer. »Ich
übernehme die Rückendeckung. Weiter!«
Sie rannten vorwärts, und Yoon führte sie durch ein Gewirr von
Zäunen, Bäumen und verrosteten Autos. Sie kamen an einem Zugang zur
Untergrundbahn vorbei, die Treppe führte ins Dunkle hinab. Im Vorbeigehen warf
Kira einen Blick in die Öffnung. Die Treppe war halb überflutet. Dort unten gab
es keine Deckung . Sie blieben vorerst im Park und sahen
bald darauf einen mächtigen Stahlturm vor sich aufragen.
»Das ist die Brücke«, sagte Jayden. »Nehmt den ersten Zugang, den
ihr entdeckt!«
Kira schüttelte den Kopf. »Es ist nicht dieselbe Brücke.«
»Ist das so wichtig? Wir müssen die verdammte Insel verlassen.«
»Aber die Fallen.« Sie wandte sich im Gehen um. »Die Fallen sind
noch scharf. Es ist zu gefährlich, dort hinüberzugehen.«
Eine Kugel sauste vorbei, Jayden fluchte. »Wir haben nicht mehr
viele Möglichkeiten.«
Sie rannten aus dem Park auf eine breite Straße hinaus. Vor ihnen
lag die Auffahrt der Brücke, die sich nach Südosten über den Fluss spannte. Inzwischen
waren sie alle so müde, dass sie fast taumelten und mit trockenen, heiseren
Kehlen keuchten. Eine Kugel prallte von der Betonbarriere ab, hinter der sie
gerade in Deckung gegangen waren.
»Ich habe nicht gesehen, wer es war«, sagte Kira.
»Wer es auch ist, er hat eine erheblich größere Reichweite als wir.«
Yoon hob die Pistole.
»Du gehst voraus.« Jayden nahm Yoon die Pistole ab. »Such die
Fallen, entschärf oder markier sie und tu dein Möglichstes! Haru und Kira
folgen mit dem Partial. Ich übernehme die Rückendeckung.«
»Yoon stellte gerade fest, dass wir unterlegen sind«, warf Kira ein.
»Bist du verrückt?«
»Auf große Entfernung lässt sich nichts ausrichten«, erklärte Jayden
und deutete auf das untere Ende der Rampe. »Von hier aus kann ich es auf eine
Schießerei ankommen lassen, wenn er sich dort unten blicken lässt. Früher oder
später muss er um die Ecke kommen, wenn er uns verfolgen will. Also verstecke
ich mich hinter einem Auto und warte.«
»Dann warte ich mit dir«, entschied Kira. »Ich bin deine
Sanitäterin, du Narr. Ich lasse dich nicht mit einer Schusswunde im Arm
zurück.«
»Schön, aber halt den Kopf unten!«
Yoon kroch los, Haru folgte ihr und zog den Partial hinter sich her.
Kira schlich mit Jayden hinunter und bezog hinter einem dicken Autoreifen Stellung.
Jayden hockte an der nächsten Achse des Lastwagens und behielt den Rand der
Barriere im Auge. Der Fahrer, ein verwittertes braunes Skelett, starrte
unbewegt nach vorn.
»Was denkst du, wer es ist?«, fragte Kira. »Ich meine, wer der
Partial ist. Nick oder Steve?«
»Meinst du Dünn oder Dreckig?«
Kira lachte humorlos. »Man kann sie wirklich leicht
auseinanderhalten, aber es war mir peinlich, noch einmal nachzufragen, wer
welchen Namen trägt.«
»Das werden wir wohl bald sehen«, meinte Jayden.
Kira blickte zur Brücke hinüber. »Der Wachtposten auf der anderen
Seite wird bald bemerken, dass wir die Brücke
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