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Partitur des Todes

Partitur des Todes

Titel: Partitur des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Seghers
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ins Innere des Hausflurs.
    «Was soll das… Sie haben keinRecht…»
    «Sie haben zwei Möglichkeiten: Entweder wir gehen rein und unterhalten uns. Oder ich werde Sie festnehmen und wegen versuchten Totschlags anzeigen. Und ob ich das nicht sowieso tun werde, hängt ganz davon ab, wie unser Gespräch verläuft.»
    Resigniert ließ Heubach beide Schultern sinken. Erst jetzt sah Marthaler, dass er in der rechten Hand eine Reisetasche hielt.
    «Wo wollten Sie damit hin?»
    «Ich wollte sie zum Wagen bringen. Dann wollte ich die Hunde holen.»
    «Die Hunde?», fragte Marthaler.
    Plötzlich brach der Mann in ein nervöses Keckern aus. «Keine Angst», sagte er, «es sind zwei harmlose Zwergpinscher. Wunderschöne Tiere, mit herrlichen, schlanken Körpern, sie sind…»
    «Und dann? Wo wollten Sie hin mit der Tasche und den Hunden?»
    Werner Heubachs Gesicht verwandelte sich von einer Sekunde zur anderen in das eines trotzigen Jungen. Er ließ seine Reisetasche fallen und begann mit dem rechten Fuß auf den Boden zu stampfen. Er hatte beide Hände zu Krallen geformt und kratzte sich wie besessen über die eigenen Unterarme. Mit hoher Stimme schrie er auf Marthaler ein. «Ich reise, reise, reise. Ich bin ein freier Mensch. Ich werde euch alle ruinieren. Niemand darf mir wehtun. Sie sind ein mieser, feiger Geselle, der mir wehtun will. Ich bin ein freier Reisender. Und Sie sind ein feiger, mieser, ein bösartiger Miesling.»
    Als er sah, dass Heubachs Unterarme bereits blutige Striemen zeigten, holte Marthaler aus und schlug ihmmit der rechten Hand auf die Wange.
    Sofort beruhigte sich der Mann. Seine kurze Hysterie endete in einem verzagten Schluchzen. Dann ging er vor Marthaler her und bat ihn mit einer Handbewegung, ihm zu folgen.
    Sie betraten einen großen, hellen Raum, in dem sich nichts befand außer einer Couch, zwei Stühlen und einem Fernsehgerät. Einen Bodenbelag gab es nicht. Die Möbel standen auf dem rohen Estrich. Durch die breite Fensterfront konnte man das rückwärtige Grundstück des Hauses sehen. Es bestand nur aus Erde, wucherndem Unkraut und Bauschutt.
    «Setzen Sie sich!», sagte Marthaler.
    «Hören Sie, ich…»
    Marthaler hob noch einmal seine Rechte. «Sie sollen sich hinsetzen, verdammt nochmal!»
    Heubach wich zurück, als habe erAngst, dass der Polizist ihn noch einmal schlagen könne. Dann ließ er den Kopf hängen und nahm auf einem der Stühle Platz.
    «Sie wohnen hier alleine?», fragte Marthaler.
    «Ja.»
    «Und Sie sind der Eigentümer?»
    «Ich oder die Bank, wie Sie wollen.»
    «Das heißt, Ihnen ist unterwegs das Geld ausgegangen?»
    Heubach seufzte. Dann begehrte er noch einmal kurz auf. «Ich weiß nicht, wieso Sie das alles fragen. Sagen Sie mir, was Sie…»
    Marthaler begann zu brüllen: «Ich frage! Sie antworten! Das ist die Regel. Haben Sie das kapiert? Wenn Sie einen Anwalt wollen, sagen Sie es! Wenn Sie wollen, dass ich mir einen Durchsuchungsbeschluss besorge, sagen Sie es! Dann werde ich Sie jetzt auf der Stelle ins Präsidium schaffen und in eine Arrestzelle verfrachten lassen. Wenn Sie das nicht wollen, antworten Sie gefälligst auf meine Fragen!»
    Werner Heubach saß auf seinem Stuhl und sah zu Boden. Sein Widerstand schien gebrochen.
    Plötzlich hörte man aus einem der Nebenräume ein deutliches Fiepen.
    «Was ist das?», fragte Marthaler.
    «Die Hunde. Ihre Stimme hat sie nervös gemacht. Sie mögen es nicht, wenn man schreit.»
    «Dann verhalten Sie sich so, dass ich nicht wieder schreien muss.Also: Wo waren Sie am Freitagabend zwischen zwanzig Uhr und Mitternacht?»
    Werner Heubach schaute Marthaler ungläubig an. Dann schüttelte er den Kopf. «Nein», sagte er leise, «das ist nicht Ihr Ernst. Das können Sie mir nicht anhängen. Ich habe nichts mit der Sache auf dem Boot zu tun.»
    «Wo waren Sie?»
    Heubach starrte seine Schuhspitzen an. Seine Schultern zuckten. «Sie wissen es doch. Ich war imHaferkasten. Das muss sie Ihnen doch gesagt haben.»
    «Wie lange waren Sie dort?»
    «Ich weiß nicht. Die ganze Zeit… ich…»
    «Das ist eine Lüge. Barbara Pavelic sagt, dass Sie da waren, aber auch irgendwann wieder gegangen sind. Sie erinnert sich nicht mehr genau, aber sie meint, dass Sie den Haferkasten gegen 21.45Uhr schon wieder verlassen hatten.»
    Marthaler hatte geblufft. Er hatte die Tänzerin nicht einmal danach gefragt, wie lange Heubach am Freitag in der Bar gewesen war.
    «Sie täuscht sich. Ja… ich bin irgendwann gegangen. Vielleicht um halb elf,

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