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Partitur des Todes

Partitur des Todes

Titel: Partitur des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Seghers
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Bewohner, die sich noch immer in der Sprache ihrer Herkunftsländer unterhielten. Es roch nach Zwiebeln und Knoblauch, und jedes Mal hatte Marthaler das Gefühl, für einen Moment einzutauchen in eine Welt, die anders war als jene, die ihn täglich umgab, die kleiner war, weniger anonym und schon deshalb friedfertiger.Aber nun kam er als Polizist hierher, und er wusste, dass auch dieser Ort für ihn niemals mehr derselbe sein würde wie zuvor.
    Auf dem Parkplatz stand ein fast neuer ToyotaAvensis. Im Heckfenster waren zwei Wimpel angebracht. Einer zeigte die türkischeFlagge, der andere das Emblem des Fußballvereins «Galatasaray Istanbul». Marthaler ging um den Wagen herum.Auf demArmaturenbrett lag ein brauner Umschlag mit der Adressevon Sultans Imbiss.
    «So ganz schlecht scheint er jedenfalls nicht zu verdienen», sagte Sven Liebmann mit Blick auf das Auto. «Vielleicht ist er ja doch zu Hause.»
    Als Marthaler gerade auf den Klingelknopf drücken wollte, wurde die Haustür von innen geöffnet. Ein Mädchen mit dunklen Haaren und einem großen Schulranzen auf dem Rücken huschte an ihnen vorbei ins Freie. Im Treppenhaus stand eine junge Frau im Bademantel und rief dem Mädchen etwas nach. Bevor sie in der Wohnung verschwinden konnte, hatte Liebmann seinen Ausweis gezückt.
    «Sind Sie Frau Önal? Wir würden gerne Ihren Mann sprechen.»
    «Der ist nicht da», sagte die Frau zögernd, aber in akzentfreiem Deutsch. «Ist etwas passiert?»
    «Dann müssen wir mit Ihnen sprechen», sagte Marthaler.
    «Sagen Sie mir, um was es geht.»
    «Bitte, lassen Sie uns in der Wohnung reden.»
    Die Frau nickte. Ihre Augen waren gerötet. Es sah aus, als habe sie geweint. Sie führte die beiden Polizisten ins Wohnzimmer, wo eine alte Frau im Sessel saß und auf den laufenden Fernseher schaute.
    «Das ist Erkans Großmutter. Sieschläft nicht mehr, seit ihr Mann vor einem halben Jahr gestorben ist. Nehmen Sie Platz, ich ziehe mir rasch etwas an.»
    Marthaler und Liebmann setzten sich nebeneinander aufdie Couch. Die Großmutter wandte ihren Blick vom Bildschirm ab und schaute die Männer an. Sie schien sich nicht über den fremden Besuch zu wundern.
    «Sprechen Sie deutsch?», fragte Liebmann. «Wir sind auf der Suche nach Ihrem Enkel. Wissen Sie, wo er ist?»
    «Ja. Deutsch», sagte dieAlte lächelnd. Dann wandte sie sich wieder dem Fernseher zu.
    Fünf Minuten später kam Erkan Önals Frau zurück. Sie hatte jetzt eine Jeans und ein Sweatshirt an.
    «Kann ich Ihnen etwas anbieten?», fragte sie. «Möchten Sie etwas trinken?»
    «Nein, danke», sagte Sven Liebmann.
    «Ja, gerne», sagte Marthaler.
    Die junge Frau lachte. «Mögen Sie einen Mokka?»
    Beide Polizisten nickten.
    Die junge Frau sagte ein paar Worte auf Türkisch. Die Großmutter erhob sich und schlurfte davon.
    «Sagen Sie mir, was mit Erkan ist! Wo ist er?»
    «Wir wissen nicht, wo Ihr Mann sich aufhält, aber wir müssen ihn dringend sprechen. Ich muss Sie bitten, uns ein paar Fragen zu beantworten», sagte Marthaler. «War das Mädchen mit dem Schulranzen Ihre Tochter?»
    Frau Önal schaltete den Ton des Fernsehers aus und setzte sich.
    «Ja, sie ist unsere Älteste.»
    «Sie haben noch ein Kind?»
    Frau Önal lächelte. «Ja, nein, wir haben noch zwei kleinere. Es sind Zwillinge. Neun Wochen alt. Sie schlafen nebenan.»
    Sie zeigte auf ein gerahmtes Foto, das auf dem Fernseherstand. Es zeigte die lachenden Eltern, wie sie im Innenhof vor ihrem neuenAuto standen. Jeder hatte eines der Babys auf demArm. Zwischen ihnen stand ihre schulpflichtige Tochter.
    «Wann haben Sie Ihren Mann zuletzt gesehen?»
    in die Stadt gefahren. Wir haben gegen Abend noch einmal telefoniert.»
    «Ist Ihnen bei diesem Gesprächirgendetwas aufgefallen? War er anders als sonst? Hat er gesagt, wann er nach Hause kommt?»
    «Er hat gesagt, dass es wohl später würde. Normalerweise macht er gegen dreiundzwanzig Uhr Schluss.Aber jemand hatte am Nachmittag angerufen und noch für den späten Abend einen Tisch bestellt.»
    «Aber er ist heute Nacht gar nicht nach Hause gekommen?»
    «Nein.Um vier Uhr bin ich aufgewacht und habe die Zwillinge gefüttert. Er war nicht da. Ich habe versucht, ihn anzurufen, aber er hat sich nicht gemeldet.»
    Erkan Önals Großmutter brachte zwei Tassen Mokka und stellte sie auf den Tisch.Dann setzte sie sich wieder in ihren Sessel und schaute auf den stummen Bildschirm des Fernsehers.
    «Haben Sie finanzielle Probleme?», fragte Sven Liebmann.
    Die junge Frau sah

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